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Veterinärämter greifen durch: Rund 270 Tiere von „Gnadenbrothof“ sichergestellt

Darmstadt/Südhessen (aho) – In einer konzertierten Aktion haben die Veterinärämter der Kreise Darmstadt-Dieburg, Bergstraße, Odenwald und Groß-Gerau am Donnerstag Nachmittag 80 Pferde und 160 Hängebauchschweine sichergestellt. Die auf insgesamt sieben Weiden und Ställe in Südhessen verteilten Tiere bleiben vorerst, wo sie angetroffen wurden, stehen jedoch unter der Verfügungsgewalt der Behörden. In die Ermittlungen sind weitere, auch außerhessische Veterinärämter eingeschaltet. So wurden ebenfalls am Donnerstag im Westerwaldkreis (Rheinland-Pfalz) neun Tiere konfisziert, die am vorangegangenen Wochenende in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem Darmstädter Umland dorthin gebracht worden waren. Sollten die Besitzerinnen, eine 55 Jahre alte Frau und ihre 28-jährige Tochter, versuchen, die sichergestellten Tiere fortzuschaffen, wäre dies ein Verstrickungsbruch. Darauf steht Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr.

Offenbar ein Familienkrach lieferte den Behörden die Handhabe, jetzt energisch gegen die Frauen einzuschreiten. Seit Jahren gibt es immer wieder Konflikte wegen gravierender Missstände auf ihrem so genannten „Gnadenbrothof“ in Mühltal und weiteren „Dependancen“. Das Amtsgericht Darmstadt hatte die Vorkommnisse vor rund zweieinhalb Jahren zum Anlass genommen, gegen beide Frauen ein vorläufiges Tierhalteverbot zu verhängen. Die Tierbestände waren daraufhin im März 2003 auf die 33 Jahre alte Tochter beziehungsweise Schwester überschrieben worden. Auch danach mussten die Ämtstierärzte wegen tierschutzwidriger Zustände wiederholt einschreiten und, wie berichtet, erst vor wenigen Tagen zwei schwerkranke Pferde einschläfern lassen. Entsprechende Strafanzeigen gingen fortan an die Adresse der neuen Eigentümerin. Diese ließ das in der Sache federführende Veterinäramt Darmstadt-Dieburg in dieser Woche via Anwalt wissen, dass sie „wegen Unstimmigkeiten bezüglich Versorgung, Unterbringung und Betreuung“ von dem Vertrag zurücktrete. „Die Damen“ hätten ihre zahlreichen Bemühungen, eine ordnungsgemäße Tierhaltung sicherzustellen, boykottiert. Damit waren die als Halterinnen nicht mehr zugelassenen Familienmitglieder wieder „im Geschäft“. Unmittelbar nach der Rückübertragung („Mittwoch, 14 Uhr“) stimmten die betroffenen Ämter ihr gemeinsames Vorgehen in Darmstadt ab und nahmen am Donnerstag zeitgleich die Sicherstellungen vor. Um einem „plötzlichen Verschwinden“ der Tiere vorzubeugen, wurden inzwischen alle bekannten Viehtransportunternehmen informiert und gewarnt, entsprechende – illegale – Aufträge anzunehmen.

Die sichergestellten Tiere befinden sich in einem einigermaßen guten Zustand. Die Veterinärämter werden die nun auf die öffentliche Hand zukommenden Kosten für Geländepacht und Versorgung bei den beiden Frauen einzutreiben versuchen. Möglich ist auch ein Verkauf der Tiere, wenn der Aufwand deren Wert zu übersteigen droht. Das Amtsgericht Darmstadt wird noch vor Ablauf des Jahres ein Hauptverfahren gegen die Mutter und die jüngere Tochter eröffnen. Dabei geht es um die Haltung von 133 Ziegen, die im August 2002 in erbarmenswürdigem Zustand angetroffen worden waren und zum Teil wegen schwerster irreparabler Gesundheitsschäden eingeschläfert werden mussten. Weitere Anzeigen, auch wegen verbaler Drohungen und tätlicher Attacken, liegen noch bei der Staatsanwaltschaft.

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