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Ekel-Studie: Gepanschte Wurst in Supermärkten

oder was Thomas Pröller dazu sagt:

(lme) – So machte SPIEGEL-ONLINE einen Vorbericht zu einer Sendung im III. Programm des WDR auf. Was war passiert? Altöl statt Speck in der Wurst, Risikomaterial vom Rind verarbeitet oder gar gammeliges Fleisch gut verwertet? Nichts dergleichen, Gelatine wurde entdeckt. Aber folgen wir dem Original-Vorbericht auf den auch der Spiegel-Text basiert. Dort steht leicht gekürzt: „WDR-Wirtschaftsmagazin „markt“: Unerlaubte Wasser- und Gelatine-Zusätze im Fleisch Köln (ots) – Das nordrhein-westfälische Umwelt- und Verbraucherministerium ist bei einer Stichprobe in zahlreichen Fällen auf Fleisch- und Wurstwaren gestoßen, die mit Wasser „verlängert“ wurden. Dies berichtet […] das WDR-Wirtschaftsmagazin „markt“. In jedem zehnten von 200 Produkten wie Kochschinken, Kassler und Geflügelteile hatten die chemischen Untersuchungsämter hydrolisierte Gelatine entdeckt, die die Lebensmittelpanscher benötigen, um das zugesetzte Wasser im Fleisch zu binden. Die Ãœberbewachungsbehörden erließen Bußgeldbescheide in bis zu fünfstelliger Höhe. Nach WDR-Recherchen gehört zu den überführten Firmen auch der M[…] Fleischhersteller „W[…]“, der unter anderem die SB-Märkte „Penny“ und „Wal-Mart“ beliefert. Gegenüber „markt“ bestätigte „W[…]“ den Befund und erklärte dies mit einer Verwechslung; das mit Gelatine versetzte Fleisch sei für die Niederlande bestimmt gewesen.“ Es geht also um Gelatine, die von einigen Hersteller in wenige Produkte eingearbeitet wurde, um damit zusätzliches Wasser mit zu verkaufen. Im Gegensatz zu den WDR-Ausführungen bindet die Gelatine allerdings dieses zusätzliche Wasser im Schinken oder in der Wurst nicht. Die Gelatine dient viel mehr dazu ein zuviel an Wasser im Schinken zu verschleiern. Das wiederum hängt damit zusammen, dass normalerweise im Fleisch maximal 4 Gramm Wasser auf ein Gramm Muskeleiweiß enthalten sein kann. Erreiche ich durch (legale) Zusatzstoffe und eine gute Produktionstechnologie, dass der Schinken mehr als diese 4 Gramm „hält“, ist das Mehr sogenanntes Fremdwasser. Alternativ kann ich das fleischeigene Eiweiß ergänzen. Hierzu verwendetes Eiweiß sollte Geschmack und Aussehen des Schinkens nicht beeinflussen, es sollte analytisch nicht auffallen und dann sollte es auch noch günstig einzukaufen sein. Lange Zeit entsprach spezielle Gelatine dieser Vorgabe. Wie der WDR richtig berichtet ist der Labor-Nachweis von Gelatine in Fleischwaren ist erst seit wenigen Jahren möglich. Der WDR-Bericht bezieht sich auf in Nordrhein-Westfalen aus den Jahren 2001 und 2002. Da wurden in dem Riesenbundesland also 200 Proben auf Gelatine untersucht. In der Regel wählen die Untersuchungsbeamten die Proben nicht zufällig aus sondern gehen einem gewissen Ausgangsverdacht nach. Der könnte sich aus einem sehr günstigen Verkaufspreis ergeben oder aus einem Misstrauen gegenüber vorher schon mal aufgefallenen Herstellern. Bei den überführten Herstellern wird zum einen in NRW der hochgerechnete Ertrag aus der Verbrauchertäuschung abgeschöpft und zum anderen ein Bußgeld erhoben. Laut WDR waren das bei W[…] 100 Euro Buße und ein 5stelliger Betrag zur Ertragsabschöpfung. Erstaunlich ist bei der Berichterstattung, wie sowohl im SPIEGEL-ONLINE-Vorbericht als auch in der Anmoderation während der Sendung das Wort „EKEL“ mit ins Spiel kam. Der SPIEGEL erklärt das gar nicht, der Fernsehmoderator verknüpfte wenigstens Knochenmehl mit Gelatine. Hier denkt der engagierte Journalist vielleicht an die Paniksendungen zur BSE-Hochzeit. Lebens(mittel)fremd erscheint es in jedem Fall. Gelatine ist ein traditionelles Lebensmittel das u.a. auch aus Knochen hergestellt wird. In der Küche und auch in der Lebensmittelproduktion ist Gelatine nicht wegzudenken. Es gibt sicherlich nicht viele Menschen, die sich vor Gummibärchen, Tortenguss, Wackelpeter oder Sülzen jeder Art ekeln und das obwohl das klassische Gelatineprodukte sind. Diese Produkte bekommen ihre Standfestigkeit von dem Geliermittel. Als Nahrungsergänzungsmittel wird Gelatine geschätzt. Ihr wird Schutz gegen Arthrose und manches mehr zugesprochen. Das soll nicht bedeuten, dass die Zugabe von Gelatine in Schinken nicht ärgerlich ist. Damit wird ein hochwertigeres Lebensmittel vorgetäuscht. Gleichzeitig ist es kein Geheimnis, dass in Deutschland tierische und pflanzliche Eiweiße aber auch verschiedene Zusatzstoffe an die Industrie verkauft werden, mit denen mehr aus dem Kilo Fleisch gemacht werden kann. Das sind zumeist Zutaten, die später nicht in den Zutatenlisten zu finden sind. Gleichzeitig sind das, wie die Gelatine, Zutaten, die in vielen anderen Ländern der EU in Fleischwaren eingesetzt werden. Das ist legal, wenn sie denn auf der Zutatenliste genannt sind. Und deutsche Hersteller dürfen nach EU-Recht nicht gegenüber anderen Marktteilnehmern benachteiligt werden. Setzen Fleischwarenbetriebe diese Zutaten unter der Hand ein, erreichen sie dadurch zunächst dem Preisdiktat des Handels nachzukommen, verdient haben sie damit noch lange nichts extra. Wie in vielen anderen Bereichen des Lebens haben so die kleinen Verwender wenig von ihrem illegalen Tun. Geschäfte werden im Vorfeld bei den „Dealern“, den Zulieferern der feinen Pülverchen gemacht und dann wieder beim Handel, der mit Kampfpreisen seine Marktmacht ausbaut und im gleichen Zug über heuchlerische Vorschriften zu den Zutatenlisten die Industrie zur Falschdeklaration „anstiftet“. Die „Protein-Junkies“ liefern sich Zulieferern aus, die versprechen, dass da analytisch doch nichts nachzuweisen sei. Die Zeche zahlen dann mit Bußgeldern, Strafbefehlen und dem an den Pranger gestellt werden die Verarbeiter. Im deutschen Fleischrecht war lange Jahre verankert, dass der Handel mit unzulässigen Proteinzusätzen strafbar ist. Das Strafmaß ließ auch Gefängnisstrafen für die Anbieter zu. Mit dem vereinheitlichten EU – Lebensmittelrecht ist diese Sanktionsmöglichkeit gestrichen worden. Kommen wir zu meinem provokativen Bild zurück: „Dealen ist erlaubt, nur der Konsum ist strafbar!“ Es lebe sie hoch, diese klare Rechtssicherheit!

Autor: Thomas Pröller

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