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Welpensterben in Hamburg: „Die Kapazitätsgrenzen sind erreicht“

[Völlig erschöpft und verunsichert liegt Lulu in der Box. In ihrem kurzen Leben musste die kleine Hündin leider schon viel mitmachen – nun ist sie im HTV in Sicherheit. Foto HTV]
Hamburg (HTV) – Der Welpenhandel in Hamburg reißt nicht ab – schlimmer noch, er nähert sich seinem dramatischen Höhepunkt. Die Tierschutzberatung des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e. V. (HTV) erhält täglich, zum Teil stündlich, neue Hinweise zu Welpenkäufen und tragischen Schicksalen. Die Welpenflut und Ignoranz der Käufer*innen stellen den HTV und den Tierschutz Henstedt-Ulzburg e.V. vor immer größere Herausforderungen – zulasten der Opfer.

Die öffentlich bekanntwerdenden Fälle von todkranken und verwahrlosten Welpen steigen weiter. Offenbar sind längst nicht alle Hamburger*innen über das Ausmaß ihrer Anschaffung bei eBay Kleinanzeigen informiert. „Wir haben längst unsere Kapazitätsgrenzen erreicht, was die Aufnahme der notleidenden Welpen angeht“, berichtet HTV-Tierschutzberatung Sina Hanke und fährt fort: „Daher sind wir sehr dankbar über die gut funktionierende Zusammenarbeit mit dem Tierschutz Henstedt-Ulzburg e.V., der uns nicht nur bei den Ermittlungsfällen vor Ort eine Hilfe ist, sondern auch gerettete Hundekinder in seine Obhut nimmt – falls sie nicht in der Klinik oder auf dem Weg dahin bereits versterben.“

Käufer*innen systematisch getäuscht – mit grausamen Folgen

Dem HTV liegen diverse Aussagen von Käufer*innen vor, die bewusst und systematisch getäuscht wurden. Während der Kommunikation mit den Welpenanbietern, die zunächst vermeintlich seriös erscheinen – angeblich geimpfte und gechippte Tiere im Alter ab acht Wochen anbieten und das Muttertier könnte besichtigt werden – stellt sich schnell heraus, dass die Tiere noch nicht geimpft wurden. Die Muttertiere können, weil es für sie angeblich zu stressig wäre, plötzlich nicht getroffen werden und aufgrund etwa der Corona-Maßnahmen wird eine Übergabe des Hundekindes draußen vor einem Wohnhaus oder in einem Hinterhof vorgeschlagen. Verfloht, viel zu jung und zum Teil erbrechend (ein Hinweis auf die tödlich verlaufende, hoch ansteckende Viruserkrankung Parvovirose) werden die Welpen den Leuten übergeben. Sie bezahlen dafür Geld und befeuern so den todbringenden Welpenhandel und das Welpensterben in Hamburg weiter. Aus dem ganzen Norden kommen die Käufer*innen angereist.
Erst vor wenigen Tagen wurden fünf weitere Welpen aus den Fängen der Welpenhändler befreit – im Rahmen einer der verdeckten Fake-Käufe kam es sogar zu Handgreiflichkeiten seitens der Welpen-Überbringerin. Für einen der Winzlinge – sie war erst ca. sechs Wochen alt und nicht mal 24 Stunden in Freiheit, kam leider jede Hilfe zu spät. Die Hündin starb höchstwahrscheinlich an Parvo. Die kleine Milka konnte hingegen rechtzeitig befreit werden und befindet sich derzeit in der sicheren Obhut des HTV. Ihr geht es den Umständen entsprechend gut. Das mutmaßliche Geschwisterchen von Milka hatte da leider nicht so viel Glück – es war bereits verkauft – und starb im Alter von gerade einmal sechs Wochen qualvoll. Drei weitere Hundekinder – Lulu, Abbey und Kiki – erholen sich derzeit in der Obhut des HTV.

Mitte August hatte das Tierheim Henstedt-Ulzburg mit einem sehr emotionalen Beitrag über drei Welpen – davon bereits zwei tot – und die unverzeihlichen Folgen des Welpenhandels auf Facebook aufmerksam gemacht. Darin hieß es unter anderem: „Wer das einmal gesehen hat, wie die Kleinen sich quälen … sich permanent übergeben, der Kot läuft in flüssiger Form oft mit Blut durchsetzt aus dem Hintern, sie sind schlapp, können nicht mehr schlucken – ein grausames Sterben.“
Katja Vogel, Leiterin des vom Tierschutz Henstedt-Ulzburg e.V. betriebenen Tierheims, erläutert: „Es macht uns unendlich traurig, diese jungen Hunde so elendig sterben zu sehen, weil Menschen so egoistisch sind, ihr Tier um jeden Preis zu kaufen. Dem Welpenhandel muss ein Riegel vorgeschoben werden: durch eBay Kleinanzeigen selbst, als eine der größten Plattformen, aber auch mithilfe der Interessent*innen, die für dieses Tierleid nicht mehr bezahlen.“

Janet Bernhardt, 1. Vorsitzende des HTV: „Das Welpensterben betrifft uns alle – in erster Linie jene, die sich ohne jede Rücksicht ein Hundekind anschaffen möchten. Wenn Ihnen etwas komisch vorkommt oder Sie sehen, dass es einem Welpen schlecht geht, melden Sie sich bitte umgehend bei der Polizei oder unserer Tierschutzberatung. Ein Kauf hilft den Tieren nicht.“

Hinweise auf Tierschutzverstöße nimmt die Tierschutzberatung des HTV entgegen: telefonisch unter der 040 211106-25 montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr oder per E-Mail unter tierschutzberatung@hamburger-tierschutzverein.de.
 

  
Juri: „Warum musste ich sterben?“ Für den kleinen Juri kam leider jede Hilfe zu spät! Er wurde gerade einmal sechs Wochen alt. Fotocredit: Tierschutz Henstedt-Ulzburg e.V. bzw. Tierheim Henstedt-Ulzburg

Milka: „Ich lebe, aber mein Geschwisterchen ist tot.“

Hope war so tapfer, trotz größter Anstrengungen ihres zierlichen Körpers und der Hilfe des Teams vom Tierheim Henstedt-Ulzburg verlor sie den Kampf gegen das tödlich verlaufende Virus Parvovirose. Fotocredit: Tierschutz Henstedt-Ulzburg e.V. bzw. Tierheim Henstedt-Ulzburg

Auch Tom und Jerry sollten – viel zu jung ihrer Mutter entrissen, wie Ware gehandelt werden.
 

Dieses Hundekind hat den Todeskampf verloren. Jede Hilfe kam für den Welpen zu spät, der sein ganzes Leben erst noch vor sich hatte.

Auch für diesen Welpen kam jede Hilfe zu spät: Er wurde erlöst, nachdem er wie Ware gehandelt wurde und nur zwei Tage im neuen Zuhause verbracht hatte.

Im Käfig kämpft ein Hundemädchen um sein Überleben, der Magen aufgrund von mangelndem Wasser und schlechtem Futter stark aufgequollen, während seine Schwester bereits verendete und noch neben ihm liegt.


Informieren Sie sich hier!

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