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Leishmaniose bei einem Pferd in Süddeutschland

Gießen (aho) – In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Veterinary Parasitology“ berichtet ein Autorenteam über den ersten Fall „cutaner Leishmaniose“ bei einem Pferd in Süddeutschland. Der Krankheitsfall ist bemerkenswert, da weder das betroffene Pferd noch seine Mutterstute jemals in Leben den süddeutschen Raum verlassen haben. „Leishmania infantum“ wurde bisher in Mitteleuropa nicht bei Pferden nachgewiesen. Der Erreger Kommt im Mittelmeerraum vor und wird dort über die Weibchen der Sand- oder Schmetterlingsmücken auf Tiere und Menschen übertragen. Beim Menschen ist die Erkrankung auch als sogenannte „Orientbeule“ bekannt.

Der dreieinhalbjährige Hengst aus einen Dorf südlich von Augsburg wurde im Dezember 2000 zur Kastration in eine Tierklinik in Bobingen eingestellt. Gelegentlich der Operation wurde dem Patienten ein Hautknötchen in der Nähe des rechten unteren Augenliedes entfernt. Das Objekt wurde nicht weiter untersucht. Innerhalb von zwei Monaten kehrte der Knoten zurück und nahm rasch an Größe zu. Die darüberliegende Haut hatte sich geschwürig verändert. Gleichzeitig entwickelten sich mehrere Knötchen in Augenhöhe auf der rechten Kopfseite. Verschiedene nunmehr durchgeführten labordiagnostischen Untersuchung wiesen schließlich den einzelligen Parasiten „Leishmania infantum“ nach. Antikörper gegen L. infantum waren nicht feststellbar. Auch zeigte das Pferd niemals Symptome, die auf eine Leishmaniose hätten hinweisen können. Die Knötchen und Hautgeschwüre heilten dann ohne spezifische Therapie innerhalb weniger Monate ab.

Die Autoren äußern ihre Befürchtung, daß der Parasit „Leishmania infantum“ nach Süddeutschland eingeschleppt wurde und jetzt dort dauerhaft vorkommt. In Deutschland wurde die Leishmaniose auch bei einem 15 Monate alten Kleinkind und zwei Hunden nachgewiesen, obwohl die Patienten niemals im Mittelmeerraum waren. Hingegen wird bei Hunden, die mit ihren Besitzen einen Urlaub am Mittelmeer verbracht hatten, häufiger Leishmaniose diagnostiziert. Zudem werden in zunehmendem Maße streunende Hunde durch Tierschützer aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland importiert. Die Autoren verweisen auf die Tatsache, daß bei Untersuchungen von Hunden aus Südeuropa und Nordafrika wenigstens der Hälfte der Tiere mit Leishmania infiziert waren. Infizierte Importhunde könnten so Leishmanien auf die in Deutschland vorkommenden Sandmücken übertragen habe.

Da Leishmania infantum nicht nur ein Krankheitsrisiko für Tiere sind, sondern auch beim Menschen schwerwiegende Erkrankungen hervorrufen können, fordern die Autoren, dieser bedenklichen Entwicklung verstärkte Aufmerksamkeit zu widmen.

Anläßlich des „29. Seminars Umwelthygiene“ in Hannover am 23. Februar 2001 wies Prof. Dr. Arwid Daugschies vom Institut für Parasitologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover auf die Gefahr hin, daß durch die zunehmend mobile Gesellschaft Parasiten über Haustiere in Regionen verschleppt werden, in denen sie ursprünglich nicht oder nur selten vorkommen. Die Mitnahme von Hunden auf Urlaubsreisen in subtropische oder tropische Länder setzt die voll empfänglichen Tiere einer Infektion z. B. mit Babesien und Dirofilarien aus, so dass nach Rückkehr eine klinische Erkrankung auftreten kann. Aus Tierliebe aus Endemiegebieten mitgebrachte Tiere können mit Parasiten befallen sein, die (bisher) hierzulande nicht vorkommen (z.B. Leishmania infantum / Leishmaniose) oder selten (z.B. Echinococcus granulosus) sind. Eingeschleppte Parasiten wie Babesia canis und Rhipicephalus sanguineus haben sich mittlerweile in Deutschland angesiedelt.

Quelle: Kernt Köhler, Maximilian Stechele, Udo Hetzel, Mariano Doming, Gabriele Schönian, Horst Zahner, Eberhard Burkhardt: Cutaneous leishmaniosis in a horse in southern Germany caused by Leishmania infantum Veterinary Parasitology 109 (2002) 9–17

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