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EHEC: Neue epidemiologische Daten untermauern bisherige Verzehrsempfehlung des BfR

Gemeinsame Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts (RKI) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR)

(idw) – Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt weiterhin, vorsorglich
Tomaten, Salatgurken und Blattsalate nicht roh zu verzehren. Diese
Hinweise, die insbesondere auf in Norddeutschland erhältliche Ware
abzielen, werden durch die Ergebnisse von zwei neuen epidemiologischen
Studien des Robert Koch-Instituts bestätigt. Die Anzahl der an HUS
Erkrankten pro 100.000 Bevölkerung beträgt in den am stärksten betroffenen
Ländern 5,5 für Hamburg, 5,1 für Schleswig-Holstein, 3,3 für Bremen und
1,8 für Mecklenburg-Vorpommern. Bei den Fällen in den anderen
Bundesländern lässt sich meist ein Bezug zu Norddeutschland beobachten.

Im Rahmen der Untersuchungen zu dem EHEC/HUS Ausbruchsgeschehens führt das
Robert Koch-Institut weitere epidemiologische Studien durch, darunter
Fall-Kontroll-Studien, Online-Befragungen und das Nachverfolgen einzelner
auffälliger Ausbruchsgeschehen (siehe Epidemiologisches Bulletin 22/2011).
Für zwei dieser Studien liegen erste Ergebnisse vor.

In einer Fall-Kontroll-Studie wurden 46 Patientinnen und Patienten mit
HUS- oder EHEC- Infektion in Bremen, Hamburg und Lübeck vom 29. Mai bis 2.
Juni 2011 ausführlich hinsichtlich der verzehrten Lebensmittel befragt,
auch zu solchen Lebensmitteln, die noch nicht Eingang in die in Hamburg
durchgeführte und bereits am 25. Mai 2011 veröffentlichte Studie gefunden
hatten. Diese Ergebnisse wurden verglichen mit 2100 gesunden Kontroll-
Personen, mit demselben Geschlecht, derselben Altersgruppe und derselben
Wohnregion. Während 84 % der Patienten Salat verzehrt hatten waren es
unter den gesunden Kontrollpersonen nur 47 %. Ebenso lag der Anteil in
Bezug auf Verzehr von Gurken bei Patienten bei 75 % gegenüber 50 % und für
Tomaten entsprechend bei 80 % gegenüber 63 % bei gesunden Kontrollen.
Insgesamt 95 % der Fälle hatten mindestens eine der drei Gemüsearten
verzehrt. Statistische Berechungen dieser Daten ergaben, dass der Verzehr
von rohen Tomaten, Gurken und Blattsalaten weiterhin signifikant mit der
HUS-Erkrankung assoziiert ist.

In einer gemeinsamen Studie zu einer Häufung von Fällen mit dem
Gesundheitsamt Frankfurt und dem Hessischen Landesprüfungs- und
Untersuchungsamt im Gesundheitswesen in einem Unternehmen in Frankfurt
wurde festgestellt, dass Mitarbeiter, die von der Salattheke der Kantine
gegessen haben, fast 7-mal so häufig blutigen Durchfall bekommen haben wie
Mitarbeiter, die keinen Salat gegessen hatten. Andere Nahrungsmittel, die
untersucht wurden, zeigten keinen solchen Zusammenhang.

Diese beiden voneinander unabhängigen und methodisch unterschiedlichen
Studien unterstützen die Ergebnisse der ersten Fall-Kontroll-Studie, deren
Ergebnisse am 26. Mai 2011 vorgestellt worden waren. Somit gilt aus
epidemiologischer Sicht, dass der Verzehr von Blattsalaten, Tomaten
und/oder Gurken in Norddeutschland weiterhin als höchstes relatives Risiko
für die Erkrankungen in Betracht gezogen werden muss. Die
Verzehrsempfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung hat daher
weiterhin Bestand, bis epidemiologische Studien und Untersuchungen an
Lebensmitteln neue Hinweise ergeben, die Erregerquelle gefunden oder keine
neuen Patienten mehr erkranken.

Seit Anfang Mai 2011 sind vermehrt Personen an blutigem Durchfall und dem
so genannten hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) erkrankt. Dem Robert
Koch-Institut wurden seit Anfang Mai 2011 insgesamt 520 HUS-Fälle
übermittelt, darunter 11 Todesfälle (Stand: 2. Juni 2011, 15 Uhr). Seit
Anfang Mai 2011 sind dem RKI 1.213 Fälle mit einer Infektion mit EHEC
übermittelt worden. Davon sind sechs Patienten mittlerweile verstorben.

Das HUS ist eine schwere, unter Umständen tödliche Komplikation, die bei
bakteriellen Darminfektionen mit sogenannten enterohämorrhagischen
Escherichia coli (EHEC) auftreten kann. Pro Jahr werden dem RKI etwa 1000
EHEC-Fälle übermittelt. Das Vollbild des HUS ist charakterisiert durch
akutes Nierenversagen, Blutarmut durch den Zerfall roter Blutkörperchen
und einen Mangel an Blutplättchen. Im Jahr 2010 wurden dem Robert Koch-
Institut zwei Todesfälle übermittelt.

Die das HUS verursachenden EHEC-Bakterien werden direkt oder indirekt vom
Tier auf den Menschen übertragen. Als Reservoir gelten Wiederkäuer, vor
allem Rinder, Schafe, Ziegen. Die Ãœbertragung auf den Menschen erfolgt f
äkal-oral, wobei die Erregeraufnahme über den Kontakt mit Tierkot, über
kontaminierte Lebensmittel oder Wasser erfolgt, aber auch durch direkten
Kontakt von Mensch zu Mensch (Schmierinfektion).

Aufgrund des gravierenden Infektionsausbruchs im Mai 2011 wird aus
vorsorgenden Gründen empfohlen, auf den Verzehr von nicht erhitzten
Gemüsesorten, die als Infektionsursache im Verdacht stehen (Tomaten,
Salatgurken und Blattsalate) und im Norddeutschen Raum erworben wurden,
bis zur Aufklärung der genauen Ausbruchsursache zu verzichten. Bereits
geringe Keimmengen reichen für eine Infektion aus, so dass eine
Übertragung sehr leicht möglich ist.

Bei Gemüsesorten, die nicht als Infektionsursache im Verdacht stehen, ist
zu beachten, dass diese vor dem Konsum gründlich gewaschen (mind. 30
Sekunden mit kräftigem Reiben, möglichst warmes Wasser verwenden) und
gegebenenfalls geschält werden sollen. Das Waschen und Schälen von Gemüse
bewirkt eine Reduktion der Keimzahl und verringert damit das
Infektionsrisiko.

© idw

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