Morbus crohn durch Mycobacterien: Wissenschaftler legen eindeutige Ergebnisse vor
Heidelberg (aho) – Ein Autorenteam um den Chirurgen Prof. Dr. Jan Schmidt von der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg legt in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals „Gut“ weitere Belege für die Beteiligung des Erregers „Mycobacterium avium paratuberculosis“ (MAP) am Krankheitsbild der Morbus crohn beim Menschen vor. Sie konnten das Erbgut von MAP aus 52 von 100 Gewebsproben isolieren, die Morbus Crohn Patienten chirurgisch entfernt wurden. MAP wurde sowohl aus Dünndarm (47%) – als auch aus Dickdarmgewebe (61%) isoliert. Die Wissenschaftler untersuchten auch Darmgewebe von Menschen die an Colitis ulcerosa und von Menschen, die nicht an einer entzündlichen Darmerkrankung litten. Hier wurden sie nur bei 2 bzw. 5 % der Proben fündig.
Die Untersuchungen sind besonders bemerkenswert, da nach Expertenmeinung die gewählte Tiefgefrier – und Probenaufbereitungstechniken dafür bekannt sind, dass sie die Nachweishäufigkeit von MAP-Erbmaterial deutlich beeinträchtigen.
Der Erreger „Mycobacterium avium paratuberculosis“ ist in der Umwelt weit verbreitet und ist bei Wiederkäuern für die Paratuberkulose verantwortlich. Die Paratuberkulose ist wie Morbus crohn eine unheilbare Darmentzündung. Seit Jahren fordern Fachleute, die Paratuberkulose in Wiederkäuerbeständen intensiv zu bekämpfen. Das Gesundheitsministerium von Österreich hat jetzt eine Initiative zur landesweiten Bekämpfung der Paratuberkulose angekündigt.
MAP war zuvor schon mehrfach bei Morbus crohn Patienten in Blutproben und in Gewebsproben nachgewiesen worden. Einen Hintergrundbericht finden Sie hier.
Quelle: F. Autschbach, S. Eisold, U. Hinz, S. Zinser, M. Linnebacher, T. Giese, T. Löffler, MW. Büchler, J. Schmidt High prevalence of Mycobacterium avium subspecies paratuberculosis IS900 DNA in gut tissues from individuals with Crohn’s disease Gut 2005;54:944-949