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Schweizer Pferde: Haltung, Fütterung und Gesundheit oft mangelhaft

Zürich (aho) – Schweizer Wissenschaftler vom Institut für Nutztierwissenschaften und der Pferdeklinik der Universität Zürich haben in einer repräsentativen Stichprobenuntersuchung die schweizer Pferdehaltung analysiert und eine Reihe ernst zu nehmender Probleme offen gelegt. Die Ergebnisse wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Schweizer Archiv für Tierheilkunde“ veröffentlicht.

Von 1861 zufällig ausgewählten Pferdebetrieben beteiligten sich 622 mit 2536 Pferden, Ponys und Eseln und beantworteten eine Vielzahl von Fragen (Rücklaufquote 35.2%).

83.5% der Pferde waren einzeln (32.3% Innenbox, 28.4% Aussenbox, 4.5% Aussenbox mit Auslauf oder Weidehaltung, 18.3% Anbindehaltung), 16.5% in Gruppen aufgestallt. 36.0% der Pferde erhielten täglich, 62.8% witterungsabhängig und 1.2% nie Weidegang, wobei deutlich (signifikant) weniger in Einzel- als in Gruppenhaltung. Genutzt wurden die Pferde im Mittel 4.5 Stunden pro Woche; Rasse, Nutzungsrichtung und Haltungssystem hingen signifikant mit der Nutzungsdauer zusammen. Nur knapp 50% der Betriebsleiter verfügten über eine Fachausbildung (z.B. Berufsabschluss, Brevet, Militär). Trotz stark veränderter Nutzung (65.1% Freizeit-, 34.9% Wettkampf-/Arbeitspferde), werden die Pferde in der Schweiz weiterhin traditionell gehalten und gefüttert, was zu tiergesundheitlichen Problemen führen kann. (1)

Mehr als die Hälfte (54%) aller Pferde litten an einer „obstruktive Atemwegserkrankung“ („chronic obstructive pulmonary disease“ (COPD)). Ursache hierfür ist eine Ãœberempfindlichkeit (Hypersensitivität) der Atemwege gegenüber im Heu enthaltenen Pilzsporen und bestimmten Bakterien (thermophile Aktinomyceten). Ebenfalls ursächlich im Zusammenhang mit der Fütterung entstehen Zahnprobleme, die dritthäufigsten von praktischen Tierärzten behandelten Krankheiten. Begingt durch die Nutzung entwickeln sich Magengeschwüre am häufigsten bei Rennpferden, die je nach Untersuchung eine Magengeschwür-Häufigkeit von ca. 63 bis 90% aufweisen. Bei einer Untersuchung in der Schweiz konnten bei einer aus Ausbildungs-, Schul-, Sport- und Fahrpferden bestehenden Untersuchungsgruppe bei 57.1% der Pferde Magengeschwüre festgestellt werden. Ãœberhöhte Kraftfuttergaben, zu seltene und mengenmässig zu geringe Heufütterung pro Tag sowie der Einsatz von hygienisch nicht einwandfreien Futtermitteln und mangelhafte Bewegung sind wesentliche Gründe, die zur Entstehung von Koliken beitragen können. (2)

Die Wissenschaftler der ETH Zürich haben auch die Häufigkeit von Verhaltensstörungen und Untugenden bei Schweizer Pferden erfasst. Insbesondere wurde untersucht, wie das Auftreten der Stereotypien Koppen, Weben und Boxenlaufen mit tiereigenen Faktoren (Rasse, Alter, Geschlecht) und mit Faktoren der Haltung, der Ernährung, des Managements und der Nutzung in Zusammenhang steht. Bei einer Rücklaufquote von 35.2% (622 Betriebe) wurden für 418 von 2536 erfassten Pferden (16.5%) Verhaltensauffälligkeiten beschrieben. 89 Pferde (3.5%) zeigten die tierschutzrelevanten Stereotypien (Zwangshandlungen) Koppen, Weben, Boxenlaufen oder eine Kombination davon. Für 47 Pferde (1.9%) wurden Untugenden (z. B. Scheuen, Buckeln, Aggressivität gegen Menschen) genannt, und für 281 Pferde (11.1%) Mischformen, die je nach Ausprägungsform als Verhaltensstörungen oder als Untugend bezeichnet werden (z. B. Scharren, Lippenschlagen, Kopfschlagen, Boxenkicken). Für die Stereotypien Koppen, Weben und Boxenlaufen liessen sich eine Vielzahl statistisch signifikanter Zusammenhänge mit Faktoren der Genetik, der Haltung, des Managements und der Nutzungsart aufzeigen. Grösste Bedeutung kam neben der Rasse den Bereichen Sozialkontakt mit Artgenossen, freie Bewegung auf Weide, Fütterung, Beschäftigung und Nutzung zu. (3)

(1) I. Bachmann, M. Stauffacher Haltung und Nutzung von Pferden in der Schweiz: Eine repräsentative Erfassung des Status quo Schweizer Archiv für Tierheilkunde, Seite 331 – 347, Band 144, 2002, Heft 7

(2) K. Feige, A. Fürst, M. Wehrli Eser Auswirkungen von Haltung, Fütterung und Nutzung auf die Pferdegesundheit unter besonderer Berücksichtigung respiratorischer und gastrointestinaler Krankheiten Schweizer Archiv für Tierheilkunde, Seite 348 – 355, Band 144, 2002, Heft 7

(3) I. Bachmann, M. Stauffacher Prävalenz von Verhaltensstörungen in der Schweizer Pferdepopulation Schweizer Archiv für Tierheilkunde, Seite 356 – 368, Band 144, 2002, Heft 7

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