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Impfmüdigkeit: Seuchenzüge vorprogrammiert

Nürnberg (aho) – Im Rahmen seines Jahreskongresses in Nürnberg warnte der Bundesverband Praktischer Tierärzte e. V. (BPT) in seiner heutigen Pressekonferenz vor den Folgen der zunehmenden Impfmüdigkeit im Kleintierbereich. Seuchenartige Ausbrüche von bisher durch regelmäßige Impfungen gut unter Kontrolle gebrachter Infektionskrankheiten seien vorprogrammiert. Fehlende Schutzimpfungen gefährdeten nicht nur das Einzeltier, sondern die Gesundheit einer Gesamtpopulation. Der Verband mahnte deshalb Tierhalter, empfohlene Impfungen unbedingt durchführen zu lassen. Die klassischen Infektionskrankheiten der Tiere sind durch die Entwicklung wirksamer Impfstoffe und ihrer konsequenten Anwendung beherrschbar geworden. Trotzdem – oder vielleicht gerade weil gefährliche Infektionen nicht mehr tägliche Erfahrung sind – vergessen viel zu viele Tierhalter, ihre Hunde und Katzen mit den notwendigen Schutzimpfungen versorgen zu lassen. Oder sie lassen sich von radikalen „Impfgegnern“ einreden, Schutzimpfungen seien eher schädlich und Tierärzte würden vor allem deswegen impfen, weil sie gut daran verdienten. Ein bedenklicher Trend, denn nach wie vor treten Infektionskrankheiten wie Staupe und Parvovirose beim Hund oder FeLV-Infektion und Katzenseuche bei der Katze auf. Trotz durchgeführter Impfmaßnahmen sind diese Krankheiten nicht besiegt. Die Gefahr ist groß, dass eine weiter zunehmende Impfmüdigkeit zu seuchenartigen Ausbrüchen dieser Erkrankungen führt. Dies gilt es zu verhindern. Der Tierhalter übernimmt hierbei die entscheidende Rolle, da gesetzliche Vorgaben im Kleintierbereich nur für die Tollwut existieren. Somit liegt die Verantwortung der Durchführung empfohlener Impfpläne ausschließlich in seiner Hand. Hält er sich nicht an die Empfehlungen des Tierarztes bzw. Impfstoffherstellers, riskiert er nicht nur eine mögliche Erkrankung seines Tieres, sondern gefährdet damit die Gesundheit aller Hunde oder Katzen. Denn in jeder Population müssen 70 bis 80 Prozent geimpfter Individuen vorhanden sein, damit sich Infektionskrankheiten nicht zu einer Epidemie ausweiten können. Das heißt: Wird in zu großen Abständen oder gar nicht mehr geimpft, bricht der Impfschutz der gesamten Tierpopulation zusammen und Seuchenzüge treten wieder auf. Wie gefährlich das Unterlaufen der Populationsimmunität sein kann, hat in dramatischer Weise der Staupeseuchenzug 1995 in Finnland gezeigt, dem mehr als 5000 Hunde zum Opfer fielen. Hier konnte nachgewiesen werden, dass durch mangelnde Impfdisziplin weniger als 50 Prozent der jungen Hunde einen Impfschutz aufwiesen. Das Staupevirus wurde unter diesen Bedingungen schnell und effizient in der Hundepopulation übertragen. Die rechtzeitige Schutzimpfung ist und bleibt die einzige Möglichkeit, den Organismus vor lebensbedrohenden Erregern zu schützen. Impfreaktionen und Nebenwirkungen sind bei den modernen Impfstoffen äußerst selten geworden und stehen in keinem nennenswerten Verhältnis zum Nutzen. Und: Eine intensive Vorsorgemedizin schützt gleichzeitig vor hohen Behandlungskosten.

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