Positive Stimmung am Tierarzneimittelmarkt: Erneut gute Umsatzzuwächse bei Antiparasitika
Bonn (aho) – Mit einem Wachstum von 8,5 Prozent entwickelte sich der
Tierarzneimittelmarkt in Deutschland im Jahr 2007 sehr gut. Dies teilte Dr.
Martin Schneidereit, Geschäftsführer des Bundesverbandes für
Tiergesundheit e.V. (BfT), anlässlich der 21. Mitgliederversammlung in
Westerland/Sylt mit.
Die höchsten Zuwächse hätte man mit einem Plus von 16 Prozent bei den
Antiparasitika verzeichnet. Vor allem Kleintierprodukte gegen Flöhe und Zecken
seien stark nachgefragt worden. Als Folge der Blauzungenkrankheit hätten die
Nutztierhalter darüber hinaus ein besonderes Augenmerk auf die Mückenabwehr
gelegt.
Nach mehreren schwachen Jahren habe der Impfstoffsektor wieder ein deutliches
Plus von fünf Prozent gezeigt, erläuterte Schneidereit. Dabei hätten sich die
Impfstoffe im Geflügelbereich sehr gut entwickelt, Rinder- und
Schweineimpfstoffe seien nur unterdurchschnittlich gewachsen. Bei den
Antibiotika habe die erhebliche Verteuerung der Rohstoffe zu einem wertmäßigen
Anstieg des Segments um 9 Prozent geführt. Immerhin zwei Drittel des
Wachstums seien auf die erhöhten Einkaufspreise zurückzuführen.
Gute Akzeptanz für moderne Produkte
Bei den pharmazeutischen Spezialitäten könne man eine gewisse Konsolidierung
beobachten, so Schneidereit. Das gesamte Segment zeige mit 6 Prozent ein leicht
unterdurchschnittliches Wachstum. „Therapeutische Hormone aber, wie
beispielsweise Schilddrüsenpräparate für den Hund, werden als neue und moderne
Produkte sehr gut im Markt akzeptiert“, differenzierte der BfT-Geschäftsführer.
Einem erheblichen Preisdruck wegen des verschärften Generikawettbewerbs seien
dagegen Entzündungshemmer ausgesetzt gewesen.
Insgesamt habe sich das Umsatzverhältnis Nutztiere – Hobbytiere (52 zu 48
Prozent) aufgrund gleichmäßiger Zuwächse in beiden Segmenten gegenüber 2006
kaum verändert.
Nachholbedarf beim Bürokratieabbau
Als kontraproduktiv bezeichnete der BfT-Vorsitzende Dr. Dieter Schillinger die
Etablierung neuer bürokratischer Hürden, und dies, obwohl seitens der Politik das
Ziel definiert worden war, die Bürokratiekosten bis 2011 um 25 Prozent zu
senken. Ein Beispiel, das die Tiergesundheitsindustrie besonders betreffe, sei der
Entwurf einer Verordnung, mit der die Antibiotikaverbrauchsmengen beim
Hersteller abgefragt werden sollen. „Wir haben in unserer Stellungnahme auf die
hohen Kosten verwiesen“, erläuterte Schillinger, „und wir haben klargestellt, dass
es sich bei der Verordnung um eine klassische Doppelmeldung handelt. Alle
geforderten Angaben sind durch die Vorschriften zur Pharmakovigilanz bereits
vorhanden und können genutzt werden.“
Mittelständische Betriebe besonders betroffen
Als „Knock-Out“- Kriterium für neue Produkte bezeichnete Schillinger die
Handhabung der Umweltverträglichkeitsprüfung bei der Zulassung von
Tierarzneimitteln. Dies habe bereits dazu geführt, dass mehreren Produkten die
Zulassung versagt worden sei. Gerade für mittelständische, aber auch für
international tätige Unternehmen führe dies zu einer untragbaren Situation. Die
Problematik werde derzeit mit den Entscheidungsträgern in Gesprächen
thematisiert und man hoffe akzeptable Lösungen zu finden.
Als eines der wichtigsten Themen des vergangenen Jahres bezeichnete Schillinger
die in Mitteleuropa neu aufgetretene Blauzungenkrankheit und den Wunsch aller
Betroffenen, die Impfung und nicht die Keulung als geeignetes
Seuchenbekämpfungsinstrument zu etablieren. Die Impfstoffhersteller hätten der
großen Herausforderung gegenübergestanden, innerhalb kürzester Zeit sichere
und wirksame BTV8-Impfstoffe entwickeln und produzieren zu müssen. Dies sei
hervorragend gelungen. Intensive Gespräche zwischen Politik, Industrie und den
fachlich betroffenen Verbänden hätten diesen Prozess unterstützend begleitet und
gezeigt, dass es in gemeinsamer Anstrengung möglich sei, innovative Lösungen
für neue Krankheiten bereitzustellen. Vor allem mit Blick auf potentielle neue
Krankheiten wie West-Nil-Fieber oder Afrikanische Pferdepest sei dies eine
wichtige und positive Erkenntnis.