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Bis 200% betrügerischer Bio-Aufschlag: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Bielefeld/Delbrück (aho/lme) – Im größten deutschen Betrugsfall mit Öko-Produkten hat die Staatsanwaltschaft Bielefeld Anklage wegen gewerbsmäßigen Betruges gegen den 46 Jahre alten Unternehmer Berthold Franzsander aus Delbrück (Kreis Paderborn) erhoben. Das berichtet jetzt das Westfalen-Blatt unter Berufung auf Oberstaatsanwalt Klaus Pollmann. Als Tatzeitraum wird Januar 2005 bis Dezember 2007 angegeben. Der Prozess soll vor einer Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichtes Paderborn stattfinden.

Der ehemals größter deutscher Bio-Geflügelhändler soll konventionelle Frischware mit 25 Prozent Preisaufschlag als Bio-Ware an gutgläubige Kunden verkauft haben. In 72 Fällen sei konventionelle Ware, Geflügelprodukte von einem Unternehmen aus Delbrück und Putenerzeugnisse von einer Firma aus Rietberg (Kreis Gütersloh), angekauft worden, so die Recherchen der Zeitung. 50 Prozent der Menge sei dann mit Bio-Ware vermengt worden.

Bundesweit seien 685 Kunden geschädigt worden, so das Blatt. Der Schaden wird mit 1,3 Millionen Euro angegeben. Acht Jahre waren aus Delbrück auch Öko-Puten und Bio-Hähnchen an die älteste Braterei auf dem Oktoberfest in München, Ammer, geliefert worden. Zuletzt wurden auf der Wiesn 20.000 angebliche Öko-Hähnchen verspeist. Für die vermeintliche Bio-Ware wurde bis zu 200 Prozent mehr als für konventionell aufgezogenes Geflügel bezahlt, so der Bericht der Zeitung.

Der Angeschuldigte habe die Vermischung von konventioneller Ware mit Bio-Produkten zugegeben, sagte Pollmann dem Westfalen-Blatt. Franzsander sei aber davon ausgegangen, dass nach den Richtlinien der EU-Ökoverordnung ein Zukauf von konventioneller Ware zulässig sei, wenn nicht genug Bio-Ware vorhanden ist. Zudem hätten sich die Richtlinien ständig geändert.

Als Konsequenz aus dem schwerwiegenden Verstoß gegen die EG-Öko-Verordnung bei einer Biogeflügel-Unternehmensgruppe in Delbrück hatte Umweltminister Eckhard Uhlenberg ankekündigt, das System der Ökokontrolle verbessern. „Die zweistufig organisierte Kontrolle der Bioproduktion mit privaten Kontrollstellen und staatlicher Überwachung muss stärker risiko- und schwachstellenorientiert arbeiten. Deshalb soll vor allem im Futter- und Geflügelbereich die Kontrolle verbessert werden.

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