Schweiz: Tierärzte gegen Kastration unter Narkose
(lid) – Am 2. Juli 2009 übergaben Mitglieder des Komitees Tierärzte mit Herz auf dem Bundesplatz in Bern ihre Petition mit 850 Unterschriften an Doris Leuthard. Sie wehren sich damit gegen die Vorschrift, dass Ferkel ab 2010 unter Inhalationsnarkose kastriert werden müssen.
Die Betäubung mit dem Narkosegas Isofluran belaste die Tiere vor dem Eingriff und sei in 5-10 Prozent der Fälle nachweislich ungenügend oder gar nicht wirksam, schreibt das Komitee Tierärzte mit Herz in der Medienmitteilung vom 2. Juli. Die Schmerzen nach der Operation würden nur reduziert, wenn zusätzlich Schmerzmittel verabreicht werden. Die Fachleute wehren sich dagegen, dass Schweinezüchter nach einem halbtätigen Kurs einen Eingriff durchführen dürfen, für den Tierärzte mehrere Semester geschult werden. Der gesundheitsgefährdende und umweltbelastende Wirkstoff (Isofluran ist ein Treibhausgas) würde so unkontrollierbar in die Hände von Laien gelangen. Heute bestehe die Möglichkeit, die Tiere kostengünstig und ohne Rückstände im Fleisch gegen Ebergeruch zu impfen und ihnen damit die Schmerzen der Kastration ganz zu ersparen.
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Eckard Wendt, AGfaN e.V.
Wir sind uns gewiss einig: Die betäubungslose Kastration ist Tierquälerei. Die Anwendung von Narkotika und Pharmaka sollte zunächst einmal nur speziell ausgebildeten Fachleuten gestattet sein. Ich frage mich aber, ob nicht auch ein operativer Eingriff wie die Kastration zu denjenigen Massnahmen gehören sollte, die nur Chirurgen vornehmen dürfen. Zumindest dürfen doch vergleichbar schwere Operationen bei Menschen nicht von Berufsfremden durchgeführt werden. Wenn also die Anpassung der Eberferkel an unsere menschlichen Bedürfnisse bedenkenlos medizinischen Laien überlassen wird, warum dann nicht nach entsprechender Schulung auch die dazugehörige Einleitung einer wirksamen Narkose. Übrigens kommen doch Narkosefehler sowohl in der Human- wie auch in der Veterinärmedizin vor, obwohl sie von vollausgebildeten Fachleuten vorgenommen werden.
Selbstverständlich sollte die Verwendung von Isoflurans aus Gründen des Klimaschutzes nur eine Übergangslösung sein.
Die Immunokastration ist eine praktikable und inzwischen auch erprobte Alternative. Mit dem Mittel könnte der Anwender doch aber auch nicht fachgerecht, ja sogar kriminell, umgehen. Deshalb müsste man, wolle man in voller Konsequenz der Argumentation der Tierärzte folgen, diese Form der Kastration ebenfalls den Veterinären vorbehalten. Aber, ist das dann noch praktikabel?
Ziel muss die Zucht auf Schweine sein, bei denen die Eber kein „Stinkefleisch“ produzieren. Das wird aber höchstens mittelfristig zu erreichen sein, möglicherweise sogar nur mit dem Nachteil verschlechterter Reproduktionsraten.
Jul 3rd, 2009
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