Schweinepraxis: Mycotoxine unter der Lupe
(aho) – Zu den in unseren Breiten häufig nachzuweisenden Mykotoxinen zählen unter anderem Ochratoxin A und Zearalenon. Beide Gifte kommen meist nur in geringen Konzentrationen vor, so dass es eher zu schleichenden, chronischen Erkrankungen kommt, deren klinisches Bild oft nicht erkannt werden kann. Des weiteren besteht die Möglichkeit, daß durch die Toxine selbst keinerlei Symptome verursacht werden, sie allerdings andere Krankheiten begünstigen.
In einer wissenschaftlichen Studie an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Freien Universität Berlin hat Frau Dr. Kerstin Reich über ein Zeitraum von achtzehn Monaten insgesamt 384 Futtermittelproben und 330 Serumproben auf das Vorkommen von Ochratoxin A untersucht. Gleichzeitig wurde in 391 Futtermittelproben und 234 Seren der Gehalt an Zearalenon nachgewiesen. Die Proben wurden generell in Betrieben entnommen, die keinerlei Mykotoxinverdacht aufwiesen. Parallel zur Studie werden vorselektierte Blut- und Futtermittelproben auf ihren Gehalt und die Häufigkeit des Auftretens beider Mykotoxine untersucht. Hierbei handelt es sich um Probenmaterial, das wegen Mykotoxinverdacht zur Untersuchung ins Labor gelangte. Mit Hilfe dieser Untersuchung sollte geprüft werden, wie häufig und wie stark eine Kontamination mit Schimmelpilzgiften in tierischer und pflanzlicher Nahrung vorhanden ist, ohne daß ein Verdacht vorliegt.
Die Ergebnisse:
Durchschnittlich waren 17,7 % der Futtermittel und 55,2 der Seren Ochratoxin A belastet. Zearalenon konnte insgesamt in 74,4 % der Futterproben und in 6,0 % der Seren von Schweinen nachgewiesen werden.
Die Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Ochratoxin A – Belastung des Futters sich auch im Serum der Schweine wiederfindet. Allerdings ist die Nachweisgrenze von Ochratoxin A im Serum mit 0,1 ppb im Gegensatz zum Futter mit 1 ppb wesentlich empfindlicher.
Bei dem Verdacht einer Zearalenonintoxikation bietet sich eine Futtermitteluntersuchung eher als die Serumbeprobung an, da aufgrund der kurzen Halbwertzeit, Zearalenon im Serum schnell unter die Nachweisgrenze absinken kann.
Verschiedene Einflußfaktoren beeinflussen die Höhe der Toxinbelastung:
1.Saisonalität: Toxinbelastungen des Futters treten mit zunehmender Lagerdauer häufiger auf. Zusätzlich weisen alle Jahre infolge unterschiedlicher klimatischer Bedingungen verschiedene Durchschnittswerte auf.
2.Betriebsart: Serumproben aus Mastbetrieben waren häufiger Ochratoxin A positiv als jene aus Sauenbetrieben. Zearalenon konnte in den Futterproben der Mastbetriebe wesentlich häufiger nachgewiesen werden als bei Sauenbetrieben.
3.Lagerart: Die Ochratoxin A-Belastung fiel im Außensilo niedriger aus als im Innensilo und in einer Lagerung auf dem Boden oder in Säcken. Lagerung in Säcken bzw. Bodenschüttung wiesen die höchste Ochratoxin A-Kontamination auf. Der Zearalenongehalt einer Futterprobe lag bei Lagerung im Außensilo deutlich höher gegenüber den beiden anderen Lagerarten.
4.Futtermittelherkunft: Die Verfütterung von Zukauffutter führte zu einer durchschnittlich höheren Ochratoxin A Belastung im Serum der Tiere als betriebseigenes Futter. Zukauffutter und betriebseigenes Futter unterschieden sich in Bezug auf den Zearalenongehalt nicht.
5.Einstreu: Bei der Untersuchung der Einstreu auf Mykotoxine waren häufig sehr hohe Werte für beide untersuchten Mykotoxine anzutreffen. Somit scheint bei einem Verdacht einer Toxikose die Untersuchung des Strohs einen wichtigen Hinweis auf die Ursache zu geben.
Diese Untersuchungen zeigten, dass die Serumproben der zufällig entnommenen Feldstudie häufiger Ochratoxin A belastet waren als die Seren, die aufgrund eines Toxinverdachts eingesandt wurden. In Futterproben, die wegen eines Zearalenonverdachts eingesandt wurden, ließ sich wesentlich häufiger das Toxin nachweisen, als in Proben der Feldstudie. Die Ergebnisse machen deutlich, daß eine Ochratoxinintoxikation klinisch schwerer zu diagnostizieren ist als das Zearalenon-Syndrom.
Quelle: Reich, K.: Feldstudie zum Vorkommen von Ochratoxin A und Zearalenon in Futtermitteln und im Blut von Zucht- und Mastschweinen mit besonderer Berücksichtigung der Futterherkunft und –lagerung; Dissertation, Freie Universität Berlin, 1998, Journal – Nr. 2188