Internationaler Betrug mit Bio–Getreide +++ Tausende Tonnen falsch deklariert in Sperrlagern
Salzburg (lme) – Die Salzburger Nachrichten (SN) berichten in ihrer Dienstag-Ausgabe exklusiv über Betrügereien in der Bio-Branche. Wie die Zeitung meldet, wird konventionell erzeugtes Getreide in Deutschland auf die Reise geschickt und kommt über Italien in Österreich als Biogetreide an. Mit Pflanzenschutzmitteln belastetes Biogetreide, das von dem einen Futterhersteller abgelehnt wird, nimmt der nächste, ohne lange zu fackeln. Das Protokoll einer Zeugenvernehmung, das in Biokreisen kursiert, zeigt die Abgründe des Biobusiness.
Das Geschäft mit der falschen Bioware ist demnach grenzüberschreitend organisiert. So wird in dem Vernehmungsprotokoll ein deutscher Getreidelieferant genannt, der just an die in Rede stehende italienische Firma in großem Stil konventionelle Ware aus dem Raum Bamberg lieferte. Isotopenuntersuchungen bestätigten, dass genau diese Ware als „italienische“ Bio-Gerste nach Österreich kam.
Von mehr als 500 Lieferungen dieses Lieferanten zwischen November 2007 und September 2008 waren laut SN fast 100 Lieferungen falsch deklariert. Die beanstandeten Getreideprodukte würden in ganz Europa verkauft, zitiert die SZ aus dem Protokoll.
Nach Recherchen der SN leiden auch Biolandwirte unter einem massiven Kostendruck. Besonders angespannt ist die Lage bei Futtergetreide. Es soll bio und dennoch möglichst billig sein. Das zieht dubiose Geschäftemacher an. Die Fälle, in denen sich das als bio gelieferte Futtergetreide in Analysen als ganz normale konventionell erzeugte Ware erweist, häufen sich. Laut Salzburger Nachrichten liegen tausende Tonnen falsch deklarierter Ware in Sperrlagern. Wie viel davon trotzdem auf den Markt gekommen ist, ist laut SN ungewiss. An der Wiener Getreidebörse läuft ein Verfahren, die Kripo ermittelt, gegen italienische Firmen laufen strafrechtliche Verfahren. (tt0005)