Sind Kaffee und Fett ein schlechtes Gespann? Absurder Versuch in allen Medien
(ugo) – Zahlreiche Medien griffen kürzlich eine Studie der Universität von Guelph in Ontario (Kanada) auf und bezogen deren Ergebnisse auf konkrete Mahlzeiten. Beispielsweise meldete Focus online am 3.4.2011, Kaffee und Fett seien „ein schlechtes Gespann“. Fette Speisen seien schon ungesund, doch wer sein Fastfood mit Kaffee herunterspüle, treibe seinen Blutzuckerspiegel „über lange Zeit in bedenkliche Höhen“. Die Studie zeige, dass gesättigte Fette den Zuckerstoffwechsel behinderten und dass Kaffee alles noch schlimmer mache. Ist die Tasse Kaffee zur Bratwurst nun gefährlich?
Die Oecotrophologin Ulrike Gonder meint dazu:
Das ist eine der seltsamsten (um es elegant auszudrücken) Studien, die ich je gesehen habe. Und die vielen unkritischen Pressemeldungen darüber zeigen, dass es in den Redaktionen selbst an den grundlegendsten Kenntnissen über Ernährung fehlt. Warum ist beispielsweise niemandem aufgefallen, dass Fett nicht den Blutzuckerspiegel erhöhen kann? Dazu braucht es Kohlenhydrate. Von denen ist in den Meldungen zwar keine Rede, aber selbstverständlich hatten die Studienteilnehmer eine Menge davon zu sich genommen.
Was wurde untersucht? Die Kanadier haben zehn gesunden Männern erst eine spezielle, synthetisch hergestellte Fettlösung verabreicht. Dadurch stiegen die Blutzuckerwerte nicht – wie auch? Fünf Stunden später gab es entweder Kaffee, koffeinfreien Kaffee oder Wasser. Eine weitere Stunde später mussten die Probanden 75 Gramm in Wasser aufgelösten Traubenzucker trinken. Und danach stiegen die Blutzuckerwerte deutlich an, vor allem, wenn zuvor Kaffee getrunken worden war.
Aus diesem seltsamen Versuch Rückschlüsse auf Mahlzeiten oder Lebensmittel zu ziehen, ist haarsträubend. Wer trinkt erst eine reine (!), künstlich komponierte Fettlösung, wartet 5 Stunden, trinkt dann 2 Tassen Kaffee und nach einer weiteren Stunde reines Zuckerwasser? Was soll das?
Dass Koffein die Zuckerverarbeitung des Körpers kurzfristig behindern kann, ist übrigens ein alter Hut. Allerdings bekommen regelmäßige Kaffeetrinker langfristig seltener Diabetes als Abstinenzler. Daher würde ich zu der seltsamen Studie sagen: Viel Wind um nix! Oder sollte da mal wieder „Fett-Bashing“ betrieben werden?
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