Tiergesundheitsstrategien für die Zukunft

(bft) – Die Referenten der IFAH-Europe Jahreskonferenz beleuchteten in diesem Jahr in ihren Vorträgen die Anforderungen an die Tiergesundheit aus verschiedenen Blickwinkeln. Dr. J. Lubroth von der Food and Agriculture Organisation der UN (FAO) zeigte sehr eindrucksvoll auf, wie wichtig die strategische Bekämpfung von Krankheiten insbesondere in den Entwicklungsländern ist.

Kosten

Die Tierhaltung stelle in diesen Ländern oftmals die Lebensgrundlage
für einen Großteil der Bevölkerung dar. Sie trage dazu bei, die
Versorgung mit tierischen Proteinen sicherzustellen und die Armut
zurückzudrängen. Häufig gebe es schwierige Bedingungen im Hinblick auf
die Tiergesundheit, da politische Unterstützung, tierärztliche
Infrastrukturen und spezielle Kenntnisse fehlten. An erster Stelle
gelte es, grenzüberschreitende Tierseuchen in den Griff zu bekommen.
Sie verursachten einen hohen wirtschaftlichen Schaden in den ohnehin
armen Ländern. Auch könnten die betroffenen Staaten ansonsten nicht am
internationalen Handel beteiligt werden. Als bedeutende Krankheiten
seien nicht nur die klassischen Tierseuchen wie die Maul- und
Klauenseuche, Rinderpest oder Schweinepest, sondern auch Zoonosen wie
die Brucellose oder das Nipah Virus zu nennen.

Frühzeitig eingreifen

Die FAO arbeite gemeinsam mit der World Organisation for Animal Health
(OIE) in einem internationalen Netzwerk zusammen, um das
Seuchengeschehen in den Entwicklungsländern mit wirksamen
Bekämpfungsstrategien in den Griff zu bekommen und die schwersten
Tierseuchen auszumerzen. Ein Frühwarnsystem solle in einem ersten
Schritt Trends beim Auftreten von Seuchen analysieren, dann die
Faktoren bestimmen, die für die Verbreitung von Krankheiten
verantwortlich sind und schließlich entsprechende Gegenmaßnahmen
einleiten. Nur so könne es gelingen, das Seuchengeschehen einzudämmen.
Dies liege nicht nur im Interesse der Entwicklungsländer, sondern sei
auch notwendig, um Gefahren für die menschliche Gesundheit und
Tiergesundheit in anderen Teilen der Welt abzuwehren.

Wachsende Ansprüche

Die Erhaltung der Tiergesundheit in einer globalisierten Welt mit
einer intensiven Landwirtschaft stelle steigende Anforderungen an die
Tiergesundheit, erläuterte Dr. K.J. Varma, Intervet/Schering-Plough
Animal Health. Die Diskussion sei beeinflusst von wachsendem
Einkommen, Klimawandel, hohen Energiepreisen und einer wachsenden
Weltbevölkerung. Die Verbraucher hätten hohe Ansprüche an die Qualität
und Vielfältigkeit von Lebensmitteln. Die Lebensmittelindustrie
reagiere darauf mit einem hohen Spezialisierungsgrad mit der Folge,
dass in zunehmenden Maße lebensmittelliefernde Tiere und Produkte in
und zwischen den Staaten gehandelt würden.

Neue Ansätze in der Infektionsmedizin seien notwendig, um die
Tiergesundheit und damit die erwünschte Lebensmittelqualität auf dem
hohem Standard zu halten. Die Wirksamkeit von Antibiotika müsse durch
sorgsamen Umgang erhalten werden. Darüber hinaus müssten neue Wege wie
die Stärkung des Immunsystems, die Hemmung von Resistenzfaktoren oder
die Auflösung von Biofilmen weiter entwickelt werden.

Kooperationen sind gefragt

Im Impfstoffbereich habe man mit gentechnologischen
Herstellungsverfahren eine neue, äußerst wirksame Generation von
Produkten schaffen können. Neue Formulierungen und
Verabreichungsformen verbesserten die Wirksamkeit und Sicherheit und
erweiterten die Einsatzbereiche moderner Impfstoffe. Die effektive
Bekämpfung infektiöser Krankheiten erfordere eine sehr enge
Zusammenarbeit zwischen Industrie, Behörden und Landwirtschaft,
erläuterte der Referent. Hier gebe es Erfolg versprechende Ansätze.
Das Problem, wie Produkte von geimpften Tieren gehandelt werden
könnten, sei für eine Reihe von Impfungen allerdings noch immer nicht
gelöst.

Am Ende seines Vortrages wies Varma auch darauf hin, dass der immer
anspruchsvoller werdende Verbraucher von heute mehr Transparenz und
Informationen zum Thema Lebensmittelsicherheit und Tierhaltung
einfordere. Aufgabe der Industrie sei es, den Beitrag der
Tierarzneimittelindustrie zur Lebensmittelsicherheit und den sich
daraus ergebenden Nutzen für Tier und Mensch entsprechend stärker zu
kommunizieren.