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Morbus Crohn und Paratuberkulose: Viele Jahre ungenutzt verstrichen

Die Datenlage für einen Zusammenhang zwischen dem Erreger der Paratuberkulose „Mycobacterium avium paratuberculosis“ – kurz MAP genannt -, der chronischen Darmentzündung Morbus Crohn des Menschen und die Ãœbertragung über Rohmilch, Gemüse und Trinkwasser ist erdrückend. Zur Zeit dürften allein in Deutschland 170.000 Menschen betroffen sein – eine nationale und internationale Tragödie.

Es bewahrheitet sich die Erkenntnis erfahrener Wissenschaftler, dass die größten Risiken nicht etwa von Rückständen in der Umwelt und in Lebensmitteln ausgehen, sondern von Mikroben. Während man sich in den letzten Jahren sowohl in der Laienpresse als auch von staatlicher Seite oft genug mit großem „Getöse“ selbst auf nur hypothetische Risiken hinwiesen und gelegentlich zu Skandalen aufbauschten, konnte sich die Paratuberkulose weitgehend ungebremst über viele Jahre zur „heimlichen Seuche“ in unseren Wiederkäuerbeständen entwickeln. Immer wieder warnten seit dem Ende der 80iger Jahre Human – und Veterinärmediziner vor MAP. Und selbst als ein Wissenschaftler aus Orlando im April 2000 in einer Fachzeitschrift berichtete, er habe MAP in der Muttermilch von an Morbus Crohn erkrankten Frauen nachgewiesen, blieb die Reaktion auf Fachkreis beschränkt. Staatliche und selbst ernannte Verbraucherschützer, Umweltorganisationen, Landes – und Länderministerien erkannten die Brisanz der Entwicklung nicht oder hielten sich aus unbekannter Veranlassung zurück. So ließ das Düsseldorfer Verbraucherschutzministerium NRW – wohl wissend um Morbus Crohn – durch ihr Landesamt für Ernährungswirtschaft und Jagd (LEJ) „in aller Stille“ die Verbreitung der Paratuberkulose in Nordrhein-Westfalen untersuchen. Gleichzeitig warnte es per Pressemitteilung vor Quecksilber in Taiwanesischem Butterfisch. Kein Sterbenswort der Warnung an Morbus Crohn – Risikogruppen, Rohmilch und Rohmilchkäse zu meiden und Gemüse ausreichend zu erhitzen. Selbst die Tatsache, dass die Niederlande, Schweden und andere Staaten die Paratuberkulose staatlich bekämpften, hinterließ innerhalb der deutschen Grenzen bei den politisch Verantwortlichen wenig Eindruck. Zuletzt in Frühjahr 2003 veranstaltete die Tierärzteschaft in Rheinland-Pfalz zusammen mit der Humanmedizin und Professor Herman-Taylor ein Symposium zu MAP.

So wurde wertvolle Zeit verspielt, MAP bei Tieren, in der Umwelt, im Trinkwasser und auf und in Lebensmitteln zurück zu drängen. Erst nachdem jetzt eine große deutsche Sonntagszeitung mit der Schlagzeile „Alarm! Neue Rinderseuche bedroht die Deutschen“ das Problem skandalisiert, scheint Bewegung zu entstehen. Dr. Priesmeier, SPD-Agrarpolitiker in „Bild am Sonntag: „Wir dürfen den Kopf nicht länger in den Sand stecken, wir müssen bei möglichen Gefahren unverzüglich handeln. Frau Künast sollte umgehend die Forschung verstärken, damit wir Klarheit über die Gefährdung der Bevölkerung bekommen.“ Ein direkter Einstieg in eine Bekämpfung ist aber offensichtlich immer noch nicht vorgesehen. Für die zweite Jahreshälfte 2005 kündigt das Künast-Ministerium laut Zeitung erste einmal an, ein Testverfahren auszuschreiben, mit dem MAP bei Rindern nachgewiesen werden kann.

Ein Armutszeugnis für den deutschen Verbraucherschutz, meint Dr. Rainer Schneichel aus Mayen, Vizepräsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt) und Vizepräsident der Landestierärztekammer (LTK-RLP).

Ansprechpartner:

Dr. Bernhard Alscher: 0175-9344558, 06782-9944-0, Vorsitzender bpt RLP Dr. Wolfgang Luft: 0171 – 7745478, 06381-993570 Präsident LTK Dr. Rainer Schneichel: 0175 – 2223594, 02651-9859-0

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Handlungsbedarf: Wissenschaftler weisen MAP in Rindfleisch nach

Derio (aho/lme) Wissenschaftlern von Baskischen Institut für Landwirtschaftliche Forschung und Entwicklung 'Neiker-Tecnalia' im spanischen Derio ist es gelungen, den Erreger der Paratuberkulose 'Mycobacterium avium paratuberculosis' (MAP) in der Muskulatur von Rindern und Kühen zum Zeitpunkt der Schlachtung nachzuweisen.
Weitere Informationen hier.