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Vorsicht, wenn die süßen Beeren locken!

Leipzig (lme) – Alle Sommer wieder verlocken in Wald, Flur und Garten die Beeren, mal schnell in die Sträucher zu greifen und eine Handvoll der süßen Früchte zu verspeisen. Doch solch spontaner Genuss ist nicht ohne Brisanz: Möglicherweise haften an den Beeren die Eier des Fuchsbandwurmes. Wie dramatisch ist der Kontakt mit diesem Parasiten wirklich? Wie kann man die Gefahr reduzieren? Antworten gibt Prof. Dr. Arwid Daugschies, Direktor des Instituts für Parasitologie an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig.

Der kleine Fuchsbandwurm (Echinoccoccus multilocularis) wird auch der fünfgliedrige oder der gefährliche Fuchsbandwurm genannt. Im Darm der Fuchses leben die erwachsenen Würmer und lassen ihren Wirt im Wesentlichen unbeschadet. Im letzten Glied des Bandwurmes wachsen mehrere Hundert Eier, und die werden vom Fuchs ausgeschieden. Ein einzelner befallener Fuchs kann sein Revier so mit Millionen von Bandwurmeiern kontaminieren. Diese gelangen im natürlichen Kreislauf in den Zwischenwirt. Das sind in der Regel Nager. In deren Dünndarm wird aus dem Ei die Larve, die in die Leber vordringt, sich dort zur Finne entwickelt und nach etwa 40 Tagen Tausende von Bandwurmkopfanlagen (Protoskolizes) bildet. Damit ist das Todesurteil für Maus oder Ratte gesprochen. Verzehrt der Fuchs solch einen befallenen Nager, reifen diese Protoskolizes im Darm des Raubtieres zu erwachsenen Bandwürmern und der Kreislauf beginnt von Neuem. Der Mensch stellt dabei aus der Perspektive des Parasiten eine „Sackgasse“ dar, denn ihm folgen keine anderen Wirte.

„Allerdings ist es für ihn gefährlich, mit dem Fuchsbandwurm in Berührung zu kommen“, betont Prof. Daugschies. „Der Mensch nimmt sozusagen die Funktion der Maus ein. In seiner Leber, aber auch in anderen Organen, wachsen die Finnen. Erst nach Jahren bekommt er spürbare Probleme, die Organe verweigern ihre Funktion. Das alles ähnelt einer Krebserkrankung. Und: Wenn die Schmerzen auftreten ist es oft schon sehr spät.“

Heilbar ist diese Erkrankung nicht, unbehandelt endet sie in etwa 90 Prozent der Fälle tödlich. „Ist nachweislich eine Infektion erfolgt, was man beispielsweise durch eine Blutuntersuchung feststellen kann, so ist in operablen Fällen eine chirurgische Entfernung des betroffenen Areals angezeigt“, erläutert Prof. Daugschies die Möglichkeiten der Humanmediziner. „In Extremfällen kann eine Lebertransplantation lebensrettend sein. Anschließend und bei nicht operablen Fällen muss dauerhaft mit Medikamenten therapiert werden. Doch auch dabei wird der Parasit nicht abgetötet, sondern nur in seinem Wachstum gehemmt.“

Nach der Häufigkeit des Befalls beim Menschen befragt, vermag Daugschies keine eindeutige Antwort zu geben: „Da es mitunter Jahrzehnte dauert, bis beim Menschen die Symptome auftreten und auch nicht jede Lebererkrankung eindeutig mit dem Fuchsbandwurm in Verbindung gebracht werden kann, vermögen die Humanmediziner keine repräsentative Statistik darzustellen. In den relativ stark befallenen Gebieten Süddeutschlands werden eine bis zwei Neuinfektionen im Jahr pro eine Million Menschen gezählt.“

Das erscheint relativ wenig, doch der ohne Therapie nahezu unausweichliche Tod, sollte doch über Möglichkeiten der Vermeidung eines Befalls durch den Fuchsbandwurm nachdenken lassen. „Das Problematische dabei ist, dass der Gegner mit bloßem Auge nicht zu entdecken ist,“ so Prof. Daugschies. „Ein Zwanzigstel Millimeter messen die Eier des Fuchsbandwurmes. Auch ist nicht festzulegen, wo der Mensch mit ihnen Kontakt haben könnte. Zwar streift der Fuchs nur durchs Unterholz und hinterlässt die Eier dort mit seinem Kot. Aber wenn es trocken ist, kann auch der Wind zur Verbreitung der Gefahr beitragen.“

Die Veterinärmediziner setzen auf eine Wurmbehandlung beim Fuchs über im Wald ausgebrachte Köder. Auch Hund und Katze, die zwar nicht den idealen, aber doch einen möglichen Wirt darstellen, sollten regelmäßig vom Tierarzt entwurmt werden.

Das Wichtigste ist jedoch, dass nur Obst und Gemüse verzehrt wird, das abgewaschen wurde. „Dadurch kann der Befall mit Eiern zwar nicht hundertprozentig beseitigt werden“, so Prof. Daugschies. „Aber die Wahrscheinlichkeit sinkt deutlich. Es ist übrigens ein Irrtum, zu glauben, dass Einfrieren in der Kühltruhe würde die Eier abtöten. Sie können bei minus 18 Grad noch 240 Tage infektiös bleiben. Erst bei minus 80 Grad sterben sie ab. Gründliches Durchkochen würde zwar helfen – aber wer will das schon?

Nun noch die Gretchenfrage an Prof. Daugschies: Wie hat er es mit den frischen Früchten? „Ich wasche alles gründlich ab. Aber den Appetit verderben, lasse ich mir nicht.“

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