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Arzneimittel: Kleinkläranlagen belasten Grundwasser im ländlichen Raum

Tabletten_04Dessau (aho) – Antibiotika aus Kleinkläranlagen können insbesondere im ländlichen Raum das Grundwasser belasten. Das belegen Untersuchungen des Umweltbundesamts (UBA) in Dessau.
Vor zwei Jahren wurden an zwei von bundesweit 48 Messstellen Antibiotika (Sulfonamide) in auffällig hoher Konzentration gemessen. An sieben weiteren Stellen waren die Sulfonamide Antibiotika in geringer Konzentration nachweisbar. Die Ergebnisse wurden in Laienpresse und Politik umgehend dem Einsatz von Arzneimitteln in der landwirtschaftlichen Tierhaltung zugeordnet. Und selbst das UBA stellte in einer Pressemitteilung vom 21.03.2014 umgehend eine Verbindung zur „Intensiv-Tierhaltung“ her. (1)

Eine aktuelle Studie des Umweltbundesamtes (2) klärt die Eintragspfade in großen Teilen auf. Demnach stammen die wiederholt an zwei Grundwassermessstellen festgestellten sehr hohen Konzentrationen – zwischen 100 und 300 ng/l – des Sulfonamids Sulfamethoxazol aus der Humanmedizin. Dieser Stoff wird in Deutschland in der Humanmedizin in deutlich größeren Mengen als in der Tiermedizin eingesetzt. Der hier gefundene Wirkstoff konnte das Umweltbundesamt nahegelegenen Kleinkläranlagen zuordnen. Dort wurden auch begleitende Wirkstoffe, Transformationsprodukte und Süßstoffe sowohl in Grundwasser- als auch in Abwasserproben lokal benachbarter Kleinkläranlagen gefunden, die direkt in den Boden emittieren.

Wie das Amt weiter berichtet, seien viele Häuser außerhalb von Siedlungen nicht an die öffentliche Kanalisation angeschlossen und entsorgten ihre Abwässer daher über eigene Kleinkläranlagen. Über deren Abläufe gelangten die Arzneimittel dann direkt ins oberflächennahe Grundwasser. Für die aktuelle Studie wurden insgesamt elf mit Antibiotika belastete Grundwasserstellen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen untersucht.

An neun Messstellen wiesen die Wissenschaftler regelmäßig den Wirkstoff Sulfadimidin in geringen Konzentrationen nach. Für die Hälfte der Standorte konnte das Umweltbundesamt nachweisen, dass das Sulfonamid aus der Tierhaltung über die Gülle ins Grundwasser gelangt ist. Häufig entdeckten die Wissenschaftler auch den Wirkstoff Sulfadiazin in geringen Konzentrationen. Auch dieses Antibiotikum stammt nach Erkenntnissen des UBA sowohl aus der Tierhaltung als auch aus Kleinkläranlagen.

Das Umweltbundesamt fordert, die Belastung des oberflächennahen Grundwassers durch Kleinkläranlagen genauer zu untersuchen. Ebenso empfiehlt das UBA einen Grenzwert für Arzneimittel im Grundwasser. Der sollte sich am Grenzwert für Pflanzenschutzmittel orientieren und bei 100 Nanogramm pro Liter liegen.  

(1) Umweltbundesamt
Tierarzneimittel – ein neues Problem für das Grundwasser?
Pressemitteilung, Nr. 12/2014 vom 21.03.2014.

(2) Dr. Stephan Hannappel, M. Sc. Claudia Köpp, Dr. Sebastian Zühlke
Aufklärung der Ursachen von Tierarzneimittelfunden im Grundwasser – Untersuchung eintragsgefährdeter Standorte in Norddeutschland
Umweltbundesamt, Texte 54/2016, Juni 2016

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