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Das langsame Sterben der Schildkröten

Basel/Zürich (aho) – Schildkröten sind keine einfachen Heimtiere. Ihre Halter müssen sich jahrzehntelang intensiv mit der Pflege und richtigen Ernährung der Schildkröten auseinandersetzen. Schildkröten können 120 Jahre alt werden und ihren Besitzer überleben. Eine falsche Haltung – das wurde an der Pressekonferenz des Schweizer Tierschutz STS deutlich – hat ein langes, qualvolles Sterben zur Folge.

Heinz Lienhard, Präsident des Schweizer Tierschutz STS, legte an der Medienkonferenz in Zürich dar, dass viele Tierschutzprobleme aus der Gedankenlosigkeit von Leuten entstehen, die sich Tiere aus einer Laune heraus anschaffen und aus der Skrupellosigkeit anderer, die daraus Profit schlagen. Der Tierschutz werde immer mehr mit Problemen im Zusammenhang mit der Haltung von Schildkröten konfrontiert. Schildkröten sterben langsam, erklärte die Zoologin Eva Waiblinger, sie können unter falscher Haltung oder Ernährung jahrelang krank sein und leiden, ohne dass dies der Halter bemerkt. Wenn Gesundheitsprobleme endlich erkannt werden, ist dies meist schon zu spät. Zahlreiche schildkrötenspezifische Krankheiten liessen sich durch eine tiergerechte Haltung und Ernährung vermeiden. Viele Schildkröten-halter scheuen die Ueberwinterung ihrer Tiere, weil sie nicht ein halbes Jahr auf ihre Tiere verzichten wollen. Ein Winterschlaf gehöre aber zur Biologie der meisten Schildkrötenarten, so Eva Waiblinger. Werden Schildkröten nicht überwintert, könne sich dies langfristig negativ auf ihre Gesundheit und Lebenserwartung auswirken.

Ausgesetzte oder zur Last gewordene Schildkröten, die im Tierheim oder in einer Auffangstation abgegeben werden, müssen oft jahrelang dort gepflegt werden, weil die Vermittlung an wirklich tiergerechte Haltungen äusserst schwierig ist.

Schildkröten landen laut Urs Jost, Präsident der Schildkröten-Interessengemeinschaft Schweiz SIGS, trotz Washingtoner Artenschutzabkommen in vielen Ländern im Suppentopf oder aber in der Schweiz auf dubiosen Reptilienbörsen. Skrupellose Geschäftemacher finanzieren sich ihre Urlaubsreise in den Süden mit dem Schmuggel von Landschildkröten. Die aufgedeckten Fälle seien da nur die Spitze des Eisbergs, erklärte Urs Jost. Er forderte eine bessere Kontrolle der Reptilienbörsen.

Meeresschildkröten sind auf der ganzen Welt stark bedroht: Gejagt als Nahrung, missbraucht für Touristenattraktionen, gefährdet durch die Hochseefischerei, unter Druck wegen Lebensraum- und Nistplatzverlust. Doch Meeresschildkröten stellen für die Tourismusländer einen sehr hohen Wert dar. Sie wirken als eigentlicher Publikumsmagnet. Diese Einsicht muss auch den Küstenfischern vermittelt werden, in deren Netzen sich Schildkröten gerade in der so wichtigen Fortpflanzungszeit verfangen. Tierfilmer Mark Rissi berichtete von einem Schildkröten-Informationsprogramm an der kenianischen Küste, das unter Mitwirkung des STS aufgebaut wurde. Ziel der Aufklärungsarbeit ist es, die Fischer dafür zu gewinnen, die Schildkröten nicht mehr zu töten. Statt dessen sollen die Tiere aus den Netzen befreit und zur Registrierung in die Schutzstation gebracht werden. Für jedes registrierte Tier erhalten die Fischer eine finanzielle Abgeltung. Mit diesem Anreiz ist es gelungen, alte Verhaltensmuster aufzubrechen und die lokale Bevölkerung in die Schutzbestrebungen einzubinden.

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