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Der DJV appelliert an Wattwanderer: Seehundwelpen nicht anzufassen

Bonn (aho) – Zwei große Kulleraugen und ein Mitleid erregendes Jaulen: Wenn ein junger Seehund einsam auf einer Sandbank liegt, meldet sich das Helfersyndrom bei Spaziergängern schnell. Doch erst falsch verstandene Tierliebe macht Seehunde zu Waisen, teilte der Deutsche Jagdschutz-Verband (DJV) heute in Bonn mit. Jungtiere sollten auf keinen Fall berührt werden, denn Menschengeruch veranlasst die Mutter, ihren Nachwuchs zu verstoßen. Deshalb gilt: mindestens 300 Meter Abstand halten und im Zweifelsfall die Seehundstation oder die Polizei benachrichtigen. Experten entscheiden dann vor Ort, ob Hilfe notwendig ist. „Die Rufe junger Seehunde bedeuten nicht zwingend, dass es dem Jungtier schlecht geht, informierte DJV-Präsident Jochen Borchert. Vielmehr sei es ein Signal an die Eltern: Hier bin ich! „Oft sucht die Mutter nur ein paar Meter weiter in einem vorgelagerten Priel nach Nahrung“, so Borchert.

Aufgrund der milden Witterung werden die ersten Jungtiere dieses Jahr schon Ende Mai erwartet – also mitten in den Pfingstferien. Normalerweise bringen die Seehunde ihre Jungen erst im Juni zur Welt. Der DJV appelliert deshalb an alle Wattwanderer, am Nordseestrand die Schutzzonen zu beachten und Hunde anzuleinen. Dass ein Seehundwelpe den Kontakt zu seiner Mutter verliert, kann zahlreiche Ursachen haben: zum Beispiel menschliche Störungen oder starke Strömungen und hohe Wasserstände bei Ebbe, die durch Sturmtiefs verursacht wurden. Als „Heuler“ werden die jungen Seehunde erst dann bezeichnet, wenn sie dauerhaft von ihrer Mutter getrennt wurden.

Seehunde unterliegen zwar dem Bundesjagdgesetz, dürfen jedoch seit den 1970er Jahren nicht mehr bejagt werden. Dennoch sind Jäger dazu verpflichtet, die Tiere zu hegen – was sehr ernst genommen wird. In den von Jägern gegründeten Seehundstationen Norden-Norddeich in Niedersachsen und Friedrichskoog in Schleswig-Holstein werden jährlich etwa 100 verwaiste Seehundwelpen auf ein Leben in Freiheit vorbereitet. Um sich den lebensnotwendigen Speck anzufuttern, erhalten die Jungtiere in den ersten Tagen einen nahrhaften Ersatzbrei. Nach etwa zwei Wochen steht frischer Fisch auf dem Speiseplan, darüber hinaus lernen die Tiere, selbst zu jagen. Ausgewildert werden die Säuger erst dann, wenn sie mindestens 25 Kilogramm wiegen. Großen Wert wird in den Einrichtungen zudem auf Forschung gelegt. So wird in Friedrichskoog der Frage nachgegangen, wie Windkraftanlagen im Wattenmeer Meeressäuger beeinflussen.

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