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Verhaltenstherapie für Hunde und Katzen: Nachfrage besteht!

München (aho) – In einer Studie am Institut für Tierhygiene, Verhaltenskunde und Tierschutz der LMU – München wurde untersucht, wie häufig verschiedene störende oder problematische Verhaltensweisen bei Hunden und Katzen zu beobachten waren, wobei das Problembewußtsein der Tierbesitzer bezüglich dieser Verhaltensweisen ein bedeutendes Kriterium der Studie darstellte. Mit Hilfe eines Fragebogens, der zu diesem Zweck anhand der Literatur für jede der beiden Tierarten erarbeitet wurde, sollten Informationen über allgemeine Eigenschaften, Haltungsbedingungen und spezielle Verhaltens- weisen der Tiere gesammelt werden. Die Fragebögen wurden in den Wartezimmern von 2 Tierkliniken und 8 Kleintierpraxen im Münchner Raum ausgelegt; die Tierbesitzer wurden gebeten,den Fragebogen während der Wartezeiten auszufüllen. Auf diese Art konnten insgesamt Daten über 308 Hunde und 300 Katzen zusammengetragen und statistisch ausgewertet werden.

Die Einstellung der Besitzer zu den Verhaltensweisen ihrer Tiere ließ erkennen, daß 44,8% Hundebesitzer das Verhalten ihres Tieres als Wesenszug akzeptierten, dagegen 21,4% Besitzer einige Verhaltensweisen ihrer Hunde doch als störend empfanden, und eine Veränderung des problematischen Verhaltens wünschten. Daneben waren 31% Hundehalter überzeugt, daß ihr Tier keine störenden Verhaltensweisen zeigte. Bei den Katzen akzeptierten 52% Besitzer das Verhalten ihrer Katze als Wesenszug, und nur 11% Besitzer wünschten eine Lösung der problematischen Verhaltensweisen ihrer Tiere. Ebenfalls gaben 29,3% Katzenhalter an, daß sich das Tier keineswegs störend verhielt. Bei der Auswertung der speziellen Fragen zum Hunde- und Katzenverhalten stellten sich nachfolgende Ergebnisse heraus:

Die häufigsten störenden oder problematischen Verhaltensweisen, welche für Hunde angeführt wurden, zählten zu folgenden Verhaltensbereichen: Aggressionen verschiedener Art, wobei häufiger aggressives Verhalten gegenüber anderen Artgenossen als gegenüber Menschen genannt wurde; als meistgenannte Aggressionsform wurde territorial aggressives Verhalten gegenüber anderen Hunden (40,3%) aufgezählt. Weitere Verhaltensweisen, die gemäß Angaben der Besitzer zahlreich auftraten, waren forderndes Verhalten (35,1%) und die Aufnahme ungeeigneter Gegenstände und Substanzen (24%).

Die häufigsten Problembereiche, welche von Katzenbesitzern angegeben wurden, gehörten zu den Verhaltensbereichen destruktives Kratzen (42,7%) und instrumentell forderndes Verhalten (41,7%). Unterschiedliche Aggressions- formen kamen ebenfalls mehrfach zum Vorschein, wobei aggressives Verhalten gegenüber Menschen wesentlich öfter erwähnt wurde als Aggressivität gegenüber anderen Katzen; die Aggressionsform, welche am häufigsten genannt wurde, war die spielerische Aggression gegenüber den Besitzern (29%). Bei beiden Tierarten war allerdings der meistbezeichnete Verhaltensbereich die Angst vor Umwelteinflüssen (46,8% der Hunde und 44,7% der Katzen), welche aber in der Regel von den Tierbesitzern als Wesenszug des Tieres akzeptiert wurde. Andere Verhaltensbereiche, welche gemäß Literaturangaben häufig auftraten, kamen in dieser Untersuchung nicht so stark zum Vorschein; das betraf vor allem das Verhalten der Trennungsangst bei Hunden, das in dieser Studie von 17,5% Hunden demonstriert wurde, und mangelhafte Stubenreinheit, welche von 16,9% Hunden gezeigt wurde. Bei Katzen traten Probleme mit dem Ausscheidungs- verhalten (Stubenreinheit / 28,7%) seltener auf als in der Literatur beschrieben.

Bei der Auswertung der allgemeinen Daten der Tiere, ergab sich, daß in der heutigen Zeit, Haustiere einen hohen Stellenwert im Leben ihrer Besitzer einnahmen; als eine erfreuliche Folge dieser Wertschätzung war zu betrachten, daß sich die meisten Besitzer bereit erklärten, vielerlei Behandlungsmethoden anzuwenden, wenn ihr Tier Verhaltensprobleme aufweisen würde. Zu diesen Behandlungsmethoden zählte u.a., eine verhaltenstherapeutische Beratung aufzusuchen, wenn dadurch einem vorhandenen Verhaltenproblem abgeholfen werden konnte (85,7%; Hundebesitzer und 80,7% Katzenbesitzer). Außerdem gaben 66,6% Hundebesitzer und 59,7% Katzenbesitzer an, es zu begrüßen, wenn der eigene Tierarzt eine verhaltenstherapeutische Sprechstunde anbieten würde. Über die Hälfte der Hundehalter und ein Drittel der Katzenhalter zeigten die Bereitschaft, 100,- DM und mehr als Honorar für eine verhaltenstherapeutische Beratung ihrer Tiere zu leisten.

Angesichts dieser Ergebnisse kommt die Autorin zu dem Schluß, daß im Bereich der Verhaltenstherapie ein weiteres Betätigungsfeld für Tierärzte liegt, da offenbar von Tierbesitzern diese tierärztliche Leistung nachgefragt wird.

Quelle:

Tiefenbach, Petra Untersuchungen über die Häufigkeitsverteilung von Verhaltensproblemen bei Hunden und Katzen Dissertationen an der Tierärztlichen Fakultät (Institut für Tierhygiene, Verhaltenskunde und Tierschutz) der LMU – München im Sommersemester 2001

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