BVL-Experten: Mehr Behandlungstage und höhere Verbrauchsmengen durch qualifizierte Antibiotika-Anwendung; derzeitige Erfassung kontraproduktiv.
Berlin (aho) – Experten des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin werfen in der aktuellen Ausgabe des Deutschen Tierärzteblatts unter anderem einen kritischen Blick auf die pauschale Erfassung von Behandlungstagen in der Datenbank des sogenannten „Antibiotikamonitorings“ und auf die Erfassung der Menge der an Tierärzte abgegebenen Antibiotika beim BVL. Problematisch dabei ist nach Meinung der Autoren, dass sich der Zusammenhang zwischen diesen Parametern und der Resistenzentwicklung nicht quantifizieren lässt. Außerdem kann eine einseitige Berücksichtigung dieser Parameter bei der Therapie zu ungewollten und kontraproduktiven Ergebnissen führen, so die Experten.
Sie führen weiter aus: „Gemäß den Antibiotika-Leitlinien sollen, wenn immer möglich, Wirkstoffe mit einem engen Wirkspektrum eingesetzt werden. Auch wenn eine akute Infektion im Rahmen einer kalkulierten Therapie initial mit einem modernen Breitbandantibiotikum therapiert wird, muss nach Vorliegen der Ergebnisse eines Resistenztestes, wenn indiziert, die Therapie auf einen anderen Wirkstoff mit engerem Wirkspektrum deeskaliert werden. Allerdings werden diese
Wirkstoffe meist in höherer Dosierung und, laut Packungsbeilagen, über einen längeren Zeitraum verabreicht, sodass der sinnvolle und gewollte Einsatz von Antibiotika mit einem schmalen Wirkspektrum durchaus zu höheren Verabreichungsmengen und einer längeren Therapiedauer führen kann“. (1)
Tatsächlich haben Politiker eine nicht unerheblich Drohkulisse bis hin zur Betriebsschließung von Tierhaltungen aufgebaut, wenn der in Behandlungstagen gemessene Antibiotikaeinsatz nicht pauschal reduziert wird. Durch den geschickten Einsatz von modernen Substanzen die in der Antibiotikadatenbank anzugebende Behandlungsdauer von mehreren Tagen auf nur einen Tag reduzieren. Reserveantibiotika wie Marbofoxacin in Form des Injektionspräparates „Forcyl“ (8 mg/kg KGW) oder Enrofloxacin in Form des Injektionspräparates „Baytril 1nject“ (7,5 mg / kg KGW) sind hierfür ausdrücklich zugelassen. Zudem sind die Aufwandmengen je Kilogramm Körpergewicht im Vergleich zu altbewährten Substanzen wie Chortetracyclin (60 mg/ kg KGW) vergleichsweise winzig.
(1) Rüdiger Hauck, Jürgen Wallmann und Thomas Heberer
Antibiotikaresistenz
Deutsches Tierärzteblatt, März 2015, S. 332 – 337
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