Bedenklicher Trend: Immer mehr Cephalosporine in der Humanmedizin
Berlin (aho) – In der Humanmedizin werden immer mehr Reserveantibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine verordnet. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kommt der aktuelle Verordnungsatlas, der jetzt vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) veröffentlicht wurde. „Insbesondere ab der zweiten Generation gilt diese Wirkstoffklasse aufgrund ihres breiteren Wirkungsspektrums als Reservegruppe, die schweren Infektionen vorbehalten sein sollte“, erklärt der Allgemeinmediziner und Infektiologe Dr. Bätzing-Feigenbaum. „Diese Antibiotika gelten als eine der Ursachen für die Entwicklung von Multiresistenzen, denen unbedingt entgegengewirkt werden muss. Ein statistisch signifikanter Verordnungsanstieg bereitet uns daher große Sorge.“ Veränderten Leitlinien der Urologen und Allgemeinmediziner könnte hingegen der rückläufige Einsatz von Fluorchinolonen bei älteren Patienten zu verdanken sein. Fluorchinolone gelten als Hauptverursacher von schweren Infektionen mit dem Bakterium Clostridium difficile, die mit einer hohen Sterblichkeitsrate verbunden sind.
Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Versorgungsatlas haben bei ihrer Analyse die pseudonymisierten Arzneiverordnungsdaten des Jahres 2008 bis 2014 aus Arztpraxen ausgewertet. Berechnet wurde die Anzahl der verordneten definierten Tagesdosen (DDD) systemisch wirkender Antibiotika pro Versicherte in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).
Der Versorgungsatlas ist eine Einrichtung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Es ist eine öffentlich zugängliche Informationsquelle mit Studien zur medizinischen Versorgung in Deutschland. Schwerpunkt der Studien sind regionale Unterschiede in der Versorgung sowie deren unterschiedliche Strukturen und Abläufe. Die Analysen sollen Anhaltspunkte liefern, wie die Versorgung verbessert werden kann. Sie basieren auf den bundesweiten kassenübergreifenden Abrechnungsdaten der vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland.
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