Handel mit Auslandshunden, angekündigte Kontrollen des Amtstierarztes, abgelaufene Arzneimittel: Schwere Vorwürfe gegen das Tierheim Velbert
[Das Foto zeigt angeblich abgelaufene Futtermittel im Tierheim Velbert]
Velbert (aho) – In einem Schreiben, das angeblich an den Vereinsvorsitzenden des Deutschen Tierschutzbundes Wolfgang Apel (Einschreiben mit Rückschein) mit Datum 22.03.2011 geschickt wurde, werden schwere Vorwürfe gegen die Leitung des Tierheims Velbert erhoben, die hier auszugsweise zitiert werden sollen. Die Redaktion weist ausdrücklich darauf hin, dass die Echtheit des hier vorliegenden Schreibens und die darin gezeigten Fotos bisher nicht auf Echtheit überprüft werden konnten.
„…seit Jahren sukzessiv zunehmenden Missstände…“
„Dem Veterinäramt liegen mittlerweile etliche Anzeigen, sowohl von Seiten unserer Vereinsmitglieder, als auch anderen Personen vor.“
„Von Seiten des Veterinäramtes erfolgte bislang keine Reaktion, obwohl diesem die dort herrschenden Zustände schon seit geraumer Zeit und nicht erst seit den jetzt eingegangen Anzeigen bekannt sind. Aus diesem Grund wurden hier nun auch Dienstaufsichtsbeschwerden bei dem zuständigen Landrat des Kreises Mettmann, Herrn Thomas Henderle, eingereicht. Ebenso wurde die Kreisgesundheitsbehörde informiert“.
„Die von mir in diesem Schreiben getroffenen Aussagen werden durch Zeugenaussagen, Abschriften aus dem Protokollbuch des Tierheimes und Bildmaterial belegt. Einen Rechtsbeistand haben wir bereits hinzugezogen, der uns juristisch vertreten wird“.
„Misshandlung, Missbrauch und Animalhording“
„Ebenso besteht der Verdacht auf unter dem Deckmantel des Tierschutzes betriebenen Hundehandels mit Auslandstieren und der damit verbundenen Unterschlagung und Veruntreuung von (Spenden-)Geldern“.
Zitat: „Lassen Sie mich mit diesem Scheiß in Ruhe! Wir brauchen das Geld um Tiere aus dem Ausland zu holen. Es bleibt alles wie es ist,“
„Die Hygienestandards sind mehr als bedenklich. So gibt es z. B. keinen Desinfektionsplan und zwingend notwendige Desinfektonsmaßnahmen werden eher halbherzig und vor allen Dingen unzureichend durchgeführt. Dies betrifft die gesamte Einrichtung“.
„Die meisten Hunde haben jedoch weichen, teilweise wässrigen und/oder blutigen Kot, so ist derzeit davon auszugehen, dass sich der Erreger (Anmerkung der Redaktion: Giardien) bereits weiter verbreitet hat, bzw. aufgrund nicht eingehaltener Quarantänemaßnahme niemals richtig ausgemerzt wurde“.
„Notwendige Geräte wie Waschmaschinen und Trocker fallen oftmals aus. Erst wenn sich ein handwerklich geschickter Mann einer Mitarbeiterin erbarmt, werden diese – falls möglich – repariert oder die Mitarbeiter versuchen im Verwandten- und Bekanntenkreis ein gebrauchtes Gerät zu bekommen“.
„So ist die Situation hier nur noch als desolat zu bezeichnen. Im feuchten Keller, in dem der Putz von den Wänden bröckelt, stapeln sich Wäscheberge in Form von Decken und Handtüchern“. muss nachmittags mitgewaschen werden, die Wäsche in den Säcken stinkt“.
„Die Fluktuation ist immens. Jeder, der laut und deutlich Kritik an dieser Art der Führung äußert, wird des Geländes verwiesen. Angestellte Mitarbeiter werden gekündigt, ehrenamtliche Helfer erhalten Hausverbot. So sind alleine in den letzten 4 Monaten 8 Mitarbeiter/Helfer ausgeschieden.
Auch diversen „Gassigehern“ wurde ein weiteres Kommen aufgrund derer Kritik untersagt“.
„Bezüglich der Quarantäne bei den Katzen ist jedoch noch zu sagen, dass es hier zu eklatanten Verstößen kommt, in dem Tiere bis zu 3 Monaten (!) in einem Käfig von ca. 45 x 50 cm vor sich hinvegetieren müssen“.
„Durch mehr als veraltete und der Tierschutzhundeverordnung nicht entsprechende Zwingeranlagen werden Verletzungen der Tiere wissentlich in Kauf genommen. Pfotenverletzungen bis hin zu eingewachsenen Krallen sind an der Tagesordnung“.
„Die oftmalige Ãœberbelegung durch Auslandshunde (in der letzten Zeit wurden 5-8 Hunde wöchentlich angeliefert) ist die Situation in den Hundehäusern mehr als angespannt. Da der Platz nicht ausreicht, wird verstärkt eine leer stehende Wohnung in der 1. Etage des Tierheimes zur Unterbringung mit genutzt. Ebenso werden Hunde in Aussenanlagen in nicht ordnungsgemäß isolierten Hundehütten gesetzt, um für die Neuankömmlinge Platz zu schaffen“…. „Teilweise hielten sich bis zu 3 Hunden in dieser Wohnung auf. Bis auf die Fütterung und das Gassigehen waren hier den ganzen Tag keine Bezugspersonen. Die Tiere waren sich selbst überlassen“.
„So werden im TH Velbert mittlerweile – wie bereits erwähnt – fast wöchentlich zwischen 5 und 8 Hunden hauptsächlich aus Ungarn und aus Spanien angeliefert, während Abgabetiere i. d. R. einen abschlägigen Bescheid bekommen, deutlich: nicht aufgenommen werden.
Dies mit der Begründung, man wäre schließlich ein privates TH und somit zur Aufnahme dieser Tiere nicht verpflichtet“.
„Erstaunlich ist die Vermittlungsbilanz dieser „Auslandsnotfälle“. Deren Anlieferung erfolgt meist in der Nacht von Freitag auf Samstag. Samstagnachmittag erscheinen dann für diese frisch angelieferten Hunde bereits die ersten Interessenten. Deren Durchlaufzeit beläuft sich im Schnitt auf 3 Wochen“.
„Dagegen sitzen andere Tiere bereits bis zu 10 Jahren in den Zwingern und zeigen mittlerweile und nicht verwunderlich, starke Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu Aggressivität gegenüber Menschen“.
„Kuzu – wurde 2000 als 6monatiger Junghund in das Tierheim gebracht. Da er mittlerweile aggressiv auf Menschen reagiert, kommt er auch nicht zum Gassigehen aus dem Zwinger“.
„Die Haltung der Kleintiere ist katastrophal. So sitzen Kaninchen zu zweit in einem Standardkäfig für Meerschweinchenhaltung. Die Tiere haben weder eine Rückzugsmöglichkeit, geschweige denn Auslauf. Trotz Kastration werden Tiere auch einzeln gehalten. Alle Kleintiere zeigen mittlerweile Verhaltensstörungen bis hin zur Aggressivität“.
„Es gibt keinen vertraglich gebundenen Tierarzt. Seit Herr Dr. XXX (Name der Redaktion bekannt) hier vertraglich nicht mehr gebunden ist, werden Tiere bei Bedarf zu den unterschiedlichsten Tierärzten verbracht. Dies hat zur Folge, dass der jeweils behandelnde Tierarzt die Vorgeschichte des Tieres nicht kennt. Mit dieser Praxis kann jedoch hervorragend auch Vernachlässigung seitens des Tierheimes verschleiert werden“.
[Das Foto soll einen vor dem Amtstierarzt verborgenen Medikamentenschrank zeigen]
„Dieser Dr. XYZ (Name der Redaktion bekannt) stellt uns auch angeblich Medikamente zur Verfügung, welche oftmals jedoch bereits abgelaufen sind. Ob diese Medikamente wirklich von dort stammen, ist nicht nachvollziehbar, jedoch gibt es einen wohlgefüllten Medikamentenschrank, der bei den angekündigten Kontrollen des Amtstierarztes verschlossen wird und in einem eher wenig zugänglichen Nebenraum steht. Dieser enthält von rezeptfreien Mitteln bis hin zu Sedativa und Narkotika alles was die Veterinärmedizin zu bieten hat“.
„Zitat Frau ……: „Dr. XYZ sagt, die können wir noch vergeben. Wir haben kein Geld und müssen schliesslich sparen.“
Ob sich Herr Dr. XYZ tatsächlich jemals so geäußert hat, entzieht sich meiner Kenntnis, jedoch liegen uns Kopien von Rezepten vor, wo per Ferndiagnose eine Medikation verabreicht wurde, ohne dass das zu behandelnde Tier zuvor in Augenschein genommen wurde“.
„Sehr geehrter Herr Apel, wir könnten Ihnen hier noch seitenweise Zustände und Vorkommnisse aufzählen und auch Bildmaterial zur Verfügung stellen. Ich kann und will mir nicht vorstellen, dass dies im Sinne des Deutschen Tierschutzbundes e. V. ist und von diesem so toleriert wird.
Wir bitten auch Sie dringend um Ihre Hilfe und Unterstützung, damit die verantwortlichen Personen nicht nur die Verantwortung und Zuständigkeit entzogen wird, sondern diese auch strafrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden“.
10 Kommentare, Kommentar oder Ping
Watz
… ob ein Futtermittel nun 1/2 Jahr abgelaufen ist oder nicht, halte ich für unwichtig.
Es ist wichtig ob es noch gut für die Tiere ist.
Die Tafel „lebt“ von abgelaufenen Lebensmitteln …
für Menschen!
28.03.11
manfred.stein
Guten Tag WATZ,
bei Trockenfuttermitteln habe ich nach sechs Monaten Bedenken wegen der Fette und Vitamine.
Bei Tafeln werden Lebensmittel vergeben, die das MHD maximal kurzfristig überschritten haben.
mfg
ms
28.03.11
Peter Böhme
zum Eintrag von WATZ 28.03.11: die Angabe „Die Tafel „lebt“ von abgelaufenen Lebensmitteln .. für Menschen“ entspricht nicht der Wahrheit. Als Standortleiter in Wülfrath der Velberter Tafel für Niederberg werden nur Waren abgegeben, die bis zum Ausgabetag haltbar sind. Der unter dem Pseudonym WATZ aussagenden Person gebe ich gerne Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch.
29.03.11
shaarizai
Man sollte hier doch bitte nicht nur einen Punkt (abgelaufenes Futter) betrachten. Gerade bei Spenden kann es durchaus vorkommen, dass dieses MHD eben um ein kurzes Maß überschritten wird und natürlich kann das dann noch zu diesem Zeitpunkt verfüttert werden.
Es ist doch die gesamte Geschäftsführung.
Und dass nun aktuell auf der HP des TH eine Stellungnahme veröffentlicht wird, wo sich die Verantwortlichen als ahnungslos hinstellen, ja sogar jetzt noch die Mitarbeiter, die derzeit 24 Stunden vor Ort sind beschuldigen, ist aufgrund der Gesamtheit der Vorwürfe gegen den Vorstand mehr als infam.
Und man möge nicht vergessen, dass das TH ja bereits vor der Schließung durch den Amts TA von der Polizeit nächtens versiegelt wurde, da sich dort nicht angestellte Personen aufhielten, welche zu diesem Zeitpunkt Beweismittel verschwinden lassen wollten.
Es waren u. a. Mitarbeiter, die dies verhindert haben.
Mittlerweile gehen ja sogar Vereinsmitglieder mit Hilfe juristischen Beistandes gegen den Vorstand vor, da dieser die Interessen des Vereins, aufgrund der jetzigen Ereignisse ja wohl nicht wirklich gut vertreten hat und hier wohl auch vereinsrechtlich einiges nicht so ist, wie es sein sollte.
Wir wollen hoffen, dass die Behörden diesen Fall in allen Bereichen gründlich untersuchen und alle Mißstände und die dafür Verantwortlichen aufgedeckt werden.
29.03.11
manfred.stein
Hallo Shaarizai
bei den oben abgebildeten Säcken sind es die MHD 4/2010 und 5/2010.
Das ist kein „um ein kurzes Maß überschritten“. Das ist fast ein Jahr.
In diesem Zeitraum habe ich Bedenken wegen der Vitamine und Fette. Man muss sich das auch mal mikrobiologisch anschauen. Mykotoxine; Clostridien?
mfg
ms
29.03.11
LACHhaft
@Manfred.Stein
Kurzfristig abgelaufen? Warst du schonmal auf ner Tafel essen kaufen?
Hier in Frankfurt muss man da bezahlen…1,50-2,00 Euro und alles wirklich alles ist schon mehrere Tage abgelaufen. Traurig für Leute die denken da was billiges zu bekommen.Dann kann mans essen gleich aus der Mülltonne holen. Ich habe Fisch bekommen über ne Woche abgelaufen… Joghurts abgelaufen, Becher kaputt…für Menschen. Die Tiertafel bekommt von Spendern hier immer sehr gutes. Meist erst frisch gekauftes von den Spendern udn so länger haltbar.
03.04.11
Leon
Tierschutz: Velberter Tierheim soll umgebaut werden
(Von Benjamin Dietrich)
Durch die Erneuerung des Hundehauses sowie der Quarantäne-Räume will der Verein die Mängel beheben, die zur vorübergehenden Schließung geführt haben.
Velbert. Das Tierheim Velbert, das Ende März vom Kreisveterinäramt vorübergehend geschlossen wurde, soll umgebaut werden. Dies teilte die Sprecherin des Kreises, Anne Grassberger, auf WZ-Anfrage mit.
Das Kreisveterinäramt hatte dem Tierheim den Betrieb verboten, weil bei einer Kontrolle bauliche Mängel festgestellt worden waren. Zudem seien hygienische Standards nicht eingehalten worden (WZ berichteten).
Das Kreisveterinäramt hatte dem Tierheim den Betrieb verboten, weil bei einer Kontrolle bauliche Mängel festgestellt worden waren. Zudem seien hygienische Standards nicht eingehalten worden.
Seit der Schließung war Kreisveterinär Dr. Joachim Müller täglich vor Ort, um zu überprüfen, ob die Mängel beseitigt werden. Zudem wurde der Vorstand des Tierschutzvereines Velbert-Heiligenhaus, der das Tierheim betreibt, dazu aufgefordert, Stellung zu nehmen.
Im Gespräch mit Veterinäramt und Landestierschutzverband
„Am Dienstag hat es Gespräche gegeben zwischen dem Vorstand, Vertretern des Kreisveterinäramtes und dem Landestierschutzverband NRW“, sagte Grassberger. Die Tierärzte seien nun nicht mehr täglich vor Ort, „aber in regelmäßigen Abständen, um weiterhin alles im Blick zu haben“.
Dass es zu den Gesprächen gekommen ist, bestätigte auch die stellvertretende Vorsitzende des Tierschutzvereins, Petra Mittelstenscheidt. Es sei im Einvernehmen aller Beteiligten beschlossen worden, dass das Hundehaus sowie die Räume für die Hunde- und Katzenquarantäne umgebaut werden sollen, sagte sie der WZ.
„Dies soll auch möglichst bald geschehen.“ Die Mitarbeiter würden zurzeit alles vorbereiten, damit mit den Umbaumaßnahmen schnell begonnen werden kann. Auch einen Architekten habe der Tierschutzverein bereits engagiert, der die Planungen übernimmt. Ein konkreter Termin für den Baubeginn steht aber noch nicht fest.
Wie viel die Baumaßnahme kosten wird, kann Petra Mittelstenscheidt noch nicht sagen. „Das wird feststehen, wenn die Planungen abgeschlossen sind“, sagt sie. Finanziert werden soll das Ganze aus der Vereinskasse.
„Wir hoffen aber, dass sich viele Unternehmen und Handwerker ehrenamtlich bereit erklären, uns zu helfen. Denn aufgrund der Schließung ist auch unsere Kassenlage etwas angegriffen. Wir haben in den vergangenen Wochen nicht mehr so viele Spenden einnehmen können.“
Die Tiere sollen während der Umbauarbeiten im Tierheim bleiben. Mittelstenscheidt hofft aber, dass viele vorher vermittelt werden können: „Denn für die Tiere bedeutet die Baumaßnahme natürlich Stress. Den müssen sie nicht haben, wenn sie vorher woanders untergekommen sind.“
Petra Mittelstenscheidt wird voraussichtlich Jutta Rothstein, die bisher die Vorsitzende des Tierschutzvereins war, bei der nächsten Jahreshauptversammlung im Amt ablösen. Zu den Hintergründen will sie sich derzeit noch nicht äußern.
Quelle: http://www.wz-newsline.de/lokales/kreis-mettmann/velbert/tierschutz-velberter-tierheim-soll-umgebaut-werden-1.656253 (11.05.2011)
11.05.11
M.
Es ist schlichtweg unzulässig, abgelaufenes Futter zu verfüttern. Basta. Diskussionen sind daher überflüssig. Freundliche Grüße M. (Tierheimleiter eines Tierheimes in Bayern, selbstverständlich mit Sachkundenachweis).
07.06.11
Reply to “Handel mit Auslandshunden, angekündigte Kontrollen des Amtstierarztes, abgelaufene Arzneimittel: Schwere Vorwürfe gegen das Tierheim Velbert”