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Anhaltende Missstände auf Gnadenbrothof: Schwer kranke Pferde eingeschläfert

Darmstadt (aho) – Um ihnen weiteres Leid zu ersparen, hat das Veterinäramt des Kreises Darmstadt-Dieburg am Donnerstagmorgen zwei schwerst kranke Pferde des einschlägig bekannten „Gnadenbrothofes“ einschläfern lassen. Die Tiere konnten sich wegen Gelenk- und Hufschäden nur noch unter großen Schmerzen tastend fortbewegen, eines war stark abgemagert. Dem sanften Tod mittels Spritze hatte die Hessische Tierschutzbeauftragten Dr. Madeleine Martin nach einer persönlichen Begutachtung ausdrücklich zugestimmt.

Der Einsatz auf der Weide bei Modautal-Herchenrode verlief, wie schon frühere Begegnungen mit Verantwortlichen des so genannten Gnadenbrothofs, nicht störungsfrei und gipfelte in einer Morddrohung gegen die zuständige Amtstierärztin. „Ich werde Sie umbringen lassen“, schrie eine 29 Jahre alte Frau, nachdem sie zum Ort des Geschehens geeilt und dort von Polizisten und einem unüberwindlichen Bach von Handgreiflichkeiten abgehalten worden war. Mit diesem Vorfall wird sich nun die Staatsanwaltschaft befassen.

Missstände bei der Tierhaltung unter der Regie von drei Frauen (Mutter und Töchter) in unterschiedlichen Rollen beschäftigen das Darmstadt-Dieburger Veterinäramt bereits seit vielen Jahren und inzwischen auch Dienststellen in anderen Teilen Hessens und in Rheinland-Pfalz. Weil Ziegen, Hängebauchschweine und Pferde unter schlimmen, nicht annähernd artgemäßen und gesetzeskonformen Bedingungen gehalten wurden, teilweise in schlimmem Zustand dahin vegetierten, sah sich die Behörde schon mehrfach zum Einschreiten gezwungen. In großer Zahl wurden Tiere beschlagnahmt, mehrere Verfahren sind bei Gericht anhängig, gegen zwei der Frauen wurde bereits ein vorläufiges Tierhalteverbot verhängt. Sie übertrugen die Bestände daraufhin der anderen Tochter.

Nach einem an massivem Widerstand gescheiterten Versuch im Februar dieses Jahres, achtzig Pferde auf der Neutscher Höhe (Gemeinde Modautal) zu beschlagnahmen, hatte das Veterinäramt im April zwanzig schwer kranke und akut behandlungsbedürftige Stuten und Fohlen aus der unzulänglichen Obhut des Gnadenbrothofs befreit und einer tierärztlichen Fachklinik überstellt.

Nach Behördenangaben litten bzw. leiden etliche der verbliebenen Pferde an nicht behebbaren Erkrankungen des Bewegungsapparats, Gelenke sind hochgradig arthrotisch verändert, Hufe faulen, die Tiere lahmen und können sich teilweise kaum vorwärts bewegen. Zwar sicherten die Rechtsanwälte der neuen Halterin zu, die Tiere anderweitig bei Landwirten tierschutzgerecht unterzubringen, sie hufpflegerisch und medizinisch behandeln zu lassen und eine entsprechende tierärztliche Dokumentation nachzuweisen. Dies unterblieb jedoch. Auch die daraufhin verhängten Zwangsgelder in Höhe von 18.000 Euro beeindruckten die Frau nicht.

Beim Veterinäramt befürchtet man, dass sich die Situation noch verschärft, nachdem die Halterin ihre Zahlungen an Tierärzte und an Landwirte vor Wochen eingestellt hat. Ein Pachtvertrag wurde deshalb schon gekündigt. Auch eine Klinik, in der sie laut Auskunft der Rechtsanwälte angeblich zehn Pferde behandeln lässt, wartet seit langem auf ihr Geld.

Auf der Weide in Herchenrode blieben am Donnerstag nach dem Einsatz vierzehn Pferde zurück, die das Amt als gesund oder behandelbar einstuft. Durch grenzübergreifenden Informationsaustausch ist inzwischen bekannt, dass die Halterin weitere Tiere auf rund zehn gepachtete Weideplätze unter anderem in den südhessischen Landkreisen, in der Wetterau und im Kreis Marburg-Biedenkopf verteilt hat. Die Veterinärämter stehen in ständigem Kontakt, um gebietsübergreifende Kontrollen sicherzustellen.

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