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Hokus Focus

(lme) – Unter der Ãœberschrift „Das fette Versprechen“ widmete der Focus in dieser Woche ( Nr.25/2004) seine Titelstory den boomenden LowCarb-Diäten. Aufgrund der enormen Popularität dieser kohlenhydratreduzierten Kostformen war eine sachliche Aufklärung und wissenschaftlich undogmatische Einschätzung für die deutschen Verbraucher auch mehr als überfällig. Immerhin diskutiert man dieses Thema in USA und England seit mehreren Jahren. Insofern war das Engagement des Focus löblich.

Die Ökotrophologin Ulrike Gonder meint dazu:

Das Ergebnis strotzt allerdings nur so von Fehlern und ärgerlichen „alten Hüten“. Der unerheblichste Missgriff mag dabei sein, dass aus Robert Atkins ein Richard Atkins wurde. Falsch ist auch, dass er die Fett-Eiweiß-Diät erfunden habe. Lange vor Atkins hat beispielsweise der Mediziner Wolfgang Lutz aus Österreich vor allzu viel Kohlenhydraten im Essen gewarnt und zu mehr Fett (auch gesättigten Fettsäuren) und Eiweiß geraten. Sein Buch „Leben ohne Brot“, eines der klügsten Ernährungsbücher, die ich je gelesen habe, wurde jedoch von den etablierten Ernährungsexperten jahrzehntelang ignoriert oder diskreditiert – und zwar ohne dass man handfeste Belege gegen Lutz´ Erfahrungen hätte anbringen können.

Der Focus ging ähnlich vor. Er hat sich zwar mit gut informierten und belesenen LowCarb-Vertretern unterhalten, die Résümeés zeigen jedoch, dass man sich mal wieder nicht an der wissenschaftlichen Datenlage orientiert hat, sondern an Meinungen. Oder fiel der Redaktion gar nicht auf, dass sich der Göttinger Ernährungspsychologe Pudel selbst widerspricht? Er musste zwar zugeben, dass man mit LowCarb-Diäten sowohl abnehmen als auch seine Blutwerte verbessern kann, rät aber trotzdem davon ab.

Die Experten haben zwar völlig recht, wenn sie das Fehlen von Langzeiterfahrungen mit LowCarb-Diäten anmahnen – sie lassen jedoch unerwähnt, dass sie für ihre eigenen, kohlenhydratreichen Diätempfehlungen ebenfalls keine langfristigen Erfolge vorweisen können. Und dass die Kurzzeitstudien, von denen es ein paar mehr gibt, als jene zwei, die der Focus erwähnt, in aller Regel besser abschneiden: beim Gewichtsverlust, beim Fettverlust, bei der Sättigung und bei den Blutwerten.

Der „Oberklopfer“ aber ist, dass ein Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung bemängelt, die LowCarb-Diäter würden weniger Kalorien essen und deswegen abnehmen. Das hat erstens niemand bestritten und zweitens ist es doch genau das, was alle wollen: Dass die Dicken weniger essen und abnehmen.

Für ein Magazin, dass gerne mit dem Slogan „Fakten, Fakten, Fakten“ wirbt, wundert es schon sehr, dass gerade die Zahlen und Fakten in diesem Artikel häufig falsch sind:

· Die Nährstoffaufteilung bei der LOGI-Diät (Behauptung nur 10 Energie% Kohlenhydrate) ist ebenso falsch wie

· der hohe Eiweißanteil der Atkins-Diät (angeblich bis 60 Energie%, was physiologisch gar nicht möglich ist),

· die Behauptung, dass zwei Scheiben Toast den Blutzucker ebenso ansteigen ließen wie 70 Gramm Traubenzucker,

· dass „jedes Gramm Fett“ direkt auf den Hüften landet,

· dass bei LOGI alkoholische Getränke „tabu“ seien,

· dass Nicolai Worm predige, man könne unbegrenzt Ham and Eggs futtern, ohne dick zu werden,

· dass Diäten, die rein aufs Kaloriensparen setzen, ausgewogen seien,

· dass es die ungesättigten Fett in der Wurst seien, die zum Arterienverschluss führen (übrigens tun dies auch die gesättigten nicht, die wohl eigentlich gemeint waren),

· dass Omega-3-Fettsäuren den Cholesterinspiegel senken (sie senken die Triglyceride),

· außerdem werden Omega-3-Fettsäuren mit einfach ungesättigten Fettsäuren verwechselt. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Fazit: Haarsträubend! Es wäre wohl besser gewesen, das Manuskript vor Drucklegung den interviewten Fachleuten noch einmal vorzulegen. Dann hätten die Leser gute Informationen bekommen, was angesichts der zunehmenden Verunsicherung in Sachen gesunder Ernährung dringend nötig ist.

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