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Landkreis Cham: Geringes Infektionsrisiko durch den Fuchsbandwurm

(aho) – Bis zu 30 % der Füchse im Landkreis Cham sollen, wie frühere Untersuchungen zeigten, Bandwürmer im Darm tragen und Eier ausscheiden. Eine konkrete Befragung aller als Hausärzte im Landkreis tätigen niedergelassenen Ärzte, Internisten und Radiologen zeigte, dass bisher im Landkreis nur eine Fuchsbandwurmerkrankung beim Menschen diagnostiziert wurde und erfreulicherweise konnte bei diesem Patienten die Heilung durch eine Operation erreicht werden.

Zu Beginn der Beerensaison rückt jedes Jahr das Interesse der Bevölkerung an den Gefahren durch den Fuchsbandwurm in den Vordergrund. Welche Gefahren drohen beim Genuss von Walderdbeeren, Heidelbeeren oder Himbeeren?

Entwicklungszyklus des Fuchsbandwurmes

Der aus nur 3-5 Gliedern bestehende, insgesamt nur etwa 4 mm lange Fuchsbandwurm schnürt das letzte, mit tausenden von mikroskopisch kleinen Eiern beladene Glied ab. Mit dem Kot des bandwurmtragenden Tieres, z. B. eines Fuchses, Hundes oder einer Katze, gelangt das Endglied ins Freie und gibt dort zerfallend die Eier frei. Die Bandwurmeier sind gegenüber Umwelteinflüssen äußerst widerstandsfähig und über längere Zeit lebensfähig. Der natürliche Entwicklungszyklus des Fuchsbandwurms verläuft so, dass die Eier meist von Mäusen aufgenommen werden. Die im Darm schlüpfende Larve wandert zumeist in die Leber ein und bildet dort eine flüssigkeitsgefüllte, verzweigt in das Lebergewebe hineinwachsende Blase. An der Innenseite dieser Blase bildet sich eine Vielzahl von Bandwurmköpfen aus. Diese krebsartig wachsende „Finne“ beeinträchtigt die betroffene Maus zusehends, so dass sie leichter die Beute z. B. wieder eines Fuchses wird. Im Darm des Fuchses löst sich die Bandwurmfinne auf, die daraus frei werdenden Bandwurmköpfe heften sich an der Darmwand des Fuchses an und wachsen zu Bandwürmern aus. Der Entwicklungskreislauf ist damit geschlossen.

Nimmt nun ein Mensch z. B. beim Verzehr roher Waldfrüchte Bandwurmeier mit auf, kann ihm ähnliches widerfahren, wie der oben erwähnten Maus: In seiner Leber kann sich langsam, über Jahre wachsend, die Finne des Fuchsbandwurms entwickeln. Diese fingerförmig in das Lebergewebe einwachsende Geschwulst beeinträchtigt die Funktion der Leber und kann z. B. zum Stau von Gallenwegen führen. Druck und Schmerz im rechten Oberbauch, Völlegefühl, verringerter Appetit, Gewichtsverlust, eine Gelbsucht oder der Anstieg von Leberwerten führen dann meist zur Ultraschalluntersuchung der Leber und können die Verdachtsdiagnose einer Bandwurmfinne begründen. Weitergehende Blutuntersuchungen können den Verdacht erhärten.

Schwierige Therapie

Die verzweigte Wuchsform der Bandwurmfinne macht häufig eine operative Entfernung unmöglich. Dies ist der wesentliche Unterschied zum Hundebandwurm, der in einer geschlossenen, eiförmigen Hülle wächst, die vom Chirurgen meist aus der Leber ausgeschält werden kann. Die Behandlung erfolgt mit einem Medikament, welches das Wachstum der Bandwurmfinne behindert und bei einem nicht operablen Befund u. U. lebenslänglich eingenommen werden muss. Ohne Behandlung ist bei der fortschreitenden Zerstörung der Leber mit einem tödlichen Ausgang zu rechnen.

Wie hoch ist das Risiko?

Wir wissen, dass etwa 30 % der Füchse in unserem Landkreis Bandwürmer im Darm tragen und damit Eier ausscheiden. Wie hoch aber ist die Zahl von Erkrankungen an Bandwurmfinnen beim Menschen? Der Leberbefall durch einen Fuchsbandwurm ist nach dem Bundesseuchengesetz nicht meldepflichtig, es gibt deshalb keine statistisch gesicherten Daten. Um der Bevölkerung einen Anhalt zu geben, wurden vom Gesundheitsamt Cham alle als Hausärzte tätigen niedergelassenen Ärzte, die Internisten und Radiologen im Landkreis befragt. Erfreulicherweise zeigte sich, dass die befragten Ärzte bei ihren Patienten bisher nur eine Fuchsbandwurmerkrankung diagnostizierten. In diesem Fall war zudem die Heilung durch eine Operation möglich.

Als Ergebnis der Befragung kann also festgestellt werden, dass das Risiko einer Erkrankung an einem Fuchsbandwurm für die hiesige Bevölkerung sicherlich nur sehr gering ist. Offensichtlich entwickelt sich beim Mensch nicht aus jedem aufgenommenen Bandwurmei eine Leberzyste. Dem entgegen zu halten ist, dass die Zahl der Füchse in den letzten Jahren zugenommen hat und dadurch eventuell das Risiko gestiegen ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Diagnosestellung wegen des manchmal bis zu 15 Jahre dauernden Wachstums der Bandwurmfinne zeitlich verzögert erfolgt.

Ratschläge

Bodennahe Waldfrüchte, wie z. B. Heidelbeeren oder Preiselbeeren, sollten zumindest gewaschen verzehrt werden. Will man völlige Sicherheit vor dem Fuchsbandwurm, müssen die Beeren gekocht werden. Bei hochhängenden Früchten, wie z. B. Himbeeren oder Brombeeren, ist mit einer Infektion durch Bandwurmeier nicht zu rechnen.

Das Infektionsrisiko ist insgesamt gering. Es besteht kein Grund zur Panik, wenn z. B. Kinder vom Verlangen nach den appetitlichen Beeren getrieben, eine handvoll davon ungewaschen verzehren.

Pressemitteilung des Landratsamtes Cham

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