Mücken und Zecken: Blauzungenkrankheit in Deutschland
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Am 20. August 2006 wurde die Blauzungenkrankheit nach ersten Fällen in den Niederlanden und
Belgien erstmalig auch in Deutschland festgestellt. Es handelt sich hierbei um eine viral bedingte, nicht kontagiöse Infektionskrankheit, die durch stechende Insekten übertragen wird. Erreger ist das Blue-Tongue-Virus, ein Orbivirus, das in 24 verschiedenen Serotypen vorkommt. Das Virus ist für Menschen nicht gefährlich. Fleisch- und Milchprodukte können bedenkenlos konsumiert Welche Tiere sind betroffen?Von der Blauzungenkrankheit sind v.a. Schafe und Rinder, seltener auch Ziegen betroffen. Auch bei amerikanischen Wildwiederkäuern wurden Fälle beschrieben. Über die Anfälligkeit europäischer Wildwiederkäuer (Rehe, Rothirsche u.a.) ist bisher kaum etwas bekannt.Wie wird die Blauzungenkrankheit übertragen?Sie wird durch Culicoides imicola, einer 1 - 3mm großen Mücke aus der Familie der Gnitzen, aber auch von S techmücken (Culicidae) und durch Zecken übertragen. |
Diese saugenden Insekten nehmen das im Blut eines bereits infizierten Tieres
zirkulierende Virus während
des Saugaktes auf und übertragen es beim nächsten Saugen auf ein anderes Tier.
Eine Übertragung durch Kontaktinfektion unter Tieren ebenso wie eine generelle
Übertragbarkeit auch auf den Menschen ist nicht
bekannt. Eine weitere Möglichkeit ist die iatrogene Übertragung mit viruskontaminierten Spritzen im Rahmen
tierärztlicher Tätigkeiten.Wann tritt die Blauzungenkrankheit auf?Die Krankheit tritt überwiegend während der Sommerregenzeit auf. Diese saisonale Erscheinungsform der Erkrankung hängt eng mit der Flugzeit der Culex-Mücken zusammen. Die Seuchenhöhepunkte sind daher bei feuchtwarmem Wetter und während der Schwärmperiode. Die Mücken fliegen aber noch bei Temperaturen bis etwa 8°C. Durch Winde können infizierte Mücken bis zu 200 Kilometer weit versetzt werden und anschließend am neuen Ort den Erreger weiterverbreiten. Die Culicoides-Mücken sind hauptsächlich zwischen Abend- und Morgendämmerung aktiv und befallen vor allem Tiere im offenen Gelände. |
Bilder: Dr. Jaeger (Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) sowie Dr. Weyermann, Rheinischer Landwirtschafts-Verband e.V. |
Wie erkenne ich die Blauzungenkrankheit?
Die Blauzungenkrankheit ist eine zyklisch verlaufende Allgemeinerkrankung mit einer Inkubationszeit zwischen 1 und 8 Tagen bei Schafen bzw. 5 bis 12 Tagen bei Rindern. Rinder galten bis zum Auftreten der Blauzungenkrankheit in Deutschland als vorwiegend symptomlose Virusträger. Die bisher in Deutschland positiv getesteten Rinder wiesen hingegen Flotzmaulläsionen, Kronsaumschwellungen, z.T mit unruhigem Gang, sowie Zitzennekrosen auf. Die Euterhaut verfärbt sich dunkel und stirbt schließlich ab. In einigen Fällen wurde in der Milchleistungsprüfung ein Rückgang der Leistung bei ungestörtem Allgemeinbefinden festgestellt. Die Veränderungen an Flotzmaul und Kronsaum verheilen binnen weniger Tage, die Nekrosen am Euter bleiben längere ZeitGemäß Literatur zeigen eher Schafe typische Symptome wie Fieber, Apathie, Schwellungen und Zyanose in Maulbereich und Zunge. Der Kronsaum an den Klauen rötet sich und wird schmerzhaft, Lahmheiten können die Folge sein. Tragende Tiere können abortieren. Diese Anzeichen bei Schafen wurden bislang in Deutschland kaum beobachtet.
Differentialdiagnostisch müssen u.a. MKS, Schafpocken, Bösartiges Katarrhalfieber, durch Pflanzenstoffe verursachte Photosensibilität und Vesikuläre Stomatitis berücksichtigt
Bayofly® Pour-on
Ektoparasitizid gegen Fliegen- und Bremsenbefall bei Rindern aller Altersgruppen auf der Weide,
einschließlich laktierender Milchkühe
Bild: Bayofly® Pour-on
Wirkstoff: Cyfluthrin
Zieltierarten: Rinder
Darreichungsform: Lösung zum Aufgiessen
Stoff- oder Indikationsgruppe: Ektoparasitizid
Pharmakodynamische Eigenschaften:
Pyrethroide sind chemische Derivate, die sich strukturell von den Pyrethrinen ableiten.
Pyrethroide haben kontaktinsektizide und akarizide Wirkung sowie
Repellenteigenschaften. Den Wirkort stellt der spannungsabhängige Natrium-Kanal in
der Nervenmembran dar. Durch Beeinflussungen der Na+-/K+- und Chlorid-Kanäle in den
Zellmembranen der Nervenbahnen kommt es zu einem geänderten Membranpotential
und Verzögerungen der De- und Repolarisationsvorgänge. Dadurch kommt es zu
Störungen der axonalen Erregungsleitungen. Das charakteristische Symptomenbild bei
Arthropoden ist gekennzeichnet durch initiale Erregungszustände, gefolgt von
Koordinationsstörungen (Knock-down-Effekt) und nach genügend langer Einwirkungszeit
Lähmung und Tod (Kill). Die stärker wirksamen Typ-II-Pyrethroide wie Cyfluthrin tragen
eine a-Cyano-Gruppe im Phenoxybenzylalkohol des Moleküls. Sie bewirken eine sehr
lange Öffnung der Natriumkanäle; der Knock-down-Effekt hält länger an.
Pharmakokinetische Eigenschaften:
Aufgrund des ausgeprägten Kriecheffektes der Formulierung sowie aktiver
Körperbewegung des Tieres kommt es nach Behandlung des Rindes zu einer
schnellen dermalen Verteilung auf fast alle Körperregionen.
Eine sehr geringe Resorption erfolgt nach dermaler Applikation von Pyrethroiden.
Nach der Resorption oraler Pyrethroiddosis findet Metabolisierung in mindertoxische,
nicht antiparasitär wirksame Metaboliten (durch Esterhydrolyse und Oxidation) statt, die
im Harn und Faeces ausgeschieden werden. Cyfluthrin wird leicht metabolisiert und als
Glucuronid oder Sulfat ausgeschieden.
Zusammensetzung: 100 ml Lösung enthalten 1 g Cyfluthrin
Anwendungsgebiete: Gegen Fliegen- und Bremsenbefall bei Rindern auf der Weide, einschließlich
laktierender Milchkühe (Haematobia irritans, Haematobia stimulans, Musca autumnalis,
Hydrotaea spp., Haematopota spp.).
Wirksame Bestandteile: entfällt
Sonstige Bestandteile: 2-Octyldodecanol, Aromatengemisch (C10-C13-Isomere), dünnflüssiges Paraffin
Gegenanzeigen: Nicht anwenden bei Kälbern. Bayofly® Pour-on sollte nur auf gesunde Hautpartien
aufgetragen werden.
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung:
Der direkte Kontakt mit der Haut un der Schleimhaut sowie mit den Augen ist zu
vermeiden. Bei der Anwendung des Arzneimittels sind Schutzhandschuhe zu tragen. Bei
der Anwendung nicht essen, trinken oder rauchen. Bei versehentlichem Kontakt
(Schleimhäute, Augen) gründlich mit Wasser ausspülen. Nach der Anwendung die
Hände gründlich reinigen. Bei Unwohlsein ärztlichen Rat einholen. Toxisch für Fische,
Reptilien und Bienen. Darf nicht in Gewässer gelangen.
Wechselwirkung mit anderen Mitteln: Keine bekannt.
Anwendung während Trächtigkeit und Laktation: Keine Angaben.
Warnhinweise: Der direkte Kontakt mit der Haut und der Schleimhaut sowie mit den Augen ist zu
vermeiden. Bayofly® Pour-on ist für den äußerlichen Gebrauch zur Insektenvernichtung
bestimmt und darf weder von Tieren noch von den Menschen innerlich aufgenommen
werden.
Dosierungsanleitung mit Art und Dauer der Anwendung:
10 ml pro Tier (500 kg KGW) entspricht 0,2 mg Cyfluthrin pro kg KGW.
Bayofly® Pour-on ist eine gebrauchsfertige Lösung, die mit der Dosierflasche entlang der
Rückenlinie der Tiere aufgetragen wird.
Laktierende Milchkühe sollen nach dem Melken behandelt werden.
Die Behandlung ist je nach Fliegendruck nach 4-6 Wochen zu wiederholen.
Art der Anwendung: Zum Aufgießen auf den Rücken.
Wartezeit: Rind:
Essbare Gewebe: 0 Tage
Milch: 0 Tage
Besondere Lager und Aufbewahrungshinweise: Nicht unter + 8°C lagern.
Bayofly® Pour-on sollte von Nahrungsmitteln und Getränken sowie von Futtermitteln
getrennt aufbewahrt werden.
Arzneimittel unzugänglich für Kinder aufbewahren.
Dauer der Haltbarkeit des
Fertigarzneimittels im unversehrten Behältnis:
Arzneimittel nach Ablauf des auf dem Behältnis angegebenen Verfalldatums nicht mehr
anwenden.
Unverträglichkeiten: Keine bekannt.
Art und Inhalt des Behältnisses: Flasche mit 500 ml
Überdosierung: Überdosierungen mit Bayofly® Pour-on können – wie bei anderen Pyrethroiden – zu
vorübergehenden Anzeichen von Erregung und Unruhe wie Schwanzschlagen und
Lecken der Flanken führen. Eine akzidentelle orale Aufnahme und großflächige
Hautläsionen können zu Vergiftungserscheinungen wie z.B. Salivation, klonischen
Krämpfen und Parästhesien führen. Die Therapie kann nur symptomatisch und
unterstützend erfolgen. Es gibt kein spezifisches Antidot gegen Pyrethrum und seine
Derivate.
Dauer der Haltbarkeit der gebrauchsfertigen Zubereitung:
Nicht zutreffend.
Dauer der Haltbarkeit des
Fertigarzneimittels nach
Anbruch des
Behältnisses:
Keine Angaben.
Nebenwirkungen: Wie bei anderen Pyrethroiden kann es nach der Anwendung von Bayofly® Pour-on
gelegentlich zu vorübergehenden Unruheerscheinungen kommen.
Das Auftreten von Nebenwirkungen nach Anwendung von Bayofly® Pour-on sollte dem
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, Mauerstraße 39 - 42,
10117 Berlin oder dem pharmazeutischen Unternehmer mitgeteilt werden. Meldebögen
können kostenlos unter o. g. Adresse oder per E-mail (uaw@bvl.bund.de) angefordert
werden.
Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung von nicht verwendeten Arzneimitteln:
Nicht aufgebrauchte Tierarzneimittel sind vorzugsweise bei Schadstoffsammelstellen
abzugeben. Bei gemeinsamer Entsorgung mit dem Hausmüll ist sicherzustellen, dass
kein missbräuchlicher Zugriff auf diese Abfälle erfolgen kann. Tierarzneimittel dürfen
nicht mit dem Abwasser bzw. über die Kanalisation entsorgt werden.
Besondere Warnhinweise für jede Zieltierart: Keine Angaben.
Name und Anschrift des pharmazeutischen Unternehmers:
Bayer Vital GmbH
Geschäftsbereich Tiergesundheit
D-51368 Leverkusen
Stand der Information: Mai 2005
Verschreibungspflicht / Apothekenpflicht: Apothekenpflichtig
Zulassungsnummer: Zul.-Nr.: 9907.00.00
Datum der Zulassung: 27.6.1991 / 12.5.2005
Schutzmaßnahmen
Die wichtigste Maßnahme ist die Insektenbekämpfung. Hierbei sollten
nicht nur Adulte bekämpft, sondern möglichst schon die
Larvenentwicklung reduziert werden.
Zur Insektenbekämpfung am Tier sollten Pyrethroide (z.B. Bayofly®
Pour-On) verwendet werden. Auf die Einhaltung der Wartezeiten wird
dringend hingewiesen.
(Wartezeit von Bayofly® Pour-On: 0 Tage auf Milch und Fleisch).
Die meisten Culicoides-Arten benötigen für ihre Fortpflanzung Wasser.
Die Weibchen legen ihre Eier bevorzugt in nassen, mit organischen
Stoffen angereicherten Boden oder Schlamm ab, wo sich auch die Larven
entwickeln (z.B. Flussniederungen, Pfützen, Silosickersaft).
Empfängliche Tiere sollten möglichst von diesen Gebieten ferngehalten
werden, soweit möglich sind diese Brutstätten trockenzulegen.
Der Einsatz des Larvizids Baycidal® von Bayer kann eine zusätzliche
Hilfestellung sein.
Baycidal® enthält Triflumuron, das gegen eine Vielzahl von
Insektenlarven wirkt. Triflumuron ist ein Insektenwachstumshemmer und
greift in die Chitinsynthese von Arthropoden ein.
Darüber hinaus sind die Sperrmaßnahmen strikt einzuhalten und jeglicher Verdachtsfall dem zuständigen Veterinäramt zu melden.
Welche Sperrmaßnahmen müssen beachtet werden?
Ob und in welchem Umfang in Ihrem Gebiet Sperrmaßnahmen Gültigkeit haben, erfragen Sie bitte bei Ihrem zuständigen Veterinäramt.
Was ist bei laktierenden Tieren zu beachten?
Die Molkereien in den betroffenen Gebieten haben ihr Rückstands-Monitoring um Insektizide erweitert und intensiviert. Wie üblich sollten unbedingt nur zugelassene Wirkstoffe eingesetzt werden und deren vorgeschriebene die Wartezeiten eingehalten werden. Darüber hinaus wird empfohlen, die Behandlung erst nach dem Melken vorzunehmen.
Wie und wo erfolgt die Untersuchung?
Bei einem Verdacht erfolgt zunächst die klinische Untersuchung durch das zuständige Veterinäramt. Falls der Verdacht durch den Amtsveterinär bestätigt wird, werden Blutproben bei allen empfänglichen Tieren des Bestandes entnommen. Das nationale Referenzlabor für die Blauzungenkrankheit ist das FLI auf der Insel Riems. Hier werden zentral alle Blutproben untersucht. Um die großen Probenmengen bearbeiten zu können, werden die Proben von je 5 Tieren gepoolt.