Zeitung: Land wusste seit 2008 von Tierquälerei bei Lohmann
Hannover (aho) – Das Agrarministerium in Hannover wusste spätestens seit 2008, dass beim Cuxhavener Geflügelkonzern Lohmann Tierzucht (LTZ) männlichen Zuchtküken routinemäßig der Kamm und weiblichen Küken die Zehen amputiert wurden. Die Tiere sollten in der Enge von Mastställen so weniger anfällig für Verletzungen gemacht werden. Das geht aus entsprechenden Gutachten des Tierschutzdienstes des Landesamts für Verbraucherschutz (Laves) in Oldenburg von September 2008 und Juni 2009 hervor, die der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) vorliegen. Seit 2008 muss der Tierschutzabteilung im Agrarministerium auch bekannt gewesen sein, dass das untergeordnete Landesamt für Verbraucherschutz (Laves) die Amputationen klar als Tierquälerei und damit als Straftat wertet, so die HAZ in einem Bericht.
Auch bei LTZ war man sich offensichtlich der tierschutzrechtlichen Problematik seit Jahren bewusst: „Kämme und Zehen bleiben im Prinzip illegal, wurden bisher jedoch noch nicht kontrolliert – dieser Bereich bleibt sehr gefährlich“, heißt es in einem Protokoll der „Ethik-Arbeitsgruppe“ des Konzerns von 2006, das der HAZ vorliegt. Die Praxis wird im Laves-Gutachten als klar „verboten“ gewertet, insbesondere könne es keine Rechtfertigung geben, wenn mit den Amputationen „hauptsächlich Erleichterungen für die Haltung“ angestrebt würden.
Ungeklärt ist die Rolle des zuständigen Veterinärdirektors des Landkreises Cuxhavens: In einer Stellungnahme aus dem Januar 2009 für die Staatsanwaltschaft schreibt er: Das Herausschneiden der Kammanlagen bei den Hahnenküken sei „tierschutzkonform“. Einen Monat zuvor hatte der Leitende Veterinärdirektor noch mitgeteilt, die LTZ sei über die Unzulässigkeit des Kürzens von Kämmen und Zehen „mehrfach unterrichtet“ worden. „Diese Aussage muss ich korrigieren“, nimmt der Amtsveterinär laut HAZ seine Ausführungen zur Rechtmäßigkeit des Amputierens im zweiten Schreiben zurück.
Die Staatsanwaltschaft Stade hat ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Tierquälerei gegen zwei Geschäftsführer der LTZ, das kommende Woche vor dem Amtsgericht Cuxhaven verhandelt wird, eingeleitet.
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