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Tierleid durch falsche Diagnose: Die Bundestierärztekammer warnt vor der Behandlung kranker Tiere durch Laien

pferd_tierarzt_02.jpg Berlin (BTK) – Im Internet und anderen Portalen werben Tierheilpraktiker, Tierpsychologen oder Tierphysiotherapeuten zunehmend mit alternativen Methoden oder geben Ratschläge zur Selbstbehandlung von Hund, Katze und Co. Doch diese sind oft nicht nur wirkungslos, sondern können im schlimmsten Falle auch fatale Folgen für das Tier haben.
„Weil ‘alternative’ Behandlung sich besser anhört, oder weil man Vorbehalte gegen die sogenannte ‘Schulmedizin’ hat, suchen einige Tierbesitzer mit ihrem kranken Liebling nicht zuerst den Tierarzt auf, sondern legen die Gesundheit der Tiere in die Hände von Tierheilern. Oder sie versuchen, auf der Basis von Halbwissen aus dem Internet, das kranke Tier selbst zu behandeln“, erklärt Dr. Uwe Tiedemann, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Tierbehandlung der Bundestierärztekammer (BTK).
Was dabei herauskommen kann, zeigen einige Beispiele, die die BTK dokumentiert hat:

– Ein Hund mit einer schmerzhaften Pfote bekommt vom Besitzer übers Wochenende homöopathische Globuli. Durch die nicht erkannte Vereiterung entsteht eine Blutvergiftung, die umso länger
mit Antibiotika bekämpft werden muss.
– Die seit Tagen verklebten Augen eines Kaninchens werden auf Anraten eines Nicht-Tierarztes
mit Augentropfen behandelt. Die Ursache war aber eine in die Augenhöhle durchgebrochene
Zahnwurzel. Bei rechtzeitiger Untersuchung und Behandlung durch einen Tierarzt könnte das
Tier noch leben.
– Die Katze reißt sich büschelweise Fell aus. Auf Anraten zahlreicher Internetforen probiert
die Besitzerin eine neue Futtersorte nach der anderen. Ein tierärztlicher Hautcheck hätte
die verursachenden Parasiten leicht erkannt und der Katze wäre wochenlanges Leiden erspart
geblieben.
– Das Pferd speichelt seit Tagen, ein „Heilkundiger“ raspelt die Zähne. Ein rechtzeitig
zugezogener Tierarzt hätte bei genauer Untersuchung erkannt, dass das Tier an einem
schmerzhaften Zungentumor leidet.

Tiedemann: „Wir können nur davor warnen, ohne Vorstellung des Tieres in einer Tierarztpraxis Diagnosen aus dem Internet zu übernehmen und auf eigene Faust herumzudoktern. Und in ein paar Wochenendkursen lernt man als Tierheilpraktiker, Dentist oder Akupunkteur eben nicht dasselbe wie ein Tierarzt im fünfeinhalbjährigen Studium, das mit einer staatlichen Prüfung und Zulassung zur tierärztlichen Tätigkeit (Approbation) bundesweit einheitlich abschließt.“ Nicht zuletzt wegen der Gefahr der Übertragung ansteckender Krankheiten vom Tier auf den Menschen sei solides Fachwissen gefragt. Nur Tierärzte verfügen durch ihre umfassende Ausbildung und oft jahrelange Weiterbildung nach dem Studium über das Wissen, eine Diagnose zu stellen und eine geeignete Therapie einzuleiten. Und nur Tierärzte können abschätzen, ob eine schulmedizinische oder eine regulationsmedizinische Behandlung wie z.B. Homöopathie, Pflanzenmedizin, zielgerichtete Physiotherapie, Akupunktur oder auch eine Kombination für den einzelnen Patienten sinnvoll und zielführend ist, so Tiedemann.

7 Kommentare, Kommentar oder Ping

  1. Sonja

    Dieser Artikel ist sehr einseitig geschrieben und rückt Alternativ Mediziner pauschal in ein sehr schlechtes Licht! Alle über einen Kamm zu scheren ist doch etwas altmodisch, oder?

  2. Bettina

    Wenn ich es richtig sehe, betreffen drei der vier Fälle Behandlungen durch Tierhalter nach einer Diagnose im Internet. Das ist nicht mit einer Behandlung durch einen ausgebildeten Tierheilpraktiker zu vergleichen.
    Ich bin selbst Tierhalterin und konsultiere seit Jahren Tierarzt und ergänzend eine klassische Tierhomöopathin. Die Behandlungen der Tierheilpraktikerin waren stets kompetent und haben meinen Tieren immer geholfen. Ich würde mir wünschen, dass bei Tierärzten die Einsicht wächst, dass eine Kooperation mit Komplementärtherapeuten sinnvoll ist.

  3. Die Kooperation deutscher Tierheilpraktiker-Verbände e.V. als Dachverband von 5 Berufsverbänden stimmt der Bundestierärztekammer darin zu, dass unnötiges Leid durch falsche Diagnosen verhindert werden muss. Sie wendet sich aber gegen die generelle Aussage, dass Tierheilpraktiker über zu wenige Kenntnisse verfügten, um Tiere zu behandeln. Tierheilpraktiker, die einem Mitgliedsverband der Kooperation angehören, haben eine qualifizierte Ausbildung durchlaufen, die sie mit einer schulunabhängigen schriftlichen, mündlichen und praktischen Prüfung und einer Facharbeit abgeschlossen haben. Auch wenn der Tierheilpraktikerberuf kein gesetzlich geregelter Ausbildungsberuf ist, müssen Tierheilpraktiker der Kooperationsverbände die verbandsinternen Kriterien für Ausbildung und Fortbildung erfüllen. Eine Berufsordnung verpflichtet sie zudem zu regelmäßiger Fortbildung. Sie unterscheiden sich daher in ihrem Fachwissen und ihrer Kompetenz deutlich von Tierhaltern oder „Laien“.
    Als Dachverband von 5 Berufsverbänden sieht auch die Kooperation deutscher Tierheilpraktikerverbände e. V. eine Gefahr in falsch gestellten Diagnosen – egal ob vom Laien oder Mediziner gestellt – sowie überzogener Internetwerbung, aber vor allem auch in einer Beratung via Internetforen. Die Berufsordnung der Kooperation sowie das Heilmittelwerbegesetz verbieten eine Fernbehandlung. Wir raten Tierbesitzern, Ihre Tiere nur von einem gut ausgebildeten Therapeuten behandeln zu lassen, der die Tiere auch vor Ort adäquat untersucht und im Zweifel auch einem Tierarzt zur weiteren Behandlung bzw. weiterführenden Diagnostik überweist.
    Wir verwahren uns jedoch gegen eine verallgemeinernde reißerischen Darstellung, wie in der von Ihnen eingestellten Pressemitteilung der Bundestierärztekammer. Die dort aufgeführten Beispiele führen überwiegend Fälle ins Feld, bei denen Tierbesitzer selbst Hand angelegt haben, oder sich eben in Foren haben beraten lassen. Das hat nichts mit der Arbeit eines kompetenten Therapeuten zu tun, wie wir es von unseren Mitgliedern erwarten und zielt nur darauf ab, einen gesamten Berufsstand zu verunglimpfen. Diagnostische und therapeutische Fehler unterlaufen allen Berufsgruppen. Wir wünschen uns eine differenzierte sachliche Diskussion um Qualitätsstandards in der Tiertherapie, um derartige Fehler zu vermeiden und Qualitätsstandards zu sichern. Wir sprechen uns ausdrücklich für ein Miteinander aus, was sich im Humansektor bereits zwischen Ärzten, Heilpraktikern, Physiotherapeuten und anderen Angehörigen von Heilberufen zum Wohle der Gesundheit der Patienten bewährt hat.

  4. Brigitte

    Mit Journalismus hat dieser Artikel nichts zu tun …

  5. Julia

    Der Artikel wäre gut, wenn er denn vernünftig recherchiert worden wäre. Aber ich wage mal zu behaupten, es gibt mindestens so viele schwarze Schafe, die ein Veterinärstudium haben, wie Tierheilpraktiker ohne wirkliche Ausbildung. Und Empfehlungen des World Wide Webs insbesondere aus Foren, stammen meist nicht von ausgebildeten Tierheilpraktikern. Genauso wenig wie die in Foren gestellten Diagnosen von Tierärzten stammen.

    Der gemeinsame Tenor muss lauten, dass eine Zusammenarbeit sinnvoll ist. Ich arbeite nur mit Patienten, die eine tierärztliche Diagnose haben. Fehlt diese, wird der Tierhalter zum Tierarzt geschickt. Und ich lege auch gerne alles offen, was ich tue. So weiß der behandelnde Tierarzt und Patientenbesitzer genauestens über mein Wirken Bescheid. Genauso verhalten sich aber auch Tierärzte, die meine Arbeit schätzen. Gemeinsam geht es doch um etwas, was beiden Seiten wichtig und wertvoll ist: die Tiergesundheit!

    Warum kann man hier nicht ein vernünftiges Miteinander finden? Niemand nimmt dem anderen das Brot vom Teller. Wie auch?! Die Diagnosestellung kann ein Tierheilpraktiker gar nicht abdecken, ebenso kann ein Tierheilpraktiker nicht operieren. Und genauso werden die wenigsten Tierärzte die Zeit finden, sich so intensiv mit einer alternativen Heilmethode auseinanderzusetzen, wie dies manch spezialisierter Tierheilpraktiker kann.

    Statt auf alten Thesen weiter noch lange rumzureiten (auch in Form solcher Artikel) wäre es vernünftiger gemeinsam an der Zukunft zu arbeiten, die da lauten sollte: GEMEINSAM stark fürs Tier.

  6. Thomas Rindt

    Ich begrüße diesen Artikel!

    Heilpraktiker und anderer „Eso-Scheiß“ ist beim Tier genauso gefährlich und unangebracht, wie beim Menschen!

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