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Kohlenhydrate oder Fett sparen? Wie Presse und Ernährungsberater für dumm verkauft werden Eindrücke vom „Update Ernährungsmedizin 2011“ in München

(ugo) – Am 28. und 29. Oktober lud das Else-Kröner-Fresenius-Zentrum (EKFZ) für Ernährungsmedizin in Kooperation mit der ZIEL-TUM-Akademie zum zweiten Mal Ernährungsmediziner, Ernährungswissenschaftler und Diätassistenten zu einer Fortbildungsveranstaltung ins Münchner Klinikum Rechts der Isar ein. Ziel des „Update Ernährungsmedizin 2011“ war es, „die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Ernährungsberatungsfachkräften und Industrie zu fördern“, wie der Direktor des EKFZ Prof. Dr. Hans Hauner einleitend feststellte.

Um das Positive zuerst zu nennen: Die Vorträge zu den Themen Kachexie und Sarkopenie, Mangelernährung im Alter, Ernährung von Dialyse-Patienten, Prä- und Probiotika, Allergien und Unverträglichkeiten, Ernährung und Darmkrebs sowie Omega-3-Fettsäuren in der Schwangerschaft, bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Rheuma waren interessant, aktuell, ausgewogen und fundiert. Die unrühmliche Ausnahme stellte der Beitrag über Ernährung und Brustkrebs dar, bei dem die Rolle der Fette falsch dargestellt wurde. Obwohl die fettarme Kost zur Prävention von und Ernährung bei Brustkrebs bereits mehrfach scheiterte, startet die Referentin nun eine Studie, bei der sie Patientinnen genau dies empfehlen wird: viele Kohlenhydrate und wenig Fett. Das verstehe, wer will.

Gleich zu Beginn der Fortbildung geschah ebenfalls Ärgerliches. Die neue DGE-Leitlinie „Kohlenhydrate in der Primärprävention“ sollte vorgestellt und auch diskutiert werden. PD Dr. Jakob Linseisen und Dr. Janine Kröger trugen vor, dass es keine Evidenz dafür gibt, dass eine hohe Kohlenhydratzufuhr vor Herz- und Gefäßerkrankungen, Adipositas oder Typ-2-Diabetes schützt. Das hielt Prof. Hauner jedoch keineswegs davon ab, als Vorsitzender des Leitlinienausschusses und im Namen der DGE weiterhin eine hohe Kohlenhydratzufuhr für die Allgemeinbevölkerung zu empfehlen. Zwar heißt es nun nicht mehr mindestens 50 Prozent der Kalorien, sondern ca. 50 Prozent. Dies sei zudem ein Orientierungswert, so Hauner, keine fixe Größe.

Wie kann man ohne jegliche Evidenz eine derartige Empfehlung aussprechen bzw. aufrecht erhalten? In der anschließenden Diskussion konnte Hauner dies nicht nachvollziehbar darlegen. Vielmehr flüchtete er sich in geradezu abenteuerliche Darstellungen: Die Kohlenhydrataufnahme sei aktuell noch immer zu niedrig (sagt wer?), die Fettzufuhr zu hoch (gemessen an was?), eine geringe Energiedichte lasse sich nur mit einer ballaststoff- und kohlenhydratbetonten Ernährung erreichen (ist schlicht falsch). Dann folgten auch noch ökologische und umweltpolitische Aspekte, die zwar an und für sich ihre Berechtigung haben, hier jedoch völlig unglaubwürdig wirkten. Schon eher mochte man glauben, dass es „politische Gesichtspunkte“ für die wissenschaftlich nicht nachvollziehbaren Empfehlungen der DGE gebe.

Ebenso wie im Vortrag über Ernährung und Brustkrebs wurden selektierte Daten dargestellt und teilweise einseitig interpretiert. Von sachlicher Diskussion war man hier weit entfernt. Was wird damit wohl bezweckt? Wem nützt dieses Vorgehen? Und für wie tumb hält man eigentlich das Publikum?

Besonders haarsträubend muss es in der Pressekonferenz zugegangen sein, zu der der einzige Referent, der sich bei der Fortbildung gegen eine hohe Kohlenhydratzufuhr aussprach, Prof. Dr. Nicolai Worm, erst gar nicht eingeladen wurde. So konnte man unter sich bleiben und allerlei Unsinn über Low-Carb-Kostformen erzählen, wie den Abstracts zur Pressekonferenz zu entnehmen ist. Dort ist unter anderem zu lesen, kohlenhydratreduzierte Kostformen wären riskant, weil sie das LDL-Cholesterin, Harnsäure und Harnstoff erhöhen würden und zu wenig Ballaststoffe enthielten. Außerdem hätte die „heimische Agro-Industrie“ ein Interesse an Low Carb. Jetzt also Verschwörungstheorien, weil es an Evidenz fehlt?

Der entscheidende Satz für die Presse stammt von Prof. Hauner: „Die Analyse der verfügbaren Literatur erlaubt es nicht, dezidierte Angaben zur optimalen Kohlenhydratzufuhr abzuleiten.“ Dem wäre eigentlich nichts hinzuzufügen. Dennoch folgt auch hier der Salto rückwärts: Trotzdem werde ein Kohlenhydratanteil von ca. 50 % als „sinnvoll angesehen und empfohlen“.

Man könnte auch sagen: Wir haben uns festgelegt, kommt uns jetzt bloß nicht mit Fakten. Das scheint der mentale Zustand der deutschen Ernährungsmedizinerzunft 2011 zu sein. Hoffentlich haben es die anwesenden Journalisten bemerkt und sich nicht vom zeitgeistigen Nachhaltigkeitsgedusel einlullen lassen.

Besuchen Sie auch den Internetauftritt der Oekotrophologin Ulrike Gonder.

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