Es besteht die Möglichkeit für Tiere lokalspezifische Impfstoffe herzustellen. Dazu ist gemäß den Vorschriften des Tierseuchengesetzes eine vorherige Identifizierung des Erregers notwendig.


Allgemein anerkannt ist:

Es besteht die Möglichkeit für Tiere bestandsspezifische Impfstoffe herzustellen.

Gesetzlich vorgeschrieben ist eine vorhergehende Identifizierung und Isolierung des spezifischen Erregers.


Infektionsvermeidung

Neben der Prophylaxe für das Einzeltier/den Einzelmenschen sollte daran gedacht werden, daß durch Fernhalten des Krankheitserregers von einem empfänglichen Organismus (Mensch/Tier) eine Erkrankung verhindert werden kann. Im Umkehrschluß kann gefolgert werden, daß jeder zusätzliche Kontakt mit einem Krankheitserreger die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung steigert.


Allgemein anerkannt ist:

Eine Infektionskrankheit entsteht durch Kontakt zwischen einem Gesunden und dem Krankheitserreger.




Allgemein anerkannt gilt:

Je intensiver der Kontakt ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.

Die Intensität hängt von der Art und Zahl der Erreger ab, von deren

Stoffwechselsituation und von der Zeit des Kontaktes.


Krankheitserreger unterliegen einer natürlichen Vermehrung und einem natürlichen Absterben. Sporenbildner können unwirtliche Umwelteinflüsse durch Sporenbildung überleben.


Allgemein anerkannt gilt:

Das Überleben von Krankheitserregers im Boden hängt von vielen Faktoren ab.

Bodenbakterien haben eine sehr gute Möglichkeit sich im Boden zu halten.

Die Zahl der Erreger im Boden kann durch Einbringen erregerhaltigen Materials erhöht werden.


In der Biokompostverordnung wird nur auf wenige sog. Indikatorkeime Bezug genommen. Anaerobe Keime werden nicht als Hygienisierungsstandard herangezogen. C. botulinum wird nicht erwähnt. Ein eventueller Nachweis von C. botulinum und/oder Botulinumtoxin beeinflußt nicht die Bezeichnung "hygienisch einwandfrei".

In der Klärschlammverordnung, die die Klärschlammausbringung regelt, wird C. botulinum nicht erwähnt.


Gesetzlich bedingt gilt:

Biokompost oder Klärschlamm, die C. botulinum und/oder Botulinumtoxin enthalten, gelten trotzdem als "hygienisiert", d.h. gesundheitlich unbedenklich, wenn sie den geforderten Ansprüchen genügen.




Der Verbraucher glaubt:

Ein Produkt, das den gesetzlichen Vorschriften entspricht und als hygienisch einwandfrei bezeichnet wird, ist geeignet eine positive Wirkung auf die Natur, die Umwelt, den Hausgarten oder den Blumentopf auf der Fensterbank zu haben.


Bei Nachweis von C. botulinum in sog. Gesundheitsschädlingen (= Tiere, die Krankheitserreger ausscheiden oder auf den Menschen übertragen können) sind diese durch entsprechende amtliche Maßnahmen zu bekämpfen. Da in Fliegenmaden aus Biotonnen C. botulinum nachgewiesen wurde, müßten die Maden entsprechend unschädlich gemacht werden, damit die Krankheitskeime nicht weiterverbreitet werden.


Es ist gesetzlich vorgeschrieben:

Fliegenmaden in Biotonnen, die C. botulinum enthalten, müssen amtlich bekämpft werden.


Fazit:

Clostridium botulinum kann tödliche Erkrankungen bei Mensch und Tier hervorrufen.

Es muß alles getan werden, daß diese Erkrankungen erkannt und in ihrer Zahl vermindert werden.

Auszug aus der Bundestierärzteordnung:

§ 2

(1) Der Tierarzt übernimmt mit der Wahrnehmung seiner in § 1 der Bundes-Tierärzteordnung aufgeführten Aufgaben eine besondere Verantwortung und Verpflichtung gegenüber der Öffentlichkeit. Er dient dem Allgemeinwohl - insbesondere auch der menschlichen Gesundheit - und ist der berufene Schützer der Tiere.)

(2) Jeder Tierarzt ist verpflichtet, seinen Beruf gewissenhaft auszuüben.......

Er hat im Interesse des Allgemeinwohls zu handeln....

Literatur

Arnon, S.S., 1995. Botulism as an intestinal toxemia. In: M.J.Blaser, P.D.Smith, J.I.Ravdin, H.B.Greenberg, and R.L. Guerrant (eds) Infections of the gastrointestinal tract. Raven Press, New York, 257-271.

Böhnel, H., 1988. Die Toxine der Clostridien. J. Vet. Med. B 35:29-47.

Böhnel, H., 1999. Botulismus - eine vergessene Erkrankung? Berl. Münch. Tierärztl. Wschr. 112:139-145.

Böhnel, H., K. Lube, 2000. Clostridium botulinum and bio-compost. - A contribution to analyse potential health hazards caused by bio-waste recycling. J Vet Med B 47, 785-795

CDC, 1998. Botulism in the United States, 1899-1996. Handbook for epidemiologists, clinicians, and laboratory workers. 43 pp. Centers for Disease Control and Prevention, Atlanta

Gessler, F., H. Böhnel, 2001: Der Botulismus - eine neue alte Krankheit. In: Landwirtschaft 2001. Der kritische Agrarbericht. (AgrarBündnis Bramsche, Hrsg.), ABL Verlag, Rheda-Wiedenbrück, 158-162

Mitscherlich, E., E.H. Marth, 1984. Microbial survival in the environment. Springer, Berlin, Germany.

Popoff, M.R., G. Argente, 1996. Ist Botulismus beim Tier eine Gefahr für den Menschen? (in Französisch). Bull. Acad. Vét. France 69, 373-382.

Seifert, H.S.H., H. Böhnel, 1995. Clostridiosen. In: Blobel, H. und T. Schließer (Hrsg). Infektionskrankheiten bei Haustieren. Band II, Teil 4, 2. Auflage Fischer, Jena.

Smith L.DS., H. Sugyiama, 1988. Botulism. The organism, its toxin, the disease. 2nd ed. Thomas, Springfield.

Eigene Untersuchungsergebnisse:

Unser Institut arbeitet seit seiner Gründung 1970 auf dem Gebiet der Diagnose und Prophylaxe von Clostridiosen. Es unterhält die größte Stammsammlung pathogener Clostridien in Deutschland.

Teile unserer Forschungsarbeiten zum Botulismus wurden finanziell von der Niedersächsischen Tierseuchenkasse, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Projekt: "Schwerpunkt Bioaballverwertung: Konzept zur Analytik bakterieller Toxine im Biokompost", 1997-1999 ), dem Umweltbundesamt (Projekt: Vorkommen von Clostridium botulinum in Biokompost und anderen Bodenverbesserungsmitteln bzw. Wirtschaftsdünger, Teilprojekt 1, 1999-2000, Teilprojekt 2, 2000-2003) unterstützt. Das Projekt "Entwicklung eines In-vitro-Verfahrens zum Ersatz des Tierversuchs zum Botulinum-Toxinnachweis", 1996-2001 wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Untersuchungen zum "Vorkommen von Clostridium botulinum im Boden" wurden im Jahr 2000 durch das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie, Mecklenburg-Vorpommern gefördert.

Es sollen einige Untersuchungsergebnisse der letzten 11 Jahre vorgestellt werden, die im Institut für Pflanzenbau und Tierproduktion in den Tropen und Subtropen, Bereich Tierhygiene, Fakultät für Agrarwissenschaften, Georg-August-Universität Göttingen (Institut für Tropentierhygiene, Leitung 1970-1996: Prof. Dr. H. S. H. Seifert, seit 1966 Prof. Dr. Dr. H. Böhnel) erarbeitet wurden.

Das Institut ist das einzige Forschungsinstitut in Deutschland, das sich mit der Diagnose von Botulismus beschäftigt. Es ist vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV), Berlin, als Konziliarlabor für Clostridiosen anerkannt. Die Untersuchungsergebnisse werden im Jahresbericht des BgVV aufgeführt. Es wird in vermehrtem Maße auch mit Untersuchungen von humanmedizinischen und Lebensmittelproben beauftragt. Auch für Österreich wurden entsprechende Untersuchungen durchgeführt.

Über Ergebnisse von Untersuchungen zu Botulismus bei Rindern und Pferden von 1993 bis 1998 wurde bereits berichtet. Enthalten ist auch eine Umfrage bei den Tierseuchenkassen der Länder. (H. Böhnel, 1999. Botulismus - Eine vergessene Erkrankung? Berliner und Münchener Tierärztliche Wochenschrift.

Erste Ergebnisse zu Untersuchungen über Botulismus und Plötzlichem Kindstod sind bereits 1995 auf einem Symposium vorgestellt worden (Behrens et al., Zeitschrift für Rechtsmedizin). Weitergehende Ergebnisse sind zur Veröffentlichung eingereicht. Gemäß internationalen Literaturangaben ist davon auszugehen, daß in den Jahren 1995-2000 von 110 Verdachtsfällen auf "Plötzlichen Kindstod" 33 Kinder im Einzugsbereich des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Göttingen an Säuglingsbotulismus verstorben sind. Zwei Drittel der Ergebnisse sind eindeutig, bei einem Drittel ist Botulismus mit großer Wahrscheinlichkeit nachgewiesen.

In den letzten Jahren wurden Untersuchungen im Zusammenhang mit der hygienischen Bewertung von Biokompost durchgeführt. Die Bewertung des Nachweises von C. botulinum als Toxin, vegetative oder Sporenform erfolgt nach dem folgenden Schema. Von den untersuchten ca. 100 Proben waren ca. 50 % positiv für toxinbildende C. botulinum. Die Ergebnisse konnten erst Ende 2000 veröffentlicht werden (Journal of Veterinary Medicin B).

Untersuchungen von Futtermitteln in Zusammenhang mit akutem Botulismus haben ergeben, daß v.a. in Silage Toxin enthalten ist, das zu einer direkten Vergiftung führt. Ein positiver Nachweis erfolgte auch (in wenigen Fällen) in geschreddertem Altbrot, gequetschtem Hafer, Sojaschrot, Kartoffelabfall, und Küchenabfall. Der Zusammenhang Schweinegülle - Silage - Erkrankung von Rindern, Klärschlamm - Silage - Erkrankung von Pferden, Hühnermist - Erkrankung von Rindern und Pferden konnte gesichert werden.

Untersuchungen zu problematischen Fällen in verschiedenen neuen Bundesländern werden seit 1998 durchgeführt. Es sind meist Großbetriebe (bis max. 2000 Tiere) betroffen, die teilweise in mit Gülle über Jahre/ Jahrzehnte hoch belasteten Gebieten liegen. Nicht überall ist diese Verbindung offensichtlich. Es kommt zu einem chronischen Verlauf mit Milchverlust, Kümmern der Tiere, Jungtierverlusten, plötzlichen Todesfällen nach dem Abkalben. In allen bisherigen Untersuchungen wurden Erreger im Kot, Toxine in Futter oder Organen, Antikörper im Blut nachgewiesen. Neueste Untersuchungen zeigten, daß in den Böden von 5 belasteten Betrieben der gleiche C. botulinum-Typ wie in den erkrankten/verendeten Tieren nachgewiesen werden konnte. Ob die plötzliche Toxinbildung an einer höheren Clostridienzahl, an Umweltveränderungen oder an beiden liegt, ist noch unbekannt. In einem Betrieb wurde nachgewiesen, daß die Flächen nicht zur Weidehaltung von Rindern geeignet sind. Nachdem in den Vorjahren der Bestand von ca. 750 Tieren verendet, krank geschlachtet oder letztlich verkauft wurde, wurde der Besitzer von seinen Geldgebern veranlaßt erneut Tiere zu kaufen. Innerhalb von 3 Monaten sind erneut 30 von 50 Tieren erkrankt.

Auf Nachfrage haben die Tierseuchenkassen der Länder teilweise einen erheblichen Anstieg der Botulismusfälle angegeben. Alle Tierärzte, die Proben von akuten Fällen an uns eingeschickt haben, haben bei telefonischer Nachfrage erklärt, früher noch nie mit Botulismus konfrontiert gewesen zu sein.

In einigen punktuellen Untersuchungen wurden an Standorten der Biotonne zur Einsammlung von Biomüll Fliegenmaden gesammelt und untersucht. An Plätzen enthielten mittelalte und ausgewachsene Larven von Schmeißfliegen freies Botulinum-Toxin. Das Manuskript konnte noch nicht veröffentlicht werden.

Unsere Untersuchungsergebnisse belegen klar, daß Botulismus bei Mensch und Tieren vorkommt.


Es ist festzuhalten:

Die klinische Erkrankung Botulismus kommt in Deutschland relativ häufig bei Tieren und auch beim Menschen vor. Es ist mit einer großen Dunkelziffer unerkannter Fälle zu rechnen.

Ein vermehrtes Auftreten in den letzten Jahren läßt sich statistisch nicht absichern, da jahrelang kaum eine Labordiagnose gestellt worden war. Nach Aussagen von Tierärzten und einzelner Tierseuchenkassen ist ein teilweise dramatisches Ansteigen der Todesfälle bei Haustieren erkennbar.


Untersuchungsergebnisse von Umweltproben aus der biologischen Kreislaufwirtschaft werden von uns nach folgendem Schema auf ihr Gefährdungspotential bewertet:

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