Hundehalter abgezockt: Betrügerischer Internet – Hundehändler in Haft
Potsdam (aho) – Am Nachmittag des 20.02.09  wurde in Potsdam-Babelsberg ein mutmaßlicher betrügerischer Hundehändler festgenommen und nach Verkündung des bereits bestehenden Haftbefehles durch die zuständige Amtsrichterin in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Das teilte am Montag das Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg mit.
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Die Ermittlungen gegen den 25-jährigen Marcus R. führt die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Berlin-Brandenburg im Auftrag der Staatsanwaltschaft Potsdam. Erste Hinweise auf ihn wurden bei Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Diebstahl und der Hehlerei von Bunt- und Edelmetall erlangt.
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Marcus R. steht im Verdacht, in mindestens 15 Fällen Hundewelpen über das Internet zum Verkauf angeboten und unter Vortäuschung falscher Tatsachen verkauft zu haben, so das Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg. Gehandelt wurden vor allem Welpen der Rassen American Stafford, Labrador, Prager Rattler, Bulldoge, Shi Tsu, Stafford Terrier und Pitbull.
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Gegenüber Kaufinteressenten gab er i.d.R. an, dass es sich um geimpfte Welpen aus deutscher Zucht handeln würde, und übergab beim Verkauf gefälschte holländische Impfdokumente. Tatsächlich stammten die Hundewelpen jedoch aus Polen und waren nicht geimpft, so dass sie regelmäßig an der Welpenkrankheit Parvovirose erkrankten, sofern sie nicht durch die Käufer ihrerseits kurzfristig Tierärzten vorgestellt wurden.
Viele Tiere starben, manche konnten gerettet werden. Allerdings fielen dabei hohe Tierarztkosten an, während bei ordnungsgemäßer Impfung die Krankheit nicht ausgebrochen wäre, so das LKA.
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Die Welpen soll der Beschuldigte in Polen beschafft bzw. gekauft und anschließend illegal über die Grenze verbracht haben. Hier soll er sie unter falschen Personalien bzw. Verschleierung seiner Herkunft sowie mit verfälschten Impfausweisen und anderen Dokumenten angeboten und durch die scheinbare Legalität seines Handelns durchschnittliche Verkaufserlöse von 400 bis 600 Euro pro Tier- bei Einkaufspreisen von ca. 30 Euro erzielt haben.
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Abnehmer der Tiere lassen sich in den Bundesländern Berlin, Bayern, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen und sowie in der Schweiz feststellen.
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Leider handelt es sich bei der vorliegenden Straftat um ein wiederkehrendes Phänomen, so das LKA. Nach wie vor boomt das Geschäft mit Hundewelpen aus Osteuropa, Daher warnt das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt Potsdam dringend vor dem Kauf von Hundewelpen bei unseriösen Anbietern, die aus angeblichen Hobbyzuchten stammen und im Internet oder über Kleinanzeigen angeboten werden.
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Viele dieser Hundewelpen wurden unter tierschutzwidrigen Bedingungen in Massenzuchten aufgezogen, tagelang transportiert und zuletzt nicht mehr gefüttert. Dieser Stress sowie fehlende Gesundheitsfürsorge während der Aufzucht führen zum Ausbruch von gefährlichen Infektionskrankheiten. Die Welpen erkranken bzw. sterben unter diesen tierunwürdigen Bedingungen oft binnen kurzer Zeit beim neuen Besitzer an Staupe oder Parvovirose.
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Auch durch das Potsdamer Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt wurden etliche Tierschutzanzeigen gegen den nun festgenommenen Hundehändler Marcus R. entgegengenommen, in denen sich über derartige Krankheits- und Todesfälle bei Hundewelpen beklagt wurde.
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Darüber hinaus übertragen nicht entwurmte Welpen Parasiten wie Spul- und Hakenwürmer, die besonders Kinder und immundefiziente Personen schädigen können.
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Leider bieten dubiose Hundehändler die Welpen oft in einem Alter von jünger als 8 Wochen an, da sie dann besonders niedlich aussehen bzw. bei den potentiellen Käufern Schutzinstinkte auslösen. Hundewelpen dürfen aber erst in einem Alter von über 8 Wochen vom Muttertier getrennt werden – dies ist klar in der Tierschutz-Hundeverordnung geregelt. Die in den ersten Lebenswochen stattfindende Sozialisierung der Welpen ist entscheidend für das gesamte Leben des Hundes.
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Probleme in der Sozialisierungsphase verursachen beim Hund Verhaltensstörungen wie Überängstlichkeit, Unsicherheit gegenüber Alltagsgeschehen, Instabilität in ungewöhnlichen Situationen und Angst bedingtes Beißen. Bei dubiösen Hundezüchtern verbringen die Hundewelpen ihre ersten Lebenswochen oft in einer menschenfernen, kargen Umgebung. Hier fehlt es an Kontakten zu Menschen und Umweltreizen, die die Welpen fit für das Leben machen. Was während der Sozialisierung falsch läuft, kann später meist nicht mehr ausgeglichen werden.
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Deshalb rät das Veterinäramt bei einem Hundekauf:
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Kaufen Sie keinen Hund über das Internet, auf dem Wochenmarkt, „an der Haustür“ oder „auf dem Parkplatz“. Der Begriff Hobbyzucht ist nicht aussagekräftig. Seriöse Züchter liefern keine billigen Hunde auf Bestellung am nächsten Tag. Kaufen Sie bitte auch niemals aus Mitleid! Damit wird der unseriöse Hundehandel nur angekurbelt.
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Ein vertrauenswürdiger Züchter gewährt Ihnen Einblick in die Haltung, Pflege und Unterbringung der Tiere. Die Elterntiere sind gesund und Sie können zumindest das Muttertier kennen lernen. Hier haben die Welpen Anschluss an die Züchterfamilie und werden mit Menschen, Artgenossen und Umwelt sozialisiert. Besuchen Sie den Wurf deshalb schon währen der Aufzuchtsphase und informieren Sie sich kritisch und umfassend! Achten Sie auf einen guten Ernährungszustand, Allgemeinzustand, eine saubere und vertrauenswürdige Haltungsumgebung sowie eine einwandfreie Gesundheitsfürsorge.
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Ein vermeintlich preiswerter Hundewelpe kann, wenn er krank ist, eine intensive tierärztliche Betreuung und damit hohe Kosten verursachen! Lassen Sie sich bei Bedarf unbedingt von einem Sachkundigem begleiten! Und seien Sie besonders kritisch beim Kauf solcher Rassen, die oft in der Werbung erscheinen.
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Haben Sie Fragen, sprechen Sie die örtlichen Tierärzte, Tierschutzorganisationen und seriöse Zuchtverbände an!
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Bitte beachten Sie auch, dass Hunderassen wie Pitbulls, American Staffordshire Terrier, Bullterrier und Tosa Inus als gefährliche Hunde gelten und in Deutschland einem absoluten Zuchtverbot unterliegen. Sie dürfen ohne Genehmigung der örtlichen Ordnungsbehörde nicht gehalten werden. Auch das Halten von Hunden anderer potentiell gefährlicher Rassen wie z.B. Dobermann und Rottweiler bedarf unter anderem im Bundesland Brandenburg einer besonderen Genehmigung der örtlichen Ordnungsbehörde. Auch kopierte Ruten sind bis auf wenige Ausnahmen nicht erlaubt.
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