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Borna-Virus: Zweifarbige Feldspitzmaus als Überträger identifiziert

pferd_tierarzt_02.jpg(aid) – Die zweifarbige Feldspitzmaus zählt zu den geschützten Arten in Mitteleuropa. Aber diese pelzigen Insektenfresser tragen ein dunkles Geheimnis mit sich: Wissenschaftler der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben entdeckt, dass vor allem die zweifarbigen Vertreter dieser Mäuseart das Borna-Virus in sich tragen und als Ãœberträger fungieren. Die Borna-Krankheit ist eine virale Infektionserkrankung, die das Gehirn und das Rückenmark vor allem von Pferden und Schafen befällt und tödlich verläuft.

Die Bicolor-Spitzmaus ( Crocidura leucodon ) lebt ausschließlich in Mitteleuropa – der Region, in der die Borna-Krankheit auftritt. Betroffen sind vor allem Deutschland, aber auch der östliche Teil der Schweiz und das Vorarlberg im Westen Österreichs. Lange Zeit haben die Wissenschaftler über mögliche Ãœbertragungsmechanismen des Borna-Virus gerätselt. Die zweifarbige Spitzmaus zählte zwar bereits seit längerem zum Kreis der Verdächtigen, aber der endgültige Beweis fehlte. Im Rahmen einer Studie wurden in der Region Sachsen-Anhalt 107 tote Spitzmäuse untersucht.

Von den 58 zweifarbigen Spitzmäusen trugen 14 das Borna-Virus in sich. In den anderen Spitzmaus-Arten wurden keine Borna-Viren nachgewiesen. Eine genetische Analyse der aus zweifarbigen Spitzmäusen und Pferden gewonnenen Viren erbrachte den Beweis, dass diese Mäuseart als „Erregerreservoir“ wirkt. Die in den Spitzmäusen gefundenen Virusstämme entsprechen exakt den Stämmen von kranken Pferden in der gleichen Region. Dies stützt die Annahme, dass sich im Laufe der Jahrhunderte Virus-Untertypen entwickeln konnten, diese sich aber aufgrund der Standorttreue ihrer Wirtstiere nicht über das betreffende Areal verbreitet haben.

Durch die Untersuchung von Gewebeproben wurde weiterhin entdeckt, dass die Spitzmäuse signifikante Mengen des Virus in fast allen Organen, vor allem in der Mundschleimhaut, in den Atemwegen und in der Haut in sich tragen. Abgestorbene Hautschüppchen von diesen Tieren gelten daher als Ursache für eine Ansteckung. Deshalb gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Infektion über die Atemwege und nicht, wie bisher vermutet, über den Verdauungstrakt erfolgt. Die Ãœbertragung erfolgt nicht von einem infizierten Tier auf ein anderes Tier, sondern benötigt einen Zwischenwirt – die Feldspitzmaus. Die Krankheit ist daher nicht direkt ansteckend, weshalb auch nie alle Mitglieder einer Herde, sondern nur einzelne Individuen davon betroffen sind. Das Fernhalten dieser kleinen Nagetiere von den Ställen ist dabei die beste Vorsorgemaßnahme.

Anke Klabunde, aid

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