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Resistente Enterokokken: Geringes Risiko bei Lebensmitteln

Berlin (lme) – Rinder- und Schweinebestände scheinen als Reservoir für Enterokokken mit Resistenzen gegen die humanmedizinisch bei Enterokokkeninfektionen in erster Linie eingesetzten Antibiotika (Ampicillin, Gentamicin und die Glykopeptide) nur eine sehr untergeordnete Rolle zu spielen. Auch scheint die Gefahr für den Verbraucher, solcherart resistente Enterokokken über Lebensmittel aufzunehmen, gering. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die am Bundesinstitut für Risikobewertung und am Institut für Fleischhygiene und -technologie des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin durchgeführt wurde.

Alle Enterokokken-Arten leben gewöhnlich im Darm von Mensch und warmblütigen Tieren, wo sie einen großen Teil der Darmflora ausmachen. Infektionen mit Enterokokken betreffen meist Patienten mit einem geschwächten Immunsystem. Innerhalb der letzten Jahre ist eine Zunahme der Infektionen mit Enterococcus spp., insbesondere E. faecalis und E. faecium, in der Humanmedizin zu beobachten. Enterokokken nehmen zur Zeit den zweiten bis dritten Platz unter den bakteriellen Erregern von Infektionen in Krankenhäusern ein. Ein besonderes Problem bei Enterokokken ist dabei ihr breites Spektrum an natürlichen und erworbenen Resistenzen gegen zahlreiche Antibiotika. Immer häufiger werden Enterokokken-Stämme bei Tieren und beim Menschen gefunden, die resistent gegen therapeutisch bedeutsame Antibiotika sind. Mehrfach resistente Enterokokken-Stämme werden deshalb als ein ernsthaftes Risiko betrachtet. Nicht geklärt ist bisher die Frage, inwieweit das Auftreten Antibiotika resistenter Enterokokken- Stämme beim Menschen allein durch den Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin hervorgerufen oder auch durch Resistenzen bei Tieren beeinflusst wird.

Vor diesem Hintergrund sollte in dieser Untersuchung das Resistenzverhalten von Enterokokkenstämmen untersucht werden, die von Rind und Schwein sowie aus von diesen Tierarten gewonnenen Lebensmitteln isoliert wurden. Als Lebensmittel wurden für die Untersuchung insbesondere Hackfleisch, Rohwurst, Schinken und Weichkäse ausgewählt, da in diesen ein Vorkommen von Enterokokken tierischen Ursprungs theoretisch möglich ist und diese zum Rohverzehr bestimmt sind. Bundesweit wurden 60 Rinderherden (Jungbullen und Kälber), 97 Schweineherden sowie 166 Lebensmittelproben untersucht. Daraus wurden 1257 Enterokokkenstämme isoliert und näher bestimmt.

Von 569 ausgewählten Isolaten wurde das Resistenzverhalten gegenüber Penicillin, Ampicillin, Amoxicillin/Clavulansäure, Gentamicin, Tetrazyklin, Erythromycin, Tylosin, Vancomycin, Teicoplanin, Enrofloxacin, Quinupristin/Dalfopristin, Chloramphenicol, Bacitracin, Flavomycin und Avilamycin überprüft. Penicillinresistenz trat bei 11%, 31% und 4% der E. faecium-Isolate vom Rind, Schwein und aus Lebensmitteln auf. Ampicillin- und Amoxicillin/Clavulansäureresistenz kam bei 3% der E. faecium-Isolate vom Schwein vor. Mit Ausnahme eines E. durans/hirae-Stammes verhielten sich alle anderen Isolate gegenüber diesen ß-Laktam-Antibiotika sensibel. Gegenüber Gentamicin verhielten sich 2% der E. faecalis-Isolate vom Schwein und 1% der E. faecalis-Isolate aus Lebensmitteln hochresistent, darüber hinaus trat diese Resistenzform bei E. faecalis und E. faecium nicht auf. Eine Resistenz gegen Glykopeptidantibiotika wurde bei drei E. faecium Isolaten vom Schwein festgestellt, andere Stämme zeigten diese Resistenzform nicht. Quinupristin/Dalfopristin-Resistenz kam bei 56%, 57% und 23% der E. faecium-Isolate jeweils vom Rind, Schwein und Lebensmittel vor.

Gegenüber Tetracyclin lagen die Resistenzraten von E. faecalis und E. faecium zwischen 16% (E. faecalis vom Rind) und 37% (E. faecalis vom Schwein), gegenüber Erythromycin zwischen 6% (E. faecalis vom Rind) und 49% (E. faecium vom Schwein) und gegenüber Chloramphenicol zwischen 4% (E. faecium aus Lebensmitteln) und 22% (E. faecium vom Rind). Gegenüber Enrofloxacin verhielt sich E. faecalis (33% sensible Isolate beim Rind) empfindlicher als E. faecium (0% sensible Isolate beim Rind). Gegenüber den Leistungsförderern bewegten sich die Resistenzen zwischen 0% (E. faecium vom Rind gegen Tylosin) und 100% (E. faecium aus Lebensmitteln gegen Flavomycin).

Demgegenüber sind die Resistenzraten gegenüber dem neuzugelassenen humanmedizinischen Therapeutikum Quinupristin/Dalfopristin sowohl in Rinder- und Schweinebeständen als auch in den Lebensmitteln bedenklich hoch, wobei die wahrscheinliche Ursache dafür durch das Verbot des Einsatzes von Virginiamycin beseitigt worden sein dürfte.

Resistenzen gegenüber human- und veterinärmedizinisch wichtigen Antibiotika, die bei Enterokokkeninfektionen nicht das Mittel der ersten Wahl darstellen, wie beispielsweise Tetrazyklin und Erythromycin, traten zum Teil relativ häufig auf. Hier ist nicht auszuschließen, daß eine Übertragung auf andere Bakteriengattungen stattfinden kann. Darin liegt zwar möglicherweise eine Gefahr für den Verbraucher, andererseits erscheint der Einsatz einer gewissen Zahl wirksamer Antibiotika zu therapeutischen Zwecken auch bei lebensmittelliefernden Tieren unverzichtbar. Insgesamt kann das Risiko für den Verbraucher, über Lebensmittel Enterokokken aufzunehmen, die gegen die bei Enterokokkeninfektionen in erster Linie eingesetzten Antibiotika resistent sind, als gering eingeschätzt werden.

Jan Peters Antibiotikaresistenz von Enterokokken aus landwirtschaftlichen Nutztieren und Lebensmitteln tierischer Herkunft. Dissertation, Bundesinstitut für Risikobewertung und Institut für Fleischhygiene und -technologie des Fachbereichs Veterinärmedizin der Freien Universität Berlin, 2003

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