Gemeinsame Forschungsprojekte zu verbesserten Impfstoffen gegen Tollwut: Friedrich-Loeffler-Institut und IDT Biologika unterzeichnen Kooperationsvertrag

Insel Riems/Dessau (FLI) – Das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), und die IDT Biologika haben einen Kooperationsvertag zur gemeinsamen Forschung an Tollwutimpfstoffen unterzeichnet. Damit führen beide Partner eine traditionelle Verbindung fort, die bereits vor fast vierzig Jahren mit der Entwicklung von oralen Impfstoffen gegen die Fuchstollwut begann („Schluckimpfung“). In den nächsten zwei Jahren sollen vorhandene Tollwutimpfstoffe verbessert und neue entwickelt werden. „Wir freuen uns, dass wir durch diesen Kooperationsvertrag die gemeinsame Forschung intensiv weiterführen und die auf beiden Seiten vorhandene Expertise optimal nutzen können“, sagt Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas C. Mettenleiter, Präsident des FLI. „Die Kooperation bietet beiden Seiten erfreuliche Perspektiven. In der jetzt fortgeschriebenen Zusammenarbeit beim Thema Tollwut sehen wir die Möglichkeit, für die weltweite Bekämpfung der Infektionskrankheit wirksame Lösungen zu finden“, unterstreicht IDT-Geschäftsführer Dr. Gert Barysch.

Die aktuell verfügbaren oralen Tollwut-Lebendimpfstoffe gehen größtenteils auf ein einziges Ausgangsvirus zurück. Dieser Erreger wurde soweit abgeschwächt, dass er im geimpften Tier nicht zu Krankheitserscheinungen führt, aber das Immunsystem effizient aktiviert. Bei einigen Tierarten reicht die Anregung des Immunsystems nach oraler Verabreichung von bisher verfügbaren Tollwutlebendimpfstoffen nicht aus um einen sicheren Impfschutz aufzubauen. Daher sollen neue Impfstoffe entwickelt werden, die sich in geimpften Tieren besser vermehren und deren Immunsystem dazu anregen, eine Infektion durch Tollwutviren erfolgreicher als bisher abzuwehren. Zur Verbesserung bestehender Impfstoffe sollen außerdem die Wechselwirkungen zwischen dem Erreger und seinen Wirtszellen untersucht sowie die Vermehrung des Impfvirus optimiert werden. Für die Projekte stellt die IDT Biologika rund 580.000 Euro zur Verfügung.

Die Tollwut ist eine der ältesten bekannten Zoonosen, also eine zwischen Tier und Mensch übertragbare Infektionskrankheit, die durch Viren verursacht wird. Weltweit sterben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich mehr als 50.000 Menschen vor allem in den ärmeren Ländern Afrikas und Asiens an dieser Krankheit. Seit Ende der 1970er Jahre konnte die Fuchstollwut in weiten Teilen Europas durch den Einsatz von modifizierten Lebendimpfstoffen in Ködern erfolgreich bekämpft werden. Seit 2008 gilt Deutschland wie viele andere west- und mitteleuropäische Länder als frei von klassischer Tollwut. In Schwellenländern sowie weiten Teilen Asiens und Afrikas spielt die Tollwut aber vor allem bei streunenden Hunden nach wie vor eine bedeutende Rolle. Das FLI forscht seit Jahrzehnten an der Tollwut und unterstützt betroffene Länder bei der Bekämpfung der Infektion. Darüber hinaus führt das FLI ein Referenzlabor der Weltorganisation für Tiergesundheit OIE für Tollwut sowie das „WHO Collaborating Centre for Rabies Surveillance and Research” (Zentrum für Tollwutüberwachung und -forschung).

Die IDT Biologika ist mit ihren Impfstoffen für die orale Immunisierung von Füchsen entscheidend an der erfolgreichen Bekämpfung der Tollwut in Deutschland und anderen europäischen Ländern beteiligt. Flächendeckende Impfungen, auch unter Nutzung eines vollautomatisierten und computergestützten Systems zur Auslage der Impfköder per Flugzeug (SURVIS), haben die Tollwutgefahr weitestgehend zurückgedrängt. IDT ist weltweit ein anerkannter Partner für die Erforschung und Bekämpfung der Wild- und Hundetollwut. In gemeinsamen Projekten wurden wertvolle Erkenntnisse zur Tollwut beispielsweise bei Hunden, Füchsen, Marderhunden und Fledermäusen gewonnen, die die Bekämpfung dieser gefährlichen Infektionskrankheit international vorangebracht haben.

Die Kooperation bedeutet für den neuen Standort der IDT in Riems sowohl die Intensivierung der Forschung als auch das Potential der Fertigung neuer Impfstoffe bei der IDT Biologika (Riems).

FLI und IDT Biologika arbeiten auch im Rahmen des Förderprogramms „Infect Control 2020“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgelobt wurde, an gemeinsamen Forschungsansätzen zur Eindämmung von Tierseuchen und Zoonosen.