Gehäuft EHEC-Infektionen im Kreis Traunstein +++ unkritische Zurück zur Natur-Mentalität
Traunstein (aho/lme) – Aufgrund in letzter Zeit wieder gehäuft aufgetretener EHEC- Fälle warnt der Leiter des Gesundheitsamtes Traunstein, Dr. Franz Heigenhauser, vor dem Konsum von Rohmilch und ungenügend durchgebratenem bzw. durchgegartem Fleisch. Zugleich appelliert er dringend, die allgemeinen Regeln der Hygiene konsequent einzuhalten.
Die Abkürzung EHEC steht für Enterohämorrhagische- Escherichia -Coli und bezeichnet eine krankmachende Untergruppe der ansonsten natürlicherweise im Darm von Mensch und Tier vorkommenden Coli-Bakterien. Durch die Bildung pathogener Zellgifte können die EHEC-Erreger zu Erkrankungen unterschiedlichster Schweregrade führen. Neben unkomplizierten Durchfallerkrankungen kann es zu schweren Entzündungen des Dickdarms und in etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle zum lebensgefährlichen HUS-Syndrom (Hämolytisch – Urämisches – Syndrom) mit Nierenversagen und Anämie kommen.
Vom HUS-Syndrom sind hauptsächlich Kleinkinder betroffen. Eine Spätfolge von HUS kann eine dauerhafte Dialysepflicht sein. In rund zehn Prozent der Fälle verläuft HUS tödlich. Statistisch gesehen kommt in Bayern pro Jahr ein HUS-Fall auf eine Million Einwohner. Dem Gesundheitsamt Traunstein wurden in den letzten drei Jahren insgesamt sechs HUS-Fälle gemeldet. Damit liegt der Landkreis Traunstein deutlich über dem Landesdurchschnitt. Auch liegt die Zahl von fünf bis zehn gemeldeten EHEC-Fälle über dem Landesschnitt.
Das Hauptreservoir der EHEC-Bakterien sind landwirtschaftliche Nutztiere, vor allem Rinder und Ziegen. Da eine Eliminierung der weltweit auftretenden EHEC- Bakterien wenig realistisch erscheint, muss nach den Worten von Dr. Heigenhauser mit den EHEC – Bakterien „umzugehen gelernt“ werden. Folgende Regeln sollten unbedingt beachtet werden:
– Rohmilch (Milch ab Hof) sollte nur nach entsprechender Hitzebehandlung getrunken bzw. weiterverarbeitet werden. Pasteurisierte Milch oder sog. H-Milch sind unbedenklich.
– Fleisch muss immer gut durchgebraten bzw. durchgegart sein.
– Rohes Fleisch sollte nicht in Kontakt mit anderen Lebensmitteln gebracht werden.
– Nach jedem Toilettengang, nach dem Bearbeiten von rohem Fleisch und generell vor dem Essen sind die Hände gründlich zu waschen.
– Das bei der Fleischzubereitung verwendete Küchengeschirr sowie die Arbeitsflächen sind vor weiteren Küchenarbeiten sorgfältigst zu reinigen.
– Eltern sollten darauf achten, dass sich Kinder nach Tierkontakten, insbesondere mit Rindern und Ziegen, gründlich die Hände waschen. Dies gilt insbesondere nach dem Besuch von so genannten Streichelzoos. So infizierten sich in Florida 26 Kinder nach dem Besuch eines Streichelzoos mit EHEC-Bakterien.
Generell warnt Dr. Heigenhauser in diesem Zusammenhang vor einer unkritischen „Zurück zur Natur-Mentalität“. So ist nach seinen Worten die Pasteurisierung der Milch ein „hygienischer Quantensprung“ von unschätzbarem Wert, der unter anderem zur erfolgreichen Bekämpfung der Tuberkulose beigetragen hat.