Expertenmeinung: Acrylamid ungefährlich
Bonn (lme) – Offensichtlich haben eifrige Verbraucherschützter die Konsumenten grundlos wegen eines Krebsrisikos durch Acrylamid in Backwaren beunruhigt Nach Meinung von Prof. Reinhard Matissek (Köln) ist das Krebsrisiko durch Acrylamid in Lebensmitteln möglicherweise geringer als zunächst befürchtet. Wie der Experte auf dem Deutschen Lebensmittelchemikertag 2004 in Bonn auf Grundlage neuer toxikologischer Untersuchungen berichtete, deute der jetzige Erkenntnisstand darauf hin, „dass das Gefährdungspotenzial von Acrylamid für den Menschen deutlich geringer ist als ursprünglich befürchtet“. So sei es nach wie vor wissenschaftlich ungeklärt, ob Acrylamid, wenn es über die Nahrung aufgenommen wird, beim Menschen tatsächlich Krebs erzeugen könne, erläuterte Matissek. Weitere Untersuchungen zur Schädlichkeit der Stoffwechselprodukte von Acrylamid müsse man für eine umfassende Sicherheitsbewertung noch abwarten. Wahrscheinlich lasse sich ein Schwellenwert bestimmen, unterhalb dessen keine Krebs erregende Wirkung beim Menschen zu erwarten sei.
Bereits zu Jahresbeginn hatten verschiedenen Wissenschaftler auf der Jahrestagung der American Chemical Society (27th National Meeting of the American Chemical Society) in Annaheim (USA) Entwarnung gegeben. In epidemiologischen Studien ließ sich bisher kein erhöhtes Krebsrisiko nachweisen, wie Lorelei Mucci von der School of Public Health der Harvard Universität in Boston berichtete auf der Tagung von vier Fall-Kontroll-Studien. Darin untersuchte sie, ob der hohe Verzehr von Acrylamid mit einem erhöhten Risiko von Blasenkrebs, Nierenkrebs oder kolorektalen Karzinomen assoziiert ist. Die Wissenschaftlerin fand dafür keinen Hinweis. Acrylamid kann beim Erhitzen stärkehaltiger Lebensmittel entstehen, insbesondere aus dem natürlicherweise vorkommenden Stoff Asparagin. Das geschieht vor allem in frittierten, gebratenen und gebackenen Kartoffel- oder Getreideprodukten, sowohl im Haushalt als auch in der Gastronomie oder in der Lebensmittelindustrie.