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Bessere Diagnostik durch invasiven Ultraschall

(aho) Veterinärmedizinern der Universität Leipzig ist es gelungen, mit einer von ihnen entwickelten und bislang auch nur von ihnen praktizierten neuen Untersuchungsmethode, dem invasiven Ultraschall, die Diagnostik bei Pferden deutlich zu verbessern.

Die Mediziner – unter der Leitung von Prof. Dr. James Grant Ferguson von der Chirurgischen Tierklinik – haben hierfür zwei bekannte Techniken kombiniert, die intraoperative Sonographie (intraoperativer Ultraschall)und die laparoskopische Sonographie. Ergebnis: Nicht nur die Bildqualität ist im Vergleich zu einer normalen Ultraschallunter- suchung „hervorragend“, so Dr. Kerstin Gerlach, die Wissenschaftler können zudem bisher nicht zugängliche Abschnitte von Organen untersuchen und auch das Organinnere sehen. Weiterer Vorteil: Der Eingriff ist relativ klein, womit Risiken und auch große Kosten umgangen werden können.

Zur Erklärung: Intraoperative Sonographie ist eine Ultraschall- untersuchung, die während einer Operation erfolgt, wobei der Arzt den Schallkopf direkt auf die inneren Organe aufsetzt. Bei der laparoskopischen Sonographie führt der Mediziner die Ultraschallsonde durch einen sog. Laparoskopietrokar, das ist eine mit einem Dorn versehene Hülse mit einem Durchmesser von etwa einem Zentimeter, in die Bauchhöhle ein und setzt sie auf das Organ auf. Das Verfahren beruht auf dem Prinzip der Minimal-Invasiven Chirurgie, auch Laparoskopie oder Schlüsselloch-Technik genannt. Diese stammt aus der Humanmedizin und bedeutet, dass man – ohne große Schnitte – mit einer kleinen Kamera, die durch die sog. Trokarhülse geführt wird, wie praktisch „durch ein Schlüsselloch“ in den Bauch des Patienten hineinsehen kann.

Bei dem neuen Verfahren setzen die Mediziner den Tieren unter örtlicher Betäubung im Abstand von zehn Zentimeter zwei Trokare in die Bauchwand. Durch den einen Trokar führen sie eine Kamera ein – wie bei der normalen Laparoskopie -, durch die andere Hülse bringen sie die Ultra- schallsonde in den Bauchraum, platzieren sie und versuchen, so Gerlach, „durch fächerförmiges Bewegen möglichst viel des zu untersuchenden Organs“ zu erfassen. Beide Bilder, das Kamerabild und das Ultraschall- bild, werden mit einem Bildmixer zusammen geschaltet. Auf diese Weise sehen die Wissenschaftler nicht nur genau, wo sie sich mit ihren Instrumenten gerade im Bauchraum des Pferdes befinden, sondern erkennen durch das direkte Aufsetzen der Sonde auch viel mehr als beim Ultraschall von außen durch die Haut.

Zur Verdeutlichung: Der Bauch eines mittelgroßen erwachsenen Pferdes ist mit einem Durchmesser von ungefähr 60 bis 70 Zentimeter sehr groß. Von seiner Oberfläche aus kommt man mit Ultraschall nicht tiefer als etwa 20 Zentimeter. Bei dieser Eindringtiefe ist die Bildauflösung nicht besonders gut. Außerdem behindern Rippen und Luft, wovon sich viel im Bauch eines Pferdes befindet, die Sicht. Diese „natürlichen Feinde des Ultraschalls“ kann man mit der neuen Methode umgehen.

Andere Vorteile des Verfahrens: Das Tier muß nicht – wie beim intraoperativen Ultraschall – in Vollnarkose gesetzt werden, sondern ist „komplikationslos“ stehend zu untersuchen. Die Trokare, die dabei in der Bauchwand stecken bleiben, verursachen nur zwei kleine Löcher. Damit kann man nicht nur die mit einer Vollnarkose beim Pferd möglichen Risiken und Wundheilungsprobleme umgehen, sondern auch große Kosten für die Besitzer der Tiere.

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