Expertenanalyse: Spekulation hat keinen Einfluss auf Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise
Kiel (lme) – Rohstoff- und Nahrungsmittelspekulanten wird vorgeworfen, durch ihr Handeln die Preise von Weizen, Soja oder Kaffee in die Höhe zu treiben.
Aber nun kommen die Ökonomen Karl Finger von der Kieler Universität und Stefan Reitz von Institut für Weltwirtschaft (IfW), ebenfalls in Kiel, zu einem anderen Schluss: Die zunehmende Spekulation auf den Märkten für Rohstoffe und landwirtschaftliche Grunderzeugnisse haben im Allgemeinen nicht zu den enormen Preisanstiegen für diese Güter beigetragen. Dies ist das zentrale Ergebnis einer Analyse der Ökonomen, die jetzt in der Reihe Kiel Policy Brief veröffentlicht wurde.
Viele Stimmen in Öffentlichkeit und Politik haben in letzter Zeit immer wieder auf die schädlichen Wirkungen der Spekulation von Finanzinvestoren auf Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise verwiesen. Spekulationsbedingt steigende Nahrungsmittelpreise würden die Armut in Schwellenländern erhöhen und auch in Industrieländern viele Bezieher niedriger Einkommen treffen.
Vor diesem Hintergrund haben Karl Finger und Stefan Reitz den Einfluss von „Financials“, die nicht an der Produktion oder der Weiterverarbeitung von Rohstoffen beteiligt sind und eher aus Spekulationsgründen auf Rohstoffmärkten handeln, auf die Preise von Agrarrohstoffen im Zeitraum 2006–2013 analysiert. Sie konzentrieren sich auf so genannte Futures-Märkte. Hier werden sich Financials mit Longkontrakten eindecken, wenn sie steigende Preise erwarten. Denn deren Wert nimmt mit steigenden Rohstoffpreisen zu. Überwiegen Longkontrakte in den Portefeuilles der Financials, ist dies ein Indiz dafür, dass sie spekulativ auf steigende Preise setzen.
Die empirische Analyse der Autoren zeigt, dass Financials durch ihre Aktivitäten auf den Future-Märkten lediglich zu Preissteigerungen für Kakao und Lebendrinder beigetragen haben. Für alle anderen untersuchten Agrarrohstoffmärkte ist dagegen mit den angewandten Analysemethoden kein Einfluss von spekulativen Aktivitäten auf die Rohstoffpreise nachweisbar.
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