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Infektionen im Magen-Darm-Trakt

(idw) – Infektionen im Bereich des Magen-Darm-Traktes sind nach wie vor in verschiedenster Hinsicht von großer medizinischer und ökonomischer Bedeutung. Die akute Durchfallserkrankung stellt insbesondere für Säuglinge und Kinder in den Entwicklungsländern nach wie vor eine der häufigsten Todesursachen dar. Selbst in den USA geht man davon aus, dass jährlich etwa 300 Kinder unter 5 Jahren an einer infektiösen Durchfallserkrankung versterben. Die medizinischen Kosten und der Verlust an Produktivität wird in den Vereinigten Staaten auf etwa 23 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt.

Von Bedeutung sind jedoch nicht nur die unmittelbaren Folgen der Magen-Darm-Infektionen, sondern auch ihre zum Teil längerfristigen Komplikationen: so können bei bestimmten Erregern ein akutes Nierenversagen sowie ein Zerfall der roten Blutkörperchen auftreten (hämolytisch-urämisches Syndrom). Als Folge von Magen-Darm-Infektionen werden Gelenkentzündungen beobachtet, die kaum von einem echten Rheuma zu unterscheiden sind und die schwer behandelbar sind (reaktive Arthritis). Auch werden nach Darminfektionen schwere neurologische Erkrankungen mit Nervenschädigungen beobachtet (Guillain-Barré-Syndrom). Es ist daher besonders bedeutungsvoll, die wichtigsten Erreger von Magen-Darm-Infektionen zu kennen und an die durch sie ausgelösten Komplikationen zu denken.

Besonders gefährdete Personen, die eine schwere Magen-Darm-Infektion bekommen können, sind Patienten mit Störungen der Immunabwehr. Hierzu gehören kleine Kinder, alte Menschen, Patienten, die Medikamente erhalten müssen, die die Immunantwort unterdrücken, Patienten mit anderen schwerwiegenden Erkrankungen (Krebspatienten) sowie insbesondere auch HIV-infizierte Personen. Der Magen-Darm-Trakt besitzt ein besonders ausgeklügeltes Immunsystem, durch das normalerweise verhindert wird, dass Krankheitserreger in den Körper eindringen können. Wird dieses Immunsystem geschwächt, so können selbst geringe Zahlen von Krankheitserregern zu schweren Krankheitsbildern führen. Besonders bedeutungsvoll ist das Immunsystem im Magen-Darm-Trakt auch unter dem Gesichtspunkt, dass durch spezielle Impfstrategien verhindert werden kann, dass Krankheitserreger durch die Darmschleimhaut in den Körper eindringen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist die sehr effektive Schluckimpfung gegen Polio.

Verschiedene Erreger können zu Durchfallserkrankungen führen:

Bakterien, Parasiten und verschiedenste Viren können die Magen-Darm-Schleimhaut infizieren und schädigen und so Durchfälle, Fieber und Erbrechen sowie weitere Komplikationen auslösen. Die wichtigsten Bakterien in diesem Zusammenhang sind die Salmonellen, Campylobacter und Yersinien. Diese Erreger werden meist durch Lebensmittel oder von Mensch zu Mensch übertragen und können zum Teil sehr schwere Infektionen mit hohem Fieber bedingen. Unvollständig gegartes Geflügel sowie Eierspeisen sind besonders gefährlich hinsichtlich einer Übertragung von Salmonellen. Alle diese Erreger können auch Folgeerkrankungen wie zum Beispiel Gelenkbeschwerden bedingen. Gefährlich sind auch besondere Colibakterien, die zu einem Nierenversagen führen können. Solche Colibakterien wurden in den Vereinigten Staaten durch Hamburger übertragen und haben zu einem lokalen Ausbruch dieser Erkrankungen geführt. Es ist besonders wichtig, darauf hinzuweisen, dass Antibiotika, wie sie üblicherweise bei Infektionen durch Bakterien eingesetzt werden, bei den meisten bakteriell bedingten Magen-Darm-Infektionen unwirksam sind oder sogar gefährlich sein können. Eine Behandlung mit Antibiotika kann sogar zu einer besonderen Form der bakteriell bedingten Durchfälle führen (pseudomembranöse Colitis durch Clostridium difficile).

Von hoher Bedeutung ist auch, dass es Bakterien gibt, die eine chronische Infektion des Magens auslösen können und auf diese Weise zur Entstehung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren beitragen. Diese Mageninfektion mit Helicobacter pylori bedingt sogar ein erhöhtes Magenkrebsrisiko.

Parasiten sind einzellige Lebewesen, die verschiedenste Erkrankungen auslösen können. Bezüglich des Magen-Darm-Traktes sind von besonderer Bedeutung die sogenannten Amöben und Lamblien. Neben einer schweren Darminfektion können Amöben auch zu Eiteransammlungen (Abszessen) in der Leber führen. Lamblien befallen insbesondere den Dünndarm und können sich hier chronisch ansiedeln. Diese Infektion führt dann zu länger verlaufenden Durchfällen mit Gewichtsverlust und gestörter Nährstoffaufnahme.

Ein großes Spektrum an Viren kann ebenfalls den Magen-Darm-Trakt infizieren. Viren führen meist zu akuten wässrigen Durchfällen, oft verbunden mit Übelkeit. Eine besondere Gruppe von Viren, die sogenannten Norwalk-ähnlichen Viren (jetzt auch Noroviren genannt) hat gerade in den letzten Monaten in ganz Deutschland und insbesondere auch in Berlin zu schweren Ausbrüchen von Durchfallserkrankungen in Altenheimen und Krankenhäusern geführt. Diese Viren werden entweder durch Schmierinfektionen (Stuhlgang), Erbrochenes oder Lebensmittel übertragen.

Die Noroviren sind hoch ansteckend, 10 Viren reichen bereits aus, um eine Infektion auszulösen. Die infizierten Patienten können schwer beeinträchtigt sein mit hohem Fieber, Erbrechen und Durchfällen. Meist heilt die Infektion jedoch innerhalb von 2 bis 3 Tagen aus. In Amerika hat man festgestellt, dass solche Infektionen große Zahlen von Passagieren auf Kreuzfahrtschiffen ebenso wie Mannschaftsangehörige befallen können, was erneut belegt, dass die Erreger leicht von Person zur Person übertragen werden können. Selbst gute hygienische Bedingungen konnten die Übertragung nicht ausreichend eindämmen.

Der Erreger von AIDS, das HIV-Virus, kann ebenfalls die Darmschleimhaut unmittelbar schädigen. Der durch dieses Virus ausgelöste Immuneffekt bedingt bei den Patienten eine besondere Empfänglichkeit für Infektionen der Darmschleimhaut. Erst die neuen Medikamente zur Behandlung der HIV-Infektion haben dazu geführt, dass vorher nicht behandelbare Magen-Darm-Infektionen jetzt wieder ausheilen können durch eine Verbesserung der Immunabwehrlage im Bereich der Schleimhaut.

Magen-Darm-Infektionen sind somit in Abhängigkeit von den Bedingungen, unter denen sie auftreten, von besonderer Bedeutung. Das Krankheitsspektrum, welches durch sie ausgelöst werden kann, ist sehr vielfältig. Die Behandlung ist sehr differenziert. Im Vordergrund steht in aller Regel der Ersatz von Flüssigkeit und eine Ruhigstellung des Magen-Darm-Traktes.

Informationsdienst Wissenschaft – idw – – Pressemitteilung Universitätsklinikum Benjamin Franklin, 28.02.2003

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