IFAH-Europe: Stellungnahme zur Blauzungenkrankheit

Das Bluetongue - Virus breitet sich in Europa aus

(IFAH/BfT) – Die Blauzungenkrankheit (Bluetongue) ist eine virale Erkrankung, die Wiederkäuer, vor allem Schafe, betrifft. Rinder, Ziegen, Kamele und Wildwiederkäuer können ebenfalls betroffen sein. Der Name der Erkrankung leitet sich aus einem der auffälligsten Symptome, die beim Tier auftreten können, ab, einer Blauverfärbung der Zunge. Die Blauzungenkrankheit ist nicht auf den Menschen übertragbar; auch besteht kein Risiko einer Übertragung oder Verbreitung über Fleisch oder Milch.

Schafe sind besonders empfänglich für die Erkrankung, es treten unterschiedliche Symptome auf. Während einige Schafe schwer erkranken und sterben, zeigen andere kaum Symptome. In den meisten Fällen tritt zunächst hohes Fieber auf, gefolgt von Schwellungen und Schmerzen in der Maulhöhle und der Umgebung des Maules und damit verbundenem starken Speicheln. Die Infektion verläuft beim Rind meist weniger schwerwiegend mit milden Symptomen oder völlig symptomlos. Dennoch können Leistung und Fruchtbarkeit deutlich beeinträchtigt sein. Ziegen, Kamele, Büffel, Hirsche und andere Wildwiederkäuer können ebenfalls infiziert werden, zeigen aber in der Regel nur milde Symptome.

Die Blauzungenkrankheit ist nicht ansteckend; eine direkte Übertragung von Tier zu Tier findet nicht statt. Sie wird ausschließlich durch ein kleines Insekt (Mücken der Culicoides Arten) übertragen, die das Virus durch den Biss eines infizierten Tieres aufnimmt und ebenfalls durch Biss auf ein nicht infiziertes überträgt.
Zur Zeit sind 24 Typen (Serotypen) des Virus bekannt. Die Virulenz und die Mortalitätsrate der verschiedenen Virusstämme unterscheiden sich deutlich.

Ein neues Verteilungsmuster

Weltweit tritt die Blauzungenkrankheit aktuell etwa zwischen 50° nördlicher Breite und 34° südlicher Breite auf, wobei eine weitere Ausbreitung nach Norden stattfindet. In Europa wurde die Blauzungenkrankheit bei Schafherden auf den Balearen, Korsika, Sardinien, Sizilien und anderen Teilen Italiens, in Spanien, Frankreich und Portugal bestätigt. Seit 2006 tritt im nördlichen Europa der Serotyp 8 auf, ein in Europa neuer Virustyp, der sich in 2007 stark ausgebreitet hat. Seit dem 14.01.2008 umfassen die Restriktionszonen Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, die Schweiz, die Tschechische Republik und das Vereinigte Königreich.

Impfung gegen die Blauzungenkrankheit

Während es nicht möglich ist, die die Krankheit übertragenden Mücken auszurotten, hat sich
die Impfung als ein erfolgreiches Werkzeug der Bekämpfung gezeigt. Eine Reihe von
Tierarzneimittelherstellern hat Vakzinen gegen verschiedene Virustypen entwickelt,
einschließlich des Serotypen 8.

Die EU-Gesetzgebung zur Blauzungenkrankheit enthält die Option einer Impfpolitik mit
Einsatz von abgeschwächten Lebend- und inaktivierten Impfstoffen. Ende 2007 hat die
Europäische Kommission ihre Entscheidung bekanntgegeben, neue Impfkampagnen gegen
die Blauzungenkrankheit in den Restriktionszonen in den EU-Mitgliedstaaten finanziell zu
unterstützen, aufgrund der massiven Ausbreitung der Erkrankung in Europa in 2007. Die
Europäische Kommission hat zugesagt, die Kosten für die Bereitstellung des Impfstoffes zu
100 % und die Kosten der Verabreichung zu 50 % zu übernehmen.

Die Kommission drängt gegenüber den Mitgliedstaaten darauf, die notwendigen Verfahren
möglichst schnell abzuschließen und Bestellungen der Impfstoffe vorzunehmen, so dass die
Impfung der Tiere wie notwendig durchgeführt werden kann.

IFAH-Europe weist gegenüber den EU-Institutionen und anderen Beteiligten nachdrücklich
darauf hin, dass eine rechtzeitige Planung der Impfung im Vorfeld notwendig ist, da
angenommen wird, dass die Blauzungenkrankheit auch in 2008 erneut auftreten und sich
weiter über Europa ausbreiten wird.

Die Tiergesundheitsindustrie ist der Ansicht, dass eine klare Strategie zur Impfung gegen die
Blauzungenkrankheit notwendig ist. Dies sollte auch die Vorhersagbarkeit und frühzeitige
Planung einschließen, da die Industrie den durch die nationalen Impfstoffprogramme
festgelegten Bedarf kennen muss, um die benötigten Impfstoffdosen rechtzeitig bereitstellen
zu können.

Entwicklung von Impfstoffen und Koordinierung der Forschung

Normalerweise dauert es zwischen fünf und sieben Jahren, einen neuen oder verbesserten
Impfstoff für einen Serotyp in Europa zu entwickeln. Die Kosten betragen etwa 6 Mio Euro,
abhängig von den in Europa verfügbaren Daten. IFAH-Europe und seine Mitglieder bemühen
sich intensiv, diesen Prozess zu verkürzen und die Verfügbarkeit von Impfstoffen gegen neue
Serotypen zu verbessern.

Die Europäische Technologie-Plattform für globale Tiergesundheit (ETPGAH), eine
gemeinsame Initiative aller beteiligten Parteien unter dem Vorsitz von IFAH-Europe, arbeitet
an einem System zur Vorhersage von Erkrankungen.

Die Plattform ist dabei, eine Datenbank mit Informationen zur Seuchenbekämpfung zu
etablieren mit dem Ziel, Lücken in der Seuchenkontrolle zu analysieren und eine bessere
Koordinierung der Forschung und Impfstoffentwicklung in Europa voranzutreiben.

IFAH-Europe (International Federation for Animal Health – Europe) vertritt in Europa
Hersteller von Tierarzneimitteln, Impfstoffen und anderen Tiergesundheitsprodukten. Dem
Verband gehören 16 Mitgliedsfirmen und 19 nationale Verbände an. Der Bundesverband für
Tiergesundheit ist Mitglied bei IFAH-Europe.

Die Stellungnahme wurde durch IFAH-Europe erstellt und vom Bundesverband für
Tiergesundheit auf Deutsch übersetzt.