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AFA-Algen in Nahrungsergänzungsmitteln: Toxikologe warnt vor Giftcocktail

Konstanz (lme) – Prof. Daniel Dietrich, Toxikologe an der Universität Konstanz, hat in einer neuen Untersuchung 16 AFA-Algen Präparate untersucht. Er hält die längere Einnahme von AFA-Produkten für gesundheitsbedenklich und warnt vor dem ständigen Verzehr.

In der asiatischen Küche gilt sie als gesunder Leckerbissen, die Alge. Gebraten, gekocht, als Tee, als Gewürz. Ihre Verwendung ist vielfältig. Heute werden in Algenzuchten weltweit zwischen acht und neun Millionen Tonnen Algen jährlich geerntet, von denen ein Teil zu Viehfutter, Dünger oder Kosmetika verarbeitet wird.

Neben ihrer Rolle als Lebensmittel spielen Algen zunehmend als Nahrungsergänzungsmittel eine Rolle. Insbesondere eine Art, die AFA-Algen, werden in diesem Zusammenhang immer wieder genannt. Die Abkürzung AFA steht für „Aphanizomenon-Flos-Aquae-Alge“. Sie gehört zu den Süßwasseralgen und ist auch als „blaugrüne Alge“ in der Allgemeinheit bekannt. Bevor sie als Tablette oder Pulver beim Verbraucher landet, wird sie aus dem überdüngten Lake Klamath in Oregon abgefischt, gewaschen und gefriergetrocknet.

AFA-Algenpräparate – so ist immer wieder in den Internetanpreisungen zu lesen – sollen das Immunsystem stärken, die geistige Leistungsfähigkeit erhöhen, Infektionskrankheiten verhindern und Gelenkerkrankungen mildern. Auch bestimmte neurologische Störungen wie das Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) bei Kindern, auch als „Zappel-Phillip“ Syndrom bekannt, oder Demenzerkrankungen wie Alzheimer sollen wirkungsvoll behandelt werden können und sollen sogar als Ersatz für sicherheitsgeprüfte Medikamente zum Einsatz kommen. Trotz dieser Heilsversprechungen wurde bisher noch keine heilende Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen.

Prof. Dietrich warnt vor dem leichtfertigen Verzehr von AFA-Algenpräparaten. Er hat jeweils acht AFA-Algenpräparate aus dem Handel in Deutschland und der Schweiz auf Giftstoffe untersucht und kommt zu dem Schluss: „Wir haben sechzehn verschiedene Produkte, die auf dem deutschen und schweizerischen Markt verkauft werden, getestet. Zehn haben den Summen-Richtwert für das Toxin Microzystin überschritten. Und zwar zum Teil ganz gewaltig. Microzystine sind ein starkes Lebergift, welches eine ähnliche Wirkung hat wie das Gift in Knollenblätterpilzen. Mikrozystine können auch giftig für das Hirn und für die Nieren sein.“ Der mittlerweile noch provisorische Richtwert für Microzystine, welcher von der Gesundheitsbehörde in Oregon, USA erlassen wurde, liegt bei 1 Mikrogram pro Gramm Algenpräparat. „Hierbei sollte noch erwähnt werden“, spezifiziert Prof. Dietrich, „dass dieser Richtwert sich auf einen maximalen täglichen Konsum von 2 Gramm Produkt eines Erwachsenen Menschen bezieht. Kinder dürften also bei dem Verzehr einer gleichen Tagesration eine wesentlich höhere Toxinexposition pro Kilogramm Körpergewicht erfahren und sind somit auch wesentlich mehr gefährdet.“ Die höchste Konzentration Mikrozystin im Untersuchungsgut von Prof. Dietrich lag bei mehr als 8 Mikrogram pro Gramm Algenpräparat.

Problematisch, so der Toxikologe, sei, dass die Algenprodukte in der Regel von den Verbraucherinnen und Verbrauchern täglich konsumiert würden. Jeden Tag, so Dietrich, würde damit eine Portion Gift zu sich genommen, die alles andere als gesundheitsförderlich sei. Gerade Kinder und Jugendliche würden aufgrund ihres geringeren Körpergewichtes mehr Toxine pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen als ein Erwachsener. Gerade aufgrund der schädigenden Wirkung von Mikrozystinen auf Leber, Nieren und Hirn, sollte von jeglichem Verzehr dieser AFA-Produkte abgesehen werden. Gefährlich sei, so Dietrich, gerade bei bereits bestehenden Erkrankungen wie ADHS, bereits erprobte Medikamente durch Algenpräparate auf AFA Basis zu ersetzen. Generell sei aber auf jeden Fall der Verkauf von Algenpräparaten als Allheilmittel fahrlässig.

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