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Wenn Katzen kratzen

(aho) – Ein kleiner Katzen – Kratzer kann schwerwiegende Folgen haben. Humanmediziner berichteten kürzlich in der „Schweizer Medizinischen Wochenschrift über einen 54jährigen Patienten, der wegen einer seit 3 Wochen zunehmenden Schwellungen hinter den Ohren mit seit 2-3 Tagen bestehender schmerzhafter Bewegungseinschränkung und leicht erhöhter Temperatur einen Arzt aufsuchte. Hinter dem linken Ohr fand der Arzt einen 3×4 cm grossen Knoten mit zentraler Kruste und deutlicher Schwellung entlang der linken Halsseite. Der Patient berichtete, dass sich die oben beschriebene Hautveränderung aus einer leicht juckenden Papel im Anschluss an eine Kratzverletzung durch seine Hauskatze vor einem Monat entwickelt habe. Aufgrund des klinischen Befundes sowie der typischen Vorgeschichte wurde die Verdachtsdiagnose „Katzenkratzkrankheit“ gestellt, die in einer Laboruntersuchung (serologisch) bestätigt werden konnte. Drei Tage später bildete sich eine Abszeß, welches gespalten wurde. Der Patient erhielt dann noch über drei Tage ein Antibiotikum. (1)

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Bild: Primärläsion an Daumen: eine kleine juckende Papel.

Die Katzenkrankheit wird durch Bartonella henselae (gramnegative Stäbchen) von
infizierten Katzen, welche selbst nicht erkranken (Wirtsorganismus), übertragen. Bei den betroffenen Patienten handelt es sich zu 80% um Kinder und Jugendliche. In 9 von 10 Fällen zeigt die Erkrankung einen typischen Verlauf mit Ausbildung einer papulösen Primärlasion an der Kratzwunde, die zur Abszeßbildung neigt. Darauf folgt eine regionale Lymphadenopathie (Lymphbahnentzündung), die zuweilen das einzige Symptom bleibt. Je nach dem wo die Katze gekratzt hat, schwellen die Achsel – (46%), Nacken – (26%) oder Leistenlymphknoten (26%). Nur bei einem Drittel der Patienten entwickelt sich Fieber und Allgemeinsymptome, noch seltener auch rheumatische Beschwerden. Ohne Therapie erfolgt gewöhnlich nach 2-4 Monaten die Spontanheilung und muß differretialdiagnostisch, z.B. von einer Toxoplasmose oder einer durch Mykobakterien bedingten Lymphadenopathie abgegrenzt werden.

Bei immundefizienten Patienten (HIV) nimmt die Infektion einen ungleich schwereren Verlauf als sogenannte „Bazilläre Angiomatose“ (Blutgefässproliferation mit Gefahr von starken Blutungen), die eine ähnliche klinische Symptomatik wie das Karposisarkom zeigt. Weiter Kompflikationen sind eine Blutvergiftung (Bakteriämie) mit nachfolgender Endokarditis (Herzinnenhautentzündung). Es können auch Infektionen der Darmschleimhaut, der Leber, der Milz, des Knochens, der Lunge und gelegentlich auch des ZNS auftreten. Diese Erscheinungen werden meist von Lymphknotenschwellungen, Fieber und Gewichtsverlust begleitet.

Weit verbreitet

Bartonella henselae ist bei Hunden und Katzen verbreitet. In einer aktuellen Untersuchung in Großbritannien hatten mehr als 40% aller Hauskatzen, fast 42% aller verwilderter Katzen und drei Prozent aller getesteten Haushunde Antikörper gegen Bartonella henselae (2).

Auch in Deutschland sind Katzen offensichtlich mit „Bartonella henselae“ infiziert. An der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität München wurden insgesamt 713 Katzenseren aus zwei Regionen Deutschlands auf Antikörper gegen Bartonella quintana und Bartonella henselae untersucht. In 107 (15 %) Seren wurden Bartonella-spezifische Antikörper gefunden. Im einzelnen reagierten 102 (14,3 %) Seren positiv mit Bartonella quintana, 40 (5,6 %) mit Bartonella henselae/ Marseille und 44 (6,2 %) mit Bartonella henselae/Houston. Alter, Rasse, Geschlecht, Haltungsbedingungen, Jagdverhalten, Kontakt mit verwilderten Katzen sowie der gleichzeitige Nachweis von Toxoplasma gondii-spezifischen Serumantikörpern hatten keinen nachweisbaren Einfluß auf die Häufigkeit des Nachweises im Blut.

Fazit: Katzenbesitzer und ihre Familienangehörigen sollten sich insbesondere beim Hantieren (Eingabe von Arzneimitteln) mit widerspenstigen Katzen durch Handschuhe schützen. Dies gilt insbesondere auch für Tierärzte und deren Mitarbeiter, wenn im Rahmen einer Behandlung Zwangsmaßnahmen durchgeführt werden sollen.

Literatur:
(1) Schad K, Kreyden O Ph, Trüeb RM. Wenn Katzen kratzen.
Schweiz Med Wochenschr 2000;130:1382.

(2) A. Barnes, S. C. Bell, D. R. Isherwood, S. D. Carter, M. Bennett,
Evidence of Bartonella henselae infection in cats and dogs in the United Kingdom
The Vet Record Vol. 147 Number 24; pp. 673-677; 9th December 2000

(3) Haimerl, Michael
Untersuchungen zur Seroprävalenz von Bartonella-Spezies und Afipia felis bei Katzen in Deutschland; Dissertation Univ. München, Vet. – Med. Fakultät, WS 98-99

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