Der Tierarzt als Berater des Landwirts: Bayer-Nutztierakademie vermittelt Fertigkeiten zur Bestandsanalyse und Beratung landwirtschaftlicher Betriebe

Leverkusen (Bayer) – Das Führen eines modernen Nutztierbetriebes ist eine hochkomplexe Aufgabe. Die Veränderung kleinster Parameter, etwa bei der Tierhaltung oder Fütterung, kann erhebliche Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Herde und die Profitabilität des Betriebes haben. Wenn es um die Analyse von Schwachstellen in einem Betrieb und die Entwicklung langfristiger Lösungsstrategien geht, ist der Tierarzt mit seinem Know-how gefragt. Um eine professionelle und effiziente Bestandsanalyse erstellen und ihre Inhalte kommunizieren zu können, bedarf es spezifischer Fertigkeiten. Aus diesem Grund hat Bayer HealthCare Deutschland im Rahmen der Bayer-Nutztier-akademie den Workshop „Ganzheitliche Bestandsanalyse in einem Milchviehbetrieb“ entwickelt und in Husum zum ersten Mal mit Rinder-Tierärzten durchgeführt.
Schwerpunkt des zweitägigen Workshops war es, gemeinsam einen Milchkuhbetrieb zu besuchen und diesen systematisch und in einem ganzheitlichen Ansatz zu analysieren. Am ersten Tag wurde das Rüstzeug dazu vermittelt. Dr. Johann Haunroth aus Bad Bederkesa, Fachtierarzt für Rinder, stellte einen Leitfaden für eine umfassende Bestandsanalyse vor. Später wurde der Praxisbetrieb anhand von Daten präsentiert und eine erste Verdachtsdiagnose erarbeitet. Dabei wurden u. a. die MLP-Daten und die Rationen der verschiedenen Leistungsgruppen detailliert analysiert.

Dr. Joachim Kleen aus Uplengen, ebenfalls Fachtierarzt für Rinder und darüber hinaus Trainer für Kommunikation, Rhetorik und Gesprächsführung, stimmte die Teilnehmer auf die Beratung und Kommunikation mit Betriebsleitern ein. Er machte deutlich, dass der Tierarzt im Wettbewerb mit anderen Beratern etwa von Futtermittelherstellern oder Zuchtunternehmen steht. Die Rolle des Beraters müsse bewusst angenommen und ausgefüllt werden. Ein wichtiger Hinweis des Referenten: Um die Beratungsarbeit als separate Leistung darstellen zu können, sei sie idealerweise getrennt von der kurativen Tätigkeit zu halten. Zur Vorbereitung des Betriebsbesuchs am folgenden Morgen wurde eine Strategie für das Eröffnungsgespräch mit dem Landwirt erarbeitet. Hierbei wurde besonderes Gewicht darauf gelegt, die Wünsche und Erwartungen des Landwirts zu erfahren, um sie in die spätere Beratungsstrategie einarbeiten zu können.

Am zweiten Tag ging es unter Anleitung der beiden Experten ganz praktisch zur Sache: Im Gespräch mit dem Landwirt konnten die Teilnehmer alle für sie relevanten Informationen abfragen. In einer Betriebsbegehung machten sie sich ein Bild von der Tierhaltung und dem Gesundheitsstatus der Tiere. Alle notwendigen Untersuchungen wurden vor Ort praktisch durchgeführt: Die Begutachtung der Silage und des Heus sowie der Zusammensetzung der Vorlage auf dem Futtertisch, die Untersuchung von Kot und die genaue Untersuchung der Herde hinsichtlich der Haltungsbedingungen. Die Auswertung erfolgte anschließend in Form einer SWOT-Analyse (engl. Akronym für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und Threats (Risiken)). Dabei wurden neben der Tiergesundheit auch Aspekte wie Stallbau, Personalsituation, Arbeitsorganisation und Zukunftspläne beleuchtet. Gemeinsam und in Gruppenarbeit wurden Ziele für den Betrieb und Möglichkeiten für die Betriebsentwicklung erarbeitet. Zuletzt ging es darum, diese Möglichkeiten dem Betrieb zu vermitteln. Dr. Kleen stellte hierzu Überzeugungs- und Argumentationsstrategien vor, auf deren Grundlage eine Gesprächsstrategie für den besuchten Betrieb entwickelt wurde.
Die Teilnehmer zeigten sich begeistert von diesem erlebnisreichen und nützlichen Workshop, der genau ihrem Bedarf entsprach. Sie hatten die Beratungstätigkeit in ihrer Praxis bis dato nicht in dieser Form umgesetzt. Weitere Workshop-Termine sind in Planung.