Kläranlagen: Drehscheiben für antibiotikaresistente Bakterien
Graz (aho) – Kläranlagen und Klärschlämme tragen zur Verbreitung von resistenten Keimen in der Umwelt bei. Zu diesem Fazit kommen Wissenschaftler der Karl-Franzens- Universität in Graz. Sie hatten die Resistenzlage von E. coli (Colibakterien) aus drei verschiedenen Kläranlagen, den Eintrag resistenter E. coli über die Kläranlagenabläufe und die landwirtschaftliche Nutzung von Klärschlamm in die Umwelt untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass von den 529 Isolaten insgesamt 39 % resistent gegen ein oder mehrere der 24 getesteten Antibiotika waren. Die Anzahl koloniebildender Einheiten (KBE) von E. coli verringerten sich im Verlauf der Klärung um den Faktor 211, dennoch gelangen 2×10 hoch 2 KBE E. coli/ml in die Vorfluter. Unbehandelter Klärschlamm enthält bis zu 10 hoch 5 E. coli/g. Daraus lässt sich nach Meinung der Wissenschaftler ableiten, dass sowohl die landwirtschaftliche Nutzung von Klärschlämmen als auch die Kläranlagenabläufe zu einer Verbreitung resistenter Keime in der Umwelt beitragen.
Schon häufig hatten Fachleute darauf hingewiesen, daß durch die Anwendung von Antibiotika in der Humanmedizin in großem Maße antibiotikaresitente Keime selektiert werden und diese dann über die Kläranlagen in die Umwelt bzw. auf Futter – und Nahrungspflanzen gelangen können.
G. Wüst, F. F. Reinthaler, D. Haas, G. Feierl, J. Posch, F. Mascher und E. Marth Zur Resistenzsituation von E. coli aus Abwasser Österreichische Wasser- und Abfallwirtschaft Nr. 55/ 1-2, 2003