Hähnchenfleisch: Testkriterien mit Fragezeichen
Berlin/Köln (aho/lme) – Hähnchenfleisch ist in Deutschland beliebt. Um den steigenden Bedarf an Frischware zu decken, werden jährlich in Deutschland 610 Millionen Broiler (Hähnchen) eingestallt. Die Stiftung Warentest hat jetzt 19 frische Hähnchenbrustfilets von 17 Anbietern in Fertigverpackungen untersucht. Wichtigstes Kriterium war die sensorische Qualität des Fleisches – hier geht es um Aussehen, Geruch und Konsistenz des Geflügelfleisches. Neunmal wurde die Bewertung gut vergeben, achtmal jedoch auch eine schlechte Beurteilung. Thomas Müller von der Stiftung Warentest erläuterte im Gespräch mit dem Deutschlandfunk das Ergebnis:
„In der sensorischen Qualität des Fleisches haben wir zwischen Bio- und konventioneller Herstellung eigentlich keine Unterschiede gefunden. Es gibt also gute Bioprodukte als auch schlechte, und es gibt gute und schlechte konventionelle Produkte“.
In Aussehen, Geruch und Geschmack ließen die neun „gut“ bewerteten Produkte kaum zu wünschen übrig. Mit „Naturkind Bio“ von Kaiser’s Tengelmann, Rewes „Biofarm“, „Landjunker von Lidl und dem „Premium-Frischgeflügel“ von Netto teilen sich zwei Bioanbieter und zwei Discounter die Spitzenplätze. Geschmacksunterschiede konnten die Tester dabei kaum ausmachen. Acht Angebote schnitten lediglich „befriedigend“ oder „ausreichend“ ab. Sie waren zum Verbrauchsdatum nicht mehr frisch und wiesen zum Teil recht hohe Keimbelastungen auf. Zweimal schreckten die Tester davor zurück, die zubereiteten Filets zu essen: Die Hähnchenbrüste von Friki und Norma waren verdorben und wurden deshalb mit „mangelhaft“ bewertet.
Die Stiftung Warentest wagte sich auch an eine Beurteilung der Produktionsweise. Drei Bio-Anbieter wurden im Hinblick auf ein starkes Engagement für Tierschutz, Umweltschutz und die sozialen Belange ihrer Mitarbeiter positiv beurteilt: Kaiser’s Tengelmann mit Naturkind für 17,90 Euro je Kilogramm, Rewe mit biofam für 18,90 Euro und Schröder’s Bioland für 29,90 Euro. Aktuell beträgt der Bio-Produktionsanteil beim Geflügel (Hähnchen, Puten, Enten ….) 0,8 Prozent. Durch die deutlich höheren Preise für Bio-Ware ergibt sich ein Anteil 1,7 Prozent an den Verkaufserlösen. Bio verharrt so weiterhin in einem Nischenmarkt.
Die Tester verschwiegen den Lesern dabei die Tatsache, dass Bio-Tiere durch ihr langsames Wachstum mehr Futter verbrauchen (Futterverwertung) und so je Kilogramm Zuwachs die Umwelt mit mehr Fäkalien belasten. Zudem benötigt die Bio-Produktion durch die deutlich geringeren Hektarerträge mehr Produktionsfläche für die Futterproduktion. Erläutert wurde auch nicht, warum ein günstiger Preis als Kriterium für „soziales Engagement für einkommensschwache Bevölkerungsteile“ nicht bewertet wurde.
Zur Erinnerung: Hartz IV-Empfänger sollen nach den Regelsätzen nicht mehr als 110,93 Euro monatlich für Nahrungsmittel ausgeben (3,70 Euro/Tag), davon 11,75 Euro für (alkoholfreie) Getränke. Für Medikamente und Zahnersatz 12,89 Euro, für den Friseur 7,74 Euro. (Quelle: Diakonisches Werk)
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