Ein wichtiger Baustein in der Mastitis-Therapie

mit Material von Rubén González, wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Direktor der Quality Milk Production Services, Ithaca, N.Y., USA

Milchkuh

Bei der antibiotischen Therapie ist ein möglichst gezieltes Vorgehen sehr wichtig, da nicht nur das Wohlergehen der Tiere, sondern auch die langfristige Wirksamkeit der antibiotischen Substanzen davon abhängen. Häufig wird hierzu ein Resistenztest durchgeführt.

Diese Webseite soll über die Möglichkeiten und Grenzen eines Resistenztests im Rahmen der Mastitistherapie informieren.


sofort handelnRascher Therapiebeginn bei akuten Mastitiden zwingend

Bei einer akuten Euterentzündung kann das Ergebnis eines Resistenztestes nicht abgewartet werden, denn schon durch eine Verzögerung der antibiotischen Behandlung von nur drei Stunden ist die die Heilungsrate deutlich beeinträchtigt (3). Die Behandlung wird deshalb empirisch begonnen, basierend darauf, welche Bakterien nach Einschätzung des behandelnden Tierarztes am ehesten beteiligt sind. Zudem bedürfen akute Euterentzündungen aus Sicht des Tierschutzes eine unmittelbare Therapie (3). Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier. 

sofort handelnKombinationen günstiger

Mit geeigneten Antibiotikakombinationen lassen sich Euterentzündungen (Mastitiden) rascher und effektiver behandeln als mit Monopräparaten. Das ist eindeutige Meinung von Mastitisexperten und Mikrobiologen, die sich in Den Haag im Vorfeld der „International Conference on Mastitis Control“ trafen. Im Fokus des Expertenmeetings stand die Antibiotikakobination „Cefalexin und Kanamycin“. Sie ist in Europa als Ubrolexin®-Euterinjektor (7), Boehringer, zur Behandlung der klinischen Mastitis bei laktierenden Milchkühen zugelassen. Studien belegen, dass diese synergistische Kombination die wichtigsten Mastitiserreger wie Staphylococcus aureus, Streptococcus uberis und Escherichia coli nachhaltig abtöteten – und das in dem Zeitraum von 2 bis 12 Stunden schneller, als es die Einzelwirkstoffe könnten. Ein solcher Effekt wird als Synergismus (gegenseitige Verstärkung) bezeichnet. Synergismen können das Risiko einer Selektion resistenter Keime senken, da durch die schnelle Wirkung die Erreger über einen kürzeren Zeitraum mit den Antibiotika in Kontakt kommen. (5,6). Zudem decken sinnvolle Antibiotikakombinationen ein breiteres Erregerspektrum ab.


Anfangsgemelke oft "steril"

Anfangsgemelke oft steril

Tierarzt und Landwirt sehen sich oft mit einem weiteren Phänomen konfrontiert. Bei akuten Euterentzündungen sind in bis zu 50 % aller Milchproben, die aus den Anfangsgemelken gewonnen werden, keine Erreger nachweisbar (3). Auch hier können nur Präparate eingesetzt werden, von denen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Therapieerfolg zu erwarten ist. Die gebietet nicht nur die Betriebsökonomie sonder auch der Tierschutz. Mastitiden sind - wie man auch aus der Humanmedizin weiß - äußerst schmerzhaft und müssen deshalbqualifiziert behandelt werden. Hierbei ist oft der Einsatz eines Schmerzmittels geboten.




Resistenztests nur ein Baustein zum Erfolg

Der Erfolg der Behandlung ist von mehreren Faktoren abhängig: von der Kuh selbst, dem Erreger, demHerdenmanagement, dem eingesetzten Antibiotikum, weiter Therapiemaßnahmen wie der Einsatz von Entzündungshemmern (9) und dem gewählten Behandlungsschema.

Resistenztests verfolgen zwei Ziele:Bestätigung der Wirksamkeit des verabreichten Antibiotikums oder Ermöglichung einer gezielten Behandlungsänderung, wenn der Verlauf der klinischen Symptome zeigt, dass das Antibiotikum gegen den Erreger nicht wirksam ist

Wurde das Antibiogramm bereits vor Therapiebeginn erstellt, kann die Behandlung sehr viel gezielter erfolgen. Dieses Vorgehen wird insbesondere bei der Behandlung subklinischer Mastitiden gewählt.


Legende & Literatur

(1) Arbeitskreis Veterinärmedizinische Infektionsdiagnostik

(2) Nach DIN-Norm 58940 bzw. gemäß Angabe des Herstellers

(3) Veterinary Antimicrobial Susceptibility Testing Subcommittee

(4) Hamann, J. (2003)
Zum Erreger- und Entzündungsnachweis im Rahmen der Mastitisdiagnostik – Befunderhebung und Konsequenzen für Bekämpfungsmaßnahmen der bovinen Mastitis
Der Praktische Tierarzt, 2003, Heft 5, S. 382 – 388

(5) Ganiere JP (2008)
Comparative synergistic activity of a cefalexin and kanamycin combination in Mueller Hinton broth medium and in milk.
Poster at International Conference Mastitis Control, The Hague , NL.

(6) Bradley AJ, Green MJ (2008)
An investigation of factors affecting cure when treating clinical mastitis in dairy cattle with cephalosporin containing intramammary preparations.
Proceedings of International Conference Mastitis Control, The Hague, NL

(7) Ubrolexin®: Wartezeit Milch 5 Tage; essbares Gewebe 10 Tage; Packung mit 20 Injektoren

(8) Hillerton, JE., Semmens, JE.(1999)
Comparison of treatment of mastitis by oxytocin or antibiotics following detection according to changes in milk electrical conductivity prior to visible signs.
J Dairy Sci 1999, Jan;82(1):93-8

(9) McDougall, S., Bryan, M. and Tiddy, R. (2009)
Efficacy of non steroidal anti-inflammatory (meloxicam) treatment on milkproduction, somatic cellcount and culling of dairy cows with clinical mastitis. In: Proceedings 48th NMC Annual Meeting, National Mastitis Council, Charlotte, North Carolina, January 25 – 28, 2009, pp248 – 249



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