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Rind- und Schaffleischproduktion muss produktiver werden: Ergebnisse der agri benchmark Beef and Sheep Conference 2012

(idw) – Steigende Nachfrage, steigende Fleischpreise und Produktionskosten
sowie Landknappheit erfordern weitere Produktivitätssteigerungen in der Rind-
und Schaffleischproduktion, wenn die Produktion gleichbleiben oder sogar
steigen soll. Dies sagen die Teilnehmer der zehnten agri benchmark Beef
and Sheep Conference, die Ende Juni in Südafrika stattfand. In dem
globalen agri-benchmark-Netzwerk haben sich Agrarökonomen aus mehr als 25
Mitgliedstaaten zusammengeschlossen.

Der internationale Vergleich von Produktionssystemen und ihrer
Wirtschaftlichkeit bildet die Kernkompetenz des Netzwerks. Die
diesjährigen Diskussionen standen im Zeichen zunehmender Preisschwankungen
für Futtermittel und andere Betriebsmittel. Mutterkuhbetriebe, deren
Futtergrundlage weitgehend Weide und nur in geringem Umfang zugekaufte
Futtermittel bildet, haben den jüngsten Anstieg der Futterkosten relativ
gut absorbiert. Ihre Rentabilität wird im Vergleich zu Mastbetrieben
kurzfristig eher von den Absetzerpreisen als von den Kosten bestimmt. In
der Rindermast konnten in den meisten untersuchten Betrieben im Jahr 2011
die Kostensteigerungen von Futtermitteln, Pachten und Arbeit zumindest
teilweise durch Preissteigerungen bei Rindfleisch kompensiert werden. Dies
trifft nicht für die Feedlots in den USA zu, wo die hohen
Futtermittelpreise mit historisch hohen Preisen für Kälber zusammentrafen.
Das Resultat war ein weiteres in einer Reihe von Verlustjahren, was auf
hohe Konkurrenz und Überkapazitäten bei gleichzeitig geringen
Rinderbeständen hinweist.

Asien und Afrika werden das globale Bevölkerungswachstum in den nächsten
35 Jahren anführen. Das Bevölkerungswachstum sowie steigende Pro-Kopf-
Einkommen werden voraussichtlich zu weiter steigender Fleischnachrage
führen. In den Maghreb-Staaten Marokko, Tunesien und Algerien stellen
Überweidung, informelle Märkte und ihre Folgen für Fleischqualität und
-sicherheit große Herausforderungen dar. Auf der anderen Seite schafft die
Kostenstruktur der Kleinbetriebe eine relativ hohe Flexibilität zur
Anpassung an Preisschwankungen von Betriebsmitteln. Das Finden einer
Balance zwischen nachhaltigem Viehbesatz, Leistungen des Einzeltiers und
Einkommensbedarf ist der Schlüssel zum Wachstum in diesen Betrieben.
Angesichts der Nähe von Wild- und Nutztieren im südlichen Afrika wird es
dort voraussichtlich schwierig sein, die Probleme mit Maul- und
Klauenseuche anderer Tierkrankheiten zu beheben. Dies verringert die
Chancen für den Aufbau einer exportorientierten Fleischwirtschaft.

Asien und Russland sind die führenden Importeure von Rindfleisch.
Gleichzeitig haben Russland, die Ukraine und Kasachstan Förderprogramme
aufgelegt, um die Produktion von Rindfleisch und anderer Produkte (z. B.
Milch) zu erhöhen. Unter anderem gehören Großbetriebe und Holdings zu den
Profiteuren dieser Politik. In der EU wird eine stabile bis leicht
sinkende Produktion erwartet, wobei die Umsetzung der Agrarreform im Jahr
2014 und die Abschaffung der Milchquote im Jahr 2015 Unsicherheitsfaktoren
darstellen.

Die Ausdehnung der landwirtschaftlich genutzten Fläche ist in einigen
Ländern eine mittel- bis langfristige Option zur Steigerung der
Rindfleischproduktion, setzt aber politische Stabilität, Investitionen und
ausreichend hohe Preise zu deren Rechtfertigung voraus. Weiterhin ist es
fraglich, ob neue Flächen überhaupt für die Rindermast genutzt würden. Das
Schließen der Produktivitätslücke zwischen Ländern sowie zwischen den
Produzenten innerhalb eines Landes ist daher der wichtigste Ansatz zur
Produktionssteigerung. Die Potenziale sind dort besonders hoch, wo die
Ausgangsbasis niedrig ist, wie beispielsweise in Kleinbetrieben in
Entwicklungs- und Schwellenländern, aber auch in größeren Betrieben in
Brasilien und Argentinien. In den Ländern, in denen Kälber knapp werden
(z. B. in Südafrika), ist die Steigerung der Kälberzahl oberstes Ziel. Um
die Produktivität zu steigern sehen die agri-benchmark-Experten zwei
Hauptwege: zum einen die Verbesserung von Weideproduktivität und
-management, zum anderen die Endmast mit energiereichen Rationen in den
letzten 90-150 Tagen anstelle der Endmast auf der Weide. Es ist zu
erwarten, dass kurz- bis mittelfristig Marktsignale für
Produktivitätssteigerungen sorgen werden. Diese können jedoch auch
unerwünschte Nebeneffekte wie Überweidung, Wasserverschmutzung und
Probleme mit dem Tierwohl haben. Aus- und Fortbildung, Beratung sowie
Begleitung von Produzenten sind dabei Schlüssel zur Nachhaltigkeit. Sie
müssen aber eingebunden sein in eine Strategie, die im besten Fall von
allen relevanten Gruppen der Wertschöpfungskette erarbeitet wird.
Politikmaßnahmen zu Landkauf und -bewirtschaftung können derartige
Entwicklungen fördern oder hemmen.

Ein Workshop mit der Überschrift ‚Die Rückkehr der Schafhaltung‘ versuchte
die Frage zu beantworten, ob die jüngsten Preissteigerungen bei Lamm- und
Schaffleisch zu einer Ausweitung der Schafhaltung führen wird. Die Antwort
ist ein vorsichtiges und differenziertes ‚Ja‘. Die Nachfrage in Asien und
dem mittleren Osten schafft günstige Absatzvoraussetzungen für rentable
Schafproduktion. Das Potenzial wird hauptsächlich in Entwicklungs- und
Schwellenländern sowie in Australien gesehen, wo sich in einigen Regionen
bereits die Schafhaltung auf Kosten der Rinderhaltung ausgedehnt hat. In
den Entwicklungs- und Schwellenländern müssen Problem wie Überweidung,
Versteppung, Produktivität und Fleischqualität überwunden werden. Da diese
Länder von einem niedrigen Niveau ausgehen, erscheint eine Steigerung von
Produktivität bereits mit relativ geringem Aufwand realisierbar, sofern
die Preisverhältnisse dies zulassen. In einigen Fällen sind auch
strukturelle Änderungen in der Wertschöpfungskette erforderlich, um
unrealistisch hohe Verbraucher-Erzeugerpreisrelationen zu verringern. Mit
einem Anstieg von 78% des erzeugten Gewichts je Mutterschaf in den letzten
20 Jahren gibt Neuseeland ein Beispiel für die Produktivitätssteigerung,
mit der der Rückgang des Schafbestandes kompensiert wurde.

Bei der öffentlichen Abschlussveranstaltung der Konferenz in Pretoria
waren 120 Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Forschung und NRO
anwesend und diskutierten eine Bandbreite von internationalen und lokalen
Themen. In Ergänzung zu den obigen Aspekten hoben die Teilnehmer die
Bedeutung der Nachhaltigkeit hervor, die Schaffung geeigneter
Rahmenbedingungen durch die Politik (anstelle von Dauersubventionen), den
Einfluss der heimischen Nachfrage in Brasilien auf Preisniveau und
Exporte, die Besonderheiten der Märkte in Schwellenländern und die alte,
aber wahre Aussage, dass letztlich die Verbraucher die Richtung bestimmen,
in die sich die Fleischproduktion bewegt.

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