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Kommentar: Keine Garantie

Von Kristina Sinemus, Darmstadt

Die neu aufgeflammte Diskussion über den Einsatz der Gentechnik in Lebensmitteln hat viele Betroffene verunsichert. Zunehmend wird auch Kritik an gentechnisch veränderten Futtermitteln laut. Was ist dran an dieser Kritik?

In Deutschland finden derzeit nur die Verarbeitungsprodukte von zwei gentechnisch veränderte Pflanzen Einsatz in Futtermitteln: Der Bt-Mais (Novartis) und die Roundup-Ready Sojabohne (Monsanto), die beide überwiegend aus Nordamerika importiert werden. Der Bt-Mais enthält ein Gen, das ihn resistent gegen die Larven des Maiszünsler macht. Die Pflanze stellt ein Gift her, das selektiv gegen bestimmte Schmetterlingsraupen wirkt und für andere Lebewesen hingegen ungefährlich ist. Der Einsatz von Insektiziden zum Schutz der Ernte wird dadurch überflüssig. Die Roundup-Ready Sojabohne hingegen ist resistent gegen das Herbizid Roundup-Ready. Dadurch wird eine leichtere und effektivere Unkrautbekämpfung möglich. Unter günstigen Bedingungen kann sich die eingesetzte Menge an Herbiziden um bis zu 30 Prozent verringern.

Die Sicherheitsbewertung für Futtermittel orientiert sich im wesentlichen an den gesetzlichen Regelungen für gentechnisch veränderte Lebensmittel (Novel-Food-Verordnung). Diese bezieht sich bei der Zulassung neuer Lebensmittel darauf, ob im Vergleich zu konventionellen Produkten diese als „substanziell äquivalent“ betrachtet werden können. Dies ist der Fall, wenn sie sich weder in Zusammensetzung, Stoffwechsel, noch im Gehalt an unerwünschten Stoffen wesentlich unterscheiden. Diese Lebensmittel / Futtermittel können dann analog den traditionellen eingesetzt werden. Dabei muss beachtet werden, dass auch herkömmliche Lebens- und Futtermittel eine natürliche Variationsbreite in ihren Inhaltsstoffen aufweisen, die keinerlei Auswirkungen auf die Qualität des Endproduktes haben.

Sowohl der Bt-Mai, als auch die Roundup-Ready Sojabohne zeigen – außer den gewollten – keine wesentlichen Veränderungen von Inhaltsstoffen gegenüber den herkömmlichen Pflanzen. Die substantielle Äquivalenz ist somit gegeben. Die gesundheitliche Unbedenklichkeit der neu eingeführten Gene und Proteine wurden in zahlreichen Untersuchungen (zum Beispiel Allergietests und Tierversuche) sichergestellt und die Pflanzen auf dieser Grundlage zugelassen.

Inzwischen liegen eine Reihe von Untersuchungen über den Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen als Futtermittel vor. Neben Milchkühen wurden Schweine, Mastrinder, Legehennen, Broiler, Schafe und der Katzenwels untersucht. Dabei konnten keine signifikanten Unterschiede zu der Fütterung mit traditionellen Futtermitteln festgestellt werden. Während bei den Roundup-Ready Sojabohnen kein qualitativer Unterschied beim Futter zu erkennen ist, weist der Bt-Mais sogar einen Vorteil gegenüber herkömmlichen Mais auf. Der Bt-Mais ist wesentlich besser gegen den Maiszünsler geschützt und weist daher eine geringere Befallsdichte auf. Da Fraßwunden des Maiszünslers zu verstärktem Pilzbefall an den Maispflanzen führen, ist die Belastung durch von Pilzen gebildeten Mykotoxine beim Bt-Mais bis zu achtfach geringer als beim herkömmlichen Mais.

Alle verfütterten Proteine – ganz gleich ob von gentechnisch veränderten Pflanzen oder nicht – werden von den Tieren praktisch komplett verdaut. Somit enthalten weder Fleisch, noch Eier oder Milch neue Proteine durch Verfütterung gentechnisch veränderter Pflanzen. Ein neues Allergierisiko durch Verzehr tierischer Produkte, zu deren Herstellung gentechnisch veränderte Futterpflanzen verwendet wurden, kann daher ausgeschlossen werden.

Auch durch die neuen Gene der Futterpflanzen entsteht für den Menschen kein neues Risiko. Täglich nimmt der Mensch über seine normale Nahrung bis zu 1 g DNA auf, Schweine bis zu 5 g und Kühe bis zu 20g DNA. Alle Lebewesen müssen sich daher seit Beginn ihrer Existenz mit „Fremd-DNA“ in ihrer Nahrung auseinandersetzen, ohne das Gentechnik im Spiel war. Die durch Gentechnik neu eingeführte DNA in Futterpflanzen verändert diese Situation nicht, da sie nur einen sehr geringen Anteil an der Gesamt-DNA der Nahrung von Tier und Mensch ausmacht.

Die DNA wird fast vollständig im Magen-Darmtrakt durch die Magensäure und Verdauungsenzyme abgebaut. In geringen Mengen gelangen verbleibende DNA-Bruchstücke in Blutzellen und einige innere Organe und können dort nachgewiesen werden. Die Menge der neuen Gene in gentechnisch veränderten Futterpflanzen ist jedoch so gering im Vergleich zur restlichen Pflanzen-DNA, dass nur allgemein Pflanzen-DNA in Blut von Kühen und Hühnern nachgewiesen werden konnte. Die neuen Gene von Roundup-Ready-Sojabohnen und Bt-Mais waren mit der empfindlichsten verfügbaren Nachweismethode weder im Blut noch in der Milch von Kühen nachzuweisen.

Trotzdem wird der Ruf nach Gentechnik freiem Futter laut. Aber ist das überhaupt machbar? Zunächst muss berücksichtigt werden, dass wir es heute mit einem globalen Markt zu tun haben. Von den 200 Mio. t an Futtermitteln, die heute in der EU jährlich benötigt werden, stammen etwa 60 Prozent, das sind 120 Mio. t., aus industrieller Produktion. Nur 40 Prozent des Bedarfs wird von den Farmen selbst hergestellt. Von diesen 120 Mio. aus industrieller Produktion wird ein großer Teil importiert. Etwa ein Drittel der industriell hergestellten Futtermittel stammt so aus Quellen, die potentiell mit gentechnisch veränderten Pflanzen arbeiten. Dies zeigt, das Garantieerklärungen für absolut Gentechnik freie Futtermittel nicht möglich sind.

Eine hundertprozentige Trennung der Futtermittel vom Erzeuger bis zum Verbraucher wiederum ist ein umfangreicher Vorgang, der nicht von heute auf morgen möglich sein wird.Falls die Märkte den Aufbau eines völlig autarken Vertriebs- und Produktionsnetzes für Gentechnik freie Futtermittel fordern würden, ist mit erheblichen Mehrkosten für zu rechnen, die dann auf den Verbraucher weitergegeben werden würden. Und auch am Ende des langfristigen und teuren Umstellungsprozesses wird es unmöglich sein, Futtermittel herzustellen, die garantiert keine gentechnische Veränderung enthalten, da Verunreinigungen nie auszuschließen sind.

Dr. Kristina Sinemus ist Geschäftsführerin der Genius GmbH, Darmstadt Kommentar KRAFTFUTTER / FEED MAGAZINE Aktueller Kommentar des Monats Juli/August

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